Brexit und danach?

@Grymnir

Grymnir schrieb:Das bedeutet, daß wirtschaftlich auf kurze Sicht eigentlich gar nichts passieren sollte, weder auf der Insel, noch hier.

Pustekuchen.
Repräsentative Umfrage unter Britischen Unternehmenschefs:

1 in 4 UK businesses will freeze hiring. 1 in 3 will decrease investment.

http://www.ft.com/cms/s/0/86d771b6-3bb0-11e6-9f2c-36b487ebd80a.html

@Grymnir

Grymnir schrieb:Ich kenne mich mit den Statuten der EU nicht aus, wie ein Austrittsgesuch handzuhaben ist. Im Radio bei MDR aktuell haben sie vorhins aber gesagt, daß allein das Verfahren mindestens zwei Jahre dauern wird. Das bedeutet, daß wirtschaftlich auf kurze Sicht eigentlich gar nichts passieren sollte, weder auf der Insel, noch hier.

Tja, die Börse sieht es schon mal anders. Da ist kein laissez-fair. Ich glaube auch, dass jeder Investor einfach nur dann investiert, wenn er weiß, welche Reguöarien denn jetzt gelten. Ansonsten werden einige gehen müssen: Diejenigen, die nur wegen der EU sich in England angesiedelt haben. Einige werden sich evtl. noch zwei Jahre über Wasser halten (Mittelstand). Andere werden gar nicht erst investieren, weil sie nicht wissen worin, da zu unsicher.

@1.21Gigawatt
@mikala

Die wirklichen Auswirkungen dürften aber erst eintreten, wenn sie tatsächlich den Austritt vollzogen haben. Angst, Kursstürze und Unsicherheit können sich natürlich während der ganzen ,,Hängezeit" hinziehen.

@Grymnir
Will nicht wissen wie die "wirklichen Auswirkungen" aussehen, wenn die Vorboten schon so aussehen.

Ganz wichtig ist für beide Seiten - für EU und vor allem GB: Sicherheit schaffen. Ein rumlamentieren und versuchen Zeit zu gewinnen ist rein politisches Kalkül, die Menschen und vor allem die Wirtschaft werden das nicht mitmachen. Wenn GB auf Zeit spielt, ist es reines Unvermögen. Es hilft niemandem. Im Gegenteil: es hemmt alles. Wer nicht weiß, worauf er sich einläßt, der wird entweder lethargisch oder bleibt wie er ist: Nichtstuend. Auf keinen Fall wird sich etwas bewegen auf längere Zeit gesehen.

Grymnir schrieb:Die wirklichen Auswirkungen dürften aber erst eintreten, wenn sie tatsächlich den Austritt vollzogen haben. Angst, Kursstürze und Unsicherheit können sich natürlich während der ganzen ,,Hängezeit" hinziehen.

Jaein... Firmen planen ihre Zukunft und in gegenwärtiger Situation ist der Standort UK nicht planbar. Wenn ein Standortwechsel und damit eine erhöhte Unabhängigkeit von der UK-Politik ein gangbarer Weg ist, wird der abgeschätzt. Insbesondere dann wichtig, wenn ein Standortwechsel auch führ stabilere Aktienkurse sorgen kann. Wie bereits in einem Post von mir geschrieben, prüfen bereits jetzt 1 von 5 Firmen solche Wegzüge. Und das, obwohl nun mal überhaupt nicht klar ist, wohin der Weg führt...

@1.21Gigawatt

Das stimmt, es könnte tatsächlich vollkommen in die Binsen gehen. Ich glaube aber wirklich nicht, daß das Ganze zu einem englischen Staatsbankrott führen wird. Zur Not muß eben der Commonwealth helfen, wird auch Zeit, daß die mal was zurückgeben :D


Aber momentan kann man wirklich nur spekulieren, wie die Geschichte ausgeht. Kein Experte auf der Welt kann abschätzen, was wird.

@vivajohn

Bei großen, internationalen Firmen gebe ich dir recht. Aber der Bäckerladen in Liverpool wird sich schon irgendwie halten ;)

Gibt es denn jetzt noch eine Möglichkeit die Wahlen für Ungültig zu erklären,oder ist der Brexit zu 100% durch?

@MacLucky
Das Parliament kann rein rechtlich die Abstimmung überstimmen. Aber welche Auswirkungen hat das? Antwort: Unglaubwürdigkeit, weil es ist ja egal, was das Volk will. Was glaubst du welche Auswirkungen sowas hat?

MacLucky schrieb:Gibt es denn jetzt noch eine Möglichkeit die Wahlen für Ungültig zu erklären,oder ist der Brexit zu 100% durch?

Nein das Referendum hat keine rechtlich Bindende Wirkung.. aber eine moralische, vorallem für die Regierung.

Ich lese im Videotext aber gerade, daß Cameron eine Revision ablehnt:

Großbritanniens Premierminiser David Cameron hat Bestrebungen, einen Austritt des Landes aus der EU doch noch abzuwenden, eine Absage erteilt. ,,Die Entscheidung muß akzeptiert werden und der Prozeß, die Entscheidung bestmöglich umzusetzen, muß jetzt beginnen" (...)

52% der Briten hatten beim Referendum für den Brexit gestimmt. Danach hatten viele Briten eine zweite Abstimmung gefordert Rechtich ist das Votum nicht zwingend bindend.

Nur, weil Cameron daß jetzt sagt, heißt das nicht, daß es nicht ein Volksbegehren nach einer zweiten Abstimmung geben kann.
Die Briten sehen die ersten Auswirkungen ihrer Entscheidung, und wenn es zu einem neuen Referendum käme, würden sie vermutlich - ob der bereits sichtbaren Auswirkungen - anders entscheiden.

Zumal er schon ausgeschlossen hat das er dies Umsetzt,

Grymnir schrieb:Ich lese im Videotext aber gerade, daß Cameron eine Revision ablehnt

Aber er aktiviert auch nicht Artikel 50, sondern überlässt die Umsetzung des Ergebnisses der Volksbefragung seinem Nachfolger oder auch einem neuen Parlament (Neuwahlen?). Das klingt anders als vor seiner angeleierten Abstimmung.

Die Fragestunde im britischen Unterhaus war definitiv interessant, ich habe mir am Nachmittag eine Stunde lang die Diskussion reingezogen.

mikala schrieb:Wenn GB auf Zeit spielt, ist es reines Unvermögen

Je länger sich die Regierung von GB Zeit lässt, desto bessere Bedingungen für den Brexit kann sie aushandeln

@Narrenschiffer

Narrenschiffer schrieb:Die Fragestunde im britischen Unterhaus war definitiv interessant, ich habe mir am Nachmittag eine Stunde lang die Diskussion reingezogen.

Das ist immer interessant, den Diskussionen im Unterhaus zuzuhören. Jedenfalls gibt es da mehr zu lachen, als hier. Liegt auch vielleicht an der Raumanordnung, die dort mehr auf Konfrontation ausgerichtet ist. Manchmal hat der Speaker richtig was zu tun. Ich sehe mir das auch hin und wieder auch an. Die select- commitee-rooms sind aber aufschlußreicher, weil es da richtig mit Zahlen zur Sache geht.

parabol schrieb:Je länger sich die Regierung von GB Zeit lässt, desto bessere Bedingungen für den Brexit kann sie aushandeln

Ja ne ist klar.

Bevor der Antrag nicht gestellt ist wird ja überhaupt nichts verhandelt.

Und ich könnte mir vorstellen das seitens der EU noch pissiger reagiert wird wenn sich Zeit gelassen wird.

Und GB sitzt hier definitiv NICHT am längeren Hebel als das sie es sich leisten könnten auf Zeit zu spielen.

Grymnir schrieb:Bei großen, internationalen Firmen gebe ich dir recht. Aber der Bäckerladen in Liverpool wird sich schon irgendwie halten ;)

Logisch, aber gerade z.B. London ist vollgestopft mit internationalen Grosskonzernen, welche dort ihr "Europaportal" betreiben. Die wollen eher weg und da sind wir dann bei den Schätzungen von einer halben Mio Arbeitsstellen die flöten gehen werden. Oder eben anders ausgedrückt, kostet dass dann im Schnitt 4300 Pfund/Person jährlich mehr, welche am Ende dem "Verdiener" schliesslich fehlen werden. Mal ganz abgesehen von den Abwertungen und Inflation auf das Pfund und der Tatsache, dass damit eh schon alles teurer wird.
Das sind eben die Schätzungen, die Versuchen, solche Umbrüche mal in Zahlen auszudrücken. Was ich eben auch ganz gut finde.

Nicht falsch verstehen. Ich halte die EU für das falsche Instrument, ich bin kein sonderlicher Fan davon... Ich hasse es aber, wenn denn Leuten was falsches vorgemacht wird à la "Wird schon nicht so schlimm". Der Brexit wird die Briten einen nicht unerheblichen Teil ihres Wohlstandes kosten... Ob der das Wert, darf jeder für sich entscheiden...

@Nerok

Und ich könnte mir vorstellen das seitens der EU noch pissiger reagiert wird wenn sich Zeit gelassen wird.Und GB sitzt hier definitiv NICHT am längeren Hebel als das sie es sich leisten könnten auf Zeit zu spielen.Text

Nein, das würden die Briten selbst auch so sehen. Ich frage mich nur was das ganze Affentheater seitens der EU sein soll. Jetzt kommen erstmal drei Monate Sommerpause. Da wird sowieso nichts zerissen. Bei Griechenland haben sie sich ewig lange Zeit gelassen, obwohl es gebrannt hat. Aber eben richtig ausgedrückt, Die sind angepisst.

Nerok schrieb:Und GB sitzt hier definitiv NICHT am längeren Hebel als das sie es sich leisten könnten auf Zeit zu spielen.

Der Vorteil von GB ist, das ist eine einzige Regierung (wenn mal von dem Problem mit Schottland absieht).
Die EU besteht dagegen aus 27 Regierungen, von denen jede was anderes will.