Brexit und danach?

Anaximander schrieb:Ford produziert z.B. in Spanien, Nissan (noch) in Sunderland

Ja nicht ?
Fast jede bekannte internationale Firma versucht ihre Produkte nahe am Kuden (Markt) zu produzieren.
Wobei jetzt GB gerade als Stützpunkt für Eu MArkt keine große Zukunft hat.

Hier kann man schön nachlesen, dass ausgerechnet das UK EU-Handelsverträge mit den USA, Indien und China jahrelang blockiert hat, da dies seinen Interessen zuwiderläuft.

Und die gleichen Leute argumentieren dann, dass das UK aus der EU raus muss, um endlich Handelsverträge mit den USA, Indien und China abzuschließen.

https://blogs.spectator.co.uk/2016/04/boris-and-the-brexiteers-are-talking-nonsense-about-britains-trade-policies/ (Archiv-Version vom 04.08.2017)

Indien hat sogar Interesse. Sie wollen Freizügigkeit und außerdem mit Fliegendreck verseuchte Mangos verkaufen, welche die EU verboten hat. Seitdem ruhen die Gespräche wohl auch vorerst.

Und der Spectator steht eigentlich den Tories nahe.

Die EU und Japan stehen kurz davor, ein Freihandelsabkommen abzuschließen, davon ist das UK dann auch ausgeschlossen:

https://www.ft.com/content/c2696826-5e67-11e7-91a7-502f7ee26895?mhq5j=e1

Theresa May hat inzwischen gemerkt, dass sie ihren im White Paper beschriebenen Gesprächsansatz in die Tonne kloppen kann:

https://www.theguardian.com/politics/2017/jul/02/british-officials-drop-cake-and-eat-it-approach-to-brexit-negotiations

Besser spät als nie.

@Anaximander
Kurzer Check.. kannst du auch Gespräche etwas weiter führen oder bist dur nur eine Brexit-Progression Bot ?

@subgenius

Der Maybot Brexitbot.

Was genau war Dein Diskussionsansatz?

@Anaximander
Danke für deinen Einsatz hier, ziemlich gründliche Brexit-Quellen-Quelle.
Mein Ansatz war der Umstand das sich GB durch einen Brexit in eine Situation bringt in der sie sich zu einen 'easy Deal' für das Trump Regime macht.

Anaximander schrieb:Die EU und Japan stehen kurz davor, ein Freihandelsabkommen abzuschließen, davon ist das UK dann auch ausgeschlossen:

Mal ne Frage am Rande:

Was wollen die Japaner denn in der EU verkaufen? Autos haben wir schon. Diese grellbunten Süßigkeiten haben wir auch schon. Auf die Textilien nach dem Stil "Hello Kitty" bin auch nicht scharf, auch nicht auf deren Kosmetikprodukte. Ahh, jetzt weiss ich es, wir kriegen jetzt Walfleisch auf den Teller, gelle?

@Bauli
Deutschland und Japan Handen ünerwiegend Hightech Erzeugnisse (Mascchienen,Autoteile, EDV, Chemie, Medizin) .. in beide Richtungen.

@Bauli

Das ist zu einem Teil richtig. Sanyo und Panasonic ( auch hier sehr präsent) und die Halbleiterindustrie fällt  mir ein. Aber ich tu mich schwer zu glauben, das die japanische Industrie der deutschen Industrie wirklich hilft, außer das wir Käufer generieren. Aber auch das mag ich nicht so recht glauben.

@subgenius

In welche Richtung sich das Verhältnis USA - UK entwickelt, kann noch keiner absehen.

Brexiters haben durchaus Hoffnungen auf ihn gesetzt, zumal nach dem "back of the queue" von Obama.

Trump ist "Isolationist", er hält also von Freihandel nichts.

Trump konnte seinen geplanten Staatsbesuch im UK nicht antreten, der Widerstand gegen ihn ist zu hoch. Nach der Kündigung des Klimaabkommens muss selbst das UK etwas auf sein internationales Ansehen achten.

Im Bereich Handel gibt es wenige gemeinsame Interessen, ein solches Abkommen wäre gefährlich.

Das UK könnte sich zu einem Steuerparadies entwickeln, wenn es nach den Tories wird, und für einige amerikanische Konzerne interessant werden, hauptsächlich als Briefkastenfirmensitz, wenngleich mit schöneren Gebäuden.

Aber die EU wird das verhindern, sonst kein Deal.

Und wie lange können er und May sich überhaupt noch halten?

Strong and stable sieht anders aus.

@subgenius

Oder anders formuliert, es sind seit Monaten überhaupt keine Meldungen mehr bekannt geworden über Handelsabkommen, die das UK zumindest schon mal vorsondieren will, insbesondere von Seiten der USA ist da überhaupt nichts zu hören. Auch über diesen dafür zuständigen neuen Minster Liam Fox hört man überhaupt nichts.

Es gibt außerdem eine intensive parlamentarische und auch öffentliche Debatte darüber, ob man nicht doch in der Zollunion verbleiben will, mMn wird die EU das aber nicht machen wollen, außer eben für Freizügigkeit.

Heißt, in diesem Fall würden die Handelsverträge mit der EU bestehen bleiben, und das UK könnte auch keine eigenen schließen.

Es geht dabei auch nicht um Geheimniskrämerei (anders als bei der EU), die britischen Politiker haben wirklich überhaupt keine Ahnung, und sind absolut blauäugig in das Ganze hineingegangen, da auch keiner damit gerechnet hat, dass das Volk wirklich so stimmen würde.

Anaximander schrieb:In welche Richtung sich das Verhältnis USA - UK entwickelt, kann noch keiner absehen.

Ich male ja auch provokativ den Teufel an die Wand.

Anaximander schrieb:Trump ist "Isolationist", er hält also von Freihandel nichts

Wenn es nur das wäre. Trump träumt seinen isolationistischen Traum auch für den Rest der Welt.

Anaximander schrieb:Das UK könnte sich zu einem Steuerparadies entwickeln, wenn es nach den Tories wird, und für einige amerikanische Konzerne interessant werden, hauptsächlich als Briefkastenfirmensitz, wenngleich mit schöneren Gebäuden.

Das Schlupfloch zu königichen Steueroasen waren sie ja schon vorher.. das könnte sich bezüglich Geldern aus dem Eu Raum extrem verknappen.

Anaximander schrieb:Oder anders formuliert, es sind seit Monaten überhaupt keine Meldungen mehr bekannt geworden über Handelsabkommen, die das UK zumindest schon mal vorsondieren will, insbesondere von Seiten der USA ist da überhaupt nichts zu hören. Auch über diesen dafür zuständigen neuen Minster Liam Fox hört man überhaupt nichts.

Die Briiten wissen gerade nicht so genau was sie wollen (hauptsache was mit Brexit) und gründen gerde Komitees zur Rettung der Wimbledon Erdberenernte.
Bezüglich den USA muss man in Anbetracht des Mangels an erfahrenen ausenpolitischen Beamten und den Vorlieben des POTUS sich fragen ob ein Handelsabkommen via Twitter gekündigt werden kann ?

Irgend einen Deal werden die Britten benötigen um zu überleben.

Zum EU-Japan Vertrag:

Imports from Japan to the EU are dominated by machinery, electrical machinery, motor vehicles, optical and medical instruments, and chemicals.
EU exports to Japan are dominated by motor vehicles, machinery, pharmaceuticals, optical and medical instruments, and electrical machinery.

http://ec.europa.eu/trade/policy/countries-and-regions/countries/japan/index_en.htm (Archiv-Version vom 10.07.2017)

Anaximander schrieb:Zum EU-Japan Vertrag

Hey.. scheint a fast so als würdest du meine Quelle veraten ;)

subgenius schrieb:Irgend einen Deal werden die Britten benötigen um zu überleben.

Das bringt die Situation durchaus auf den Punkt, aber es zeichnet sich da wirklich nichts ab.

Wenn man sich den Handelsoutput von Australien anschaut, dann wollen die am liebsten Roherze ausführen, wofür das UK dann wieder keinen Bedarf hat, weil die Industrie untergeht.

@subgenius

Bei EU-Japan geht es aber auch um gegenseitige Investitionen, vor kurzem ist eine der größten Banken nach Frankfurt umgezogen.

Anaximander schrieb:Bei EU-Japan geht es aber auch um gegenseitige Investitionen, vor kurzem ist eine der größten Banken nach Frankfurt umgezogen.

Eher um globalen Handel von exclusiven High-Tech Produkten.

@subgenius

Wenn ich mir die Schaubilder in dem Link oben anschaue, dann sind die Investitionen (besonders von Japan in der EU) etwa das 2 1/2 fache der gesamten Handelsimporte (Güter und Dienstleistungen).

Wenn man sich das anschaut, fragt man sich noch mehr, was das UK der EU im Gegenzug für ein Freihandelsabkommen anbieten kann.

@subgenius

Eine mögliche Richtung, in der sich der Brexit entwickeln könnte, gibt dieses Buch vor, von einflussreichen Tories geschrieben:

Wikipedia: Britannia Unchained

Im Kern geht es darum, die britische Gesellschaft nach dem Vorbild Südostasiens zu reformieren:
- radikale Kürzungen bei allen öffentlichen Leistungen
- hohe Bereitschaft, Risiken einzugehen
- Abschaffung aller Schutzvorschriften für Arbeitnehmer, wie etwa Wochenarbeitszeiten und Rentenansprüche

Der Südosten von England mit London soll nach dem Vorbild von Singapur ein Steuerparadies werden, in dem sich reiche Ausländer niederlassen. Der industrielle Norden soll Sklavenarbeit verrichten. Freizeitangebote sollen zurückgefahren werden, damit die Menschen nicht von der Arbeit abgehalten werden.

Um diese Vision umzusetzen, ist der harte Brexit unbedingt erforderlich. Im Fall eines Handelsvertrages müsste sich das UK weiterhin im Großen und Ganzen an Umweltschutz, Arbeiterechte usw. halten. Andernfalls kann man die Ketten von Brüssel abwerfen und Freiheit erreichen.

Auf diese Weise könnte auch der wirtschaftliche Verlust durch den Brexit ausgeglichen werden.

Allerdings müsste man noch einen Weg finden, demokratische Wahlen zu umgehen, damit es nicht zu einem Politikwechsel kommt, sobald die Truthähne gemerkt haben, dass sie für Weihnachten gewählt haben. Plebiszite und unangekündigte Neuwahlen sowie die Berufung auf den "Willen des Volkes" sind schon mal ein Anfang.

Weiterhin hierfür könnte hilfreich sein, dass man nur noch wenige Europäer einlässt und nur in Bereichen, wo sie relativ wenig Schaden anrichten können. Die schuftende Bevölkerung wird nur noch von der Tory Presse darüber informiert, wie schlimm die Situation in Europa ist, das von Krise zu Krise stürzt und von Terroranschlägen heimgesucht wird (da die EU etwa 10 mal so groß ist, gibt es mehr zu berichten), und wie gut, angesichts der Ausbeutung, die britische Wirtschaft im Vergleich mithalten kann. Die Arbeitnehmer werden sich dadurch ihrer Ausbeutung weniger bewusst, wenn sie nicht mehr in der Lage sind, mit Europäern selbst zu sprechen, in Europa Urlaub zu machen (da sie es sich nicht leisten können), außer in Griechenland, oder gar zu studieren, in ähnlicher Weise, wie im Verhältnis Ostdeutschland und Westdeutschland im Kalten Krieg. Wichtig ist hierfür v.a. die Sprachbarriere, da praktisch kein Engländer eine europäische Sprache lesend verstehen kann, eine regelrechte Zensur etwa des Internets ist dadurch nicht notwendig.