Mordfall Charlotte Böhringer

@LivingElvis

Ich habe irgendwo gelesen die "besondere Schwerde der Schuld" würde eher selten festgestellt. Kannst Du das bestätigen oder bin ich einem Irrtum aufgesessen?
Ich habe die Bücher von Josef Wilfling gelesen. An der Person Wilfling mögen sich die Geister scheiden aber seine Truppe war ja sehr erfolgreich, das ist wohl unbenommen.
Wilfling schreibt ja auch welche Strafe der Mörder bekam und da ist eben oft die besondere Schwere der Schuld festgestellt worden.
Kann natürlich auch sein, dass Wilfling sich genau diese Fälle für sein Buch herausgepickt hat weil "einfaches" Erschießen einer Person sich nicht so gut verkauft.
Mich würde halt interessieren ob die besondere Schwere der Schuld wirklich eher selten festgestellt wird.

Hääähhh, was is'n jetzt los?

Besondere Schwere der Schuld bedeutet doch in Bences Fall, dass er die gesamte Haftstrafe absitzen muss und eben nicht vorzeitig entlassen wird. Das stand doch aber schon relativ früh fest^^

Interested schrieb:Hääähhh, was is'n jetzt los?

Besondere Schwere der Schuld bedeutet doch in Bences Fall, dass er die gesamte Haftstrafe absitzen muss und eben nicht vorzeitig entlassen wird. Das stand doch aber schon relativ früh fest^^

Stimmt - ich hatte das wieder vergessen. Bence hat ja die volle Klatsche bekommen. Das einzige was ihm jetzt bleibt, ist das Verhältnis zu seinem Bruder. Und genau deshalb wäre es dumm von ihm, nachträglich ein Geständnis abzulegen. Denn dann muss der Bruder ihn für schuldig halten und wäre einem sozialen Druck ausgesetzt, sich von Bence zu distanzieren. Der Tradeoff wäre also (mal vereinfacht ausgedrückt):

Kürzere Haftstrafe, dafür die Gefahr hinterher ohne soziale Bindungen und Vermögensteilhabe (wie auch immer die aussehen könnte) dazustehen

versus

Volle (also längere Haftstrafe), dafür aber eine soziale und finanzielle Perspektive nach der Haft.


Eine vollständige Aufklärung des Falles wird es daher nie geben.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich habe irgendwo gelesen die "besondere Schwerde der Schuld" würde eher selten festgestellt. Kannst Du das bestätigen oder bin ich einem Irrtum aufgesessen?
Ich habe die Bücher von Josef Wilfling gelesen. An der Person Wilfling mögen sich die Geister scheiden aber seine Truppe war ja sehr erfolgreich, das ist wohl unbenommen.
Wilfling schreibt ja auch welche Strafe der Mörder bekam und da ist eben oft die besondere Schwere der Schuld festgestellt worden.
Kann natürlich auch sein, dass Wilfling sich genau diese Fälle für sein Buch herausgepickt hat weil "einfaches" Erschießen einer Person sich nicht so gut verkauft.
Mich würde halt interessieren ob die besondere Schwere der Schuld wirklich eher selten festgestellt wird.

Also ich erlebe es eher selten. Für ne valide Aussage müsste ich nachschauen, obs da Statistiken zu gibt.

Interested schrieb:Besondere Schwere der Schuld bedeutet doch in Bences Fall, dass er die gesamte Haftstrafe absitzen muss und eben nicht vorzeitig entlassen wird. Das stand doch aber schon relativ früh fest^^

Die gesamte Haftstrafe wäre bis zum Tod. Das in einem Urteil bereits festzustellen, also dem Täter bei Haftantritt jede Möglichkeit -und sei sie nur theoretisch- einer vorzeitigen Haftentlassung zu nehmen, ist nach der Rechtsprechung des BVerfG nicht mit dem Grundgesetz vereinbar.

Also da kann an der Angabe irgendwas nicht stimmen.

Wer´s genau wissen will:
http://www.servat.unibe.ch/dfr/bv045187.html#Rn211

@LivingElvis

Nein, wenn ich nicht irre (lang ist's her :) ) hat er 26 Jahre bekommen und diese muss er absitzen!

@LivingElvis

Danke, nein brauchst nicht extra nachschauen. Beim Schreiben meines posts fiel mir ja ein, Wilfling wird für seine Bücher natürlich die grausigsten Fälle genommen haben.

Interested schrieb:Nein, wenn ich nicht irre (lang ist's her :) ) hat er 26 Jahre bekommen und diese muss er absitzen!

Du irrst garantiert. Das deutsche Strafrecht kennt als längste zeitige Freiheitsstrafe 15 Jahre. Danach kommt lebenslänglich.

Man kann allerdings bei einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe eine Mindestverbüßungsdauer festsetzen. Das sind in der Regel 20 oder auch mal 25 Jahre. Das ist aber eben nur das MINIMUM. Maximal ist eben lebenslänglich.

@LivingElvis

Soweit ich weiß, hieß es lebenslänglich (15 Jahre) plus besondere Schwere der Schuld..gesamt 26 Jahre...nun lies doch endlich das Urteil :D

@Interested
Lebenslänglich ist aber nicht gleich 15 Jahre, es hat lediglich eine Mindestverbüßungsdauer von 15 Jahren. Pommerenke hat 49 Jahre im Knast gesessen (bis er verstorben ist), nicht 15.

Wenn die das mal gescheit scrollbar machen, gern ;)

@LivingElvis

To keep a long story short^^

Der Verurteilte Toth bleibt voraussichtlich bis zum Jahr 2028 in Haft.

Die für 13 Tage angesetzte Hauptverhandlung, unter dem Vorsitz von Manfred Götzl, begann am 2. Mai 2007 und endete am 12. August 2008 nach über 15 Monaten und insgesamt 93 Verhandlungstagen mit derVerurteilung wegen Mordes zu lebenslanger Freiheitsstrafe mit besonderer Schwere der Schuld.

Wikipedia: Mordfall Charlotte Böhringer

Dann haben die ne Mindestverbüßungsdauer von 20 Jahren angeordnet.

Das ist das MINIMUM. Bis dahin bleibt er AUF JEDEN FALL drin. Er kann aber bei negativer Sozialprognose auch über dieses Datum hinaus, im Gefängnis bleiben, was bei einem Tatleugner mit cholerischen Zügen nicht grade unwahrscheinlich ist.

LivingElvis schrieb:Das ist das MINIMUM. Bis dahin bleibt er AUF JEDEN FALL drin.

Das ist uns bekannt und wir sind zufrieden - aber ich glaube nicht, dass er darüber hinaus im Gefängnis bleiben muss. Ist mir persönlich auch nicht wichtig. Wichtig war, dass er verurteilt wurde und das Strafmaß ist angemessen.

@Interested

Die Aussage der Wikipedia, dass der Toth bis mindestens zum Jahr 2028 in Haft bleiben würde, besitzt so gut wie keine Grundlage. Es wird in der Wikipedia auch nur auf den Spiegel verwiesen, in dem behauptet wird, dass wegen Mordes Verurteilte in Bayern erst frühestens nach 22 Jahren entlassen werden (daraus wurde dann das Jahr 2028). Diese Aussage ist fehlerhaft, einer der Sedlmayr-Täter (bei dem die besondere Schwere der Schuld festgestellt wurde) wurde schon nach 16 Jahren entlassen, andere sind auch noch nach 50 Jahren in Haft.

Vorliegend geht aus dem Urteil kein Mindest-Strafmaß hervor. So etwas muss in den Tenor des Urteils aufgenommen sein.

Wann Toth entlassen wird, kann man letztendlich nicht sagen, das kommt eben auf die Umstände an.

@JosefK1914

Ich habe das Urteil gelesen - hatte aber keine Lust, es für @LivingElvis ein weiteres mal zu tun und die entsprechende Stelle zu zitieren (da man nicht scrollen kann). Das haben wir hier zur Genüge gekaut, das Strafmaß.

JosefK1914 schrieb:Wann Toth entlassen wird, kann man letztendlich nicht sagen, das kommt eben auf die Umstände an.

Richtig. Die aber aufgrund der besonderen Schwere der Schuld, nicht so bald sein werden.

@Interested

Das braucht man auch nicht.

So etwas MUSS im Tenor des Urteils stehen und nicht in der Urteilsbegründung.

Denn die Urteilsbegründung wird nur dann verfasst, wenn der Angeklagte, Nebenkläger oder die StA Revision einlegt.

Daher braucht man die Urteilsbegründung nicht im Einzelnen durchzulesen, das wesentliche ist immer dem Tenor zu entnehmen.

Interested schrieb:Richtig. Die aber aufgrund der besonderen Schwere der Schuld, nicht so bald sein werden.

Und die geht genau aus dem Tenor des Urteils hervor.

@JosefK1914

Und wo ist dann jetzt das Problem?

Interested schrieb: Die aber aufgrund der besonderen Schwere der Schuld, nicht so bald sein werden.

Genau!

@Interested

Es ging letztendlich um das von Ihnen hervorgehobene Zitat:

Interested schrieb:Der Verurteilte Toth bleibt voraussichtlich bis zum Jahr 2028 in Haft.

Irgendeine spezielle Mindestverbüßungsdauer, auf die anhand dieses Zitats wohl @LivingElvis geschlossen hat, ist dem Urteil aber gerade nicht zu entnehmen.

Das war das Problem.

@JosefK1914

Wie gesagt, ist einige Zeit her, dass ich mich damit beschäftigt habe. Werde aber gerne entsprechende Seite, sofern ich Zeit habe, hier verlinken. Dann kann der Tenor selbst nachgelesen werden. Und Wiki habe ich zitiert, weil ich mich meine zu erinnern, dass im Urteil die Jahreszahl zu verbüßende Haftstrafe genannt wird und es sich mMn deckte.

@Interested

Das Urteil findet man doch unter folgendem Link:

http://www.probence.de/die-verfahren/urteil/ (Archiv-Version vom 13.10.2014)

Und der Tenor ist schon auf der Seite 4. Da steht nichts von einer Jahreszahl.

Und wie gesagt, der Spiegel kommt über einen anderen Weg an diese Jahreszahl.