2cent schrieb:Ich „spinne“ mal mit, auch wenn all diese Überlegungen natürlich nicht zu einem konkreten Ort führen.
Danke für die Anregung, das finde ich hier interessant für die Diskussion, wenn verschieden Leute hier schildern, was ihnen in den Sinn kommt, wenn sie die Methode (zumindest soweit wie sie in dem Podcast beschrieben wurde) mal durchspielen. Natürlich, so wie Du schreibst, weit ab vom Anspruch, damit einen konkreten Ort identifizieren zu können oder die Methode professionell anwenden zu können (ich denke, die ist viel komplexer als es in dem Podcast mit wenigen Worten dargestellt wurde). Aber interssante Diskussionspunkt würde das hier sicher liefern.
2cent schrieb:Das kommt, denke ich, darauf an, was für ein Typ ich bin.
Bin ich nicht so risikobereit (zB Entdeckungsriskio), eher bedachter/planend/kontrollierend (wahrscheinlich schon etwas älter) oder
in absoluter Ausnahmesituation und Panik und nehme ich das Risiko der Entdeckung bei einer „schnellen Entledigung“ Leiche eher in Kauf oder bedenke ich dies evtl. gar nicht (wahrscheinlich eher jünger und / oder ohne Mitwisser/Helfer)
Unabhängig vom allgemeinen Charakter-Typ des Täters (risikobereit vs. risikoscheu, bedacht vs. panisch) finde ich, dass das Alter der Person dabei ein hohe Rolle spielen dürfte. Allgemein kann man wohl davon ausgehen, dass ein jüngerer Mensch (wenn man jetzt konkret an Christian, Martin und Sven denkt) ein technisch-organisatorisch größere Probleme bei dem Vorhaben, eine Leiche verschwinden zu lassen, hätte als ein älterer/erwachsener.
Das fängt schon damit an, dass sie weniger Lebenserfahrung haben, sich weniger gut in der Gegend auskennen dürften (sie hatten ja erst seit kurzem einen Führerschein, während ein 30-, 40- oder 50jähriger Eingeborener sich eben schon seit Jahrzehnten in der Gegend frei (= per Auto)bewegen kann und dabei auch einen größeren Radius abgedeckt haben dürfte).
Sie haben auch eher weniger Zugang zu den "privaten Räumen", wie
@2cent sie ins Spiel bringt; Vergraben im eigenen Garten oder einbetonieren im Keller kommt für einen jungen Menschen, der noch bei seinen Eltern wohnt oder zur Miete (wo absehbar ist, dass er eher nicht für den Rest seines Lebens in der gleichen Mietwohnung wohnen wird) eher nicht in Frage. Jemand, der alleine im eigenen Haus lebt (auch temporär alleine, siehe Kurt dessen Frau zur Tatzeit in Kur war) hat da natürlich andere Möglichkeiten, auch was ein kurzfristige vorübergehende Verstecken einer Leiche unmittelbar nach der Tat angeht, um sich "in Ruhe" eine passende Versteck- oder Verschwindemethode auszudenken, zu planen und vorzubereiten.
Wurde im NDR-Podcast nicht auch gesagt, das Kurt so einen Kleinbagger und andere Maschinen zur Verfügung gehabt hat?
Bei den drei jungen Männern Christian, Martin und Sven kommt hinzu, dass sie alle drei kein Alibi für die Zeit nach der Begegnung mit Katrin haben, aber das immer nur für eine recht kurze Zeit an jenem Abend (max. wenige Stunden), danach waren sie dann an der Tanke, sind nach Hause gekommen (ob nun vor oder während Flubber sei mal dahingestellt...) etc.
Das ist verdammt wenig Zeit, die sicher reicht, um sich mit Katrin im Auto auf den Heimweg zu machen, in einen Konflikt abzudriften und sie zu töten (oder einen Unfall zu haben), aber sehr sehr wenig Zeit, um eine Leiche verschwinden zu lassen und zwar so gut, dass sie dann 2 1/5 Jahrzehnte lang nicht gefunden wird. Zumal sich die Situation unmittelbar nach so einem Vorfall angesichts des jungen Alters der drei ja doch als mental extrem herausfordernd darstellen dürfte (also die dürften doch da total durch den Wind gewesen sein!). Die Vorstellung, eine Leiche nur provisorisch versteckt zu haben und sich spätestens in den nächsten Tagen um eine bessere Ablagemöglichkeit kümmern zu müssen, dürfte diesen Ausnahmezustand wohl noch mal deutlich verschärft haben.
Die Bekannten und Freundinnen haben zu allen dreien ausgesagt, dass ihnen nach Katrins Verschwinden an denen keine Wesensveränderung aufgefallen ist.
Wenn man also von einem Täter aus der Gruppe der drei als verdächtig eingestuften jungen Männer ausgeht (oder einem anderen Mister X, der dieser Altersgruppe angehört), würde ich denken, dass sie die Leiche noch am gleichen Abend, direkt im Anschluss an die Tat, irgendwo im Wald abgelegt haben. Wenn ich mich versuche, in diese Situation hinein zu versetzen, würde ich denken, dass die spontane oberste Priorität wäre, die Leiche möglichst schnell loszuwerden. Ich würde davon ausgehen, dass die alle nicht gerade True-Crime-Nerds waren und damals bei ihnen das allgemeine Wissen über Möglichkeiten der Spurensicherung eher gering bzw. gar nicht im Bewusstsein war, so dass es ihnen deshalb wahrscheinlich weniger um ein Verwischen/Zerstören von Spuren und/oder ein "Für-Immer-Verschwinden-Lassen" gegangen wäre, sondern einfach darum, die Leiche möglichst zügig loszuwerden. Bei der Wahl des Ablageortes wäre es dann erst mal darum gegangen, sie einigermaßen zu verstecken (also z.B. nicht am Waldrand oder in direkter Nähe zu einem Waldweg, sondern tiefer in den Wald hinein, vielleicht oberflächlich abgedeckt mit Laub und Zweigen) und sie etwas weiter weg zu bringen, weil man denkt, dass dort a) wahrscheinlich nicht gleich gesucht würde und b) man dann keine Verbindung zur Person des Täter ziehen würde.
Schnelligkeit dürfte dabei ein gewisse Prioriät gegenüber einem ausgeklgeltem Versteck gehabt haben.
Bei einem älteren Täter dagegen würde ich die Wahrscheinlichkeit einer Zwischenlagerung für deutlich höher einschätzen. Zum einen, weil ein erwachsener Mann eher Zugang zu Zwischenlagerungsmöglichkeiten (z.B. eigenes Grundstück, eigenes Haus, Garage etc.) haben und sich eben auch besser in der weiteren Umgebung ausgekannt haben dürfte. Zum anderen aber auch, weil ich bei einem älteren Täter eher von einem überlegteren, nicht so übereilten Handeln ausgehen würde.
In der Rückschau ist uns bekannt, dass das Versteck oder die Methode der Leichenvernichtung so gut war, dass die Leiche seit jetzt fast 25 Jahren nicht entdeckt wurde. Gerade bei einem Versteck muss das aber nicht bedeuten, dass der Täter tatsächlich einen genialen Masterplan hatte und das perfekte Versteck erdacht hat, sondern kann vielleicht auch einfach Glück (aus Tätersicht) sein. Die gerade aufgefundene Leiche von Jenni Sch. hatte der Täter wohl einfach in einem Gebüsch abgelegt, also nicht sonderlich aufwenidg versteckt und trotzdem ist sie jahrelang nicht gefunden worden.