Menschen wie
@rainlove verdienen IMO (in my opinion) eine gar bessere Unterstützung wo es möglich ist.
Ich war erst irritiert ob
@Toxid 's plakativer Aussage einfach arbeiten zu gehen. Fälle wie bei Rainlove zeigen, dass das halt eben wahlweise praktisch und / oder auch formell sehr schwierig ist.
Andererseits hat Toxid nicht Unrecht mit einer empfundenen Plünderung des Sozialsystems. Ich kann mich hier auch im Kern nur auf ein Bauchgefühl und uralte eigene Erfahrungen in (m)einer temporären Bezugszeit von ALG II erinnern. Da gab es anhand eigener Erfahrungen ganz grob drei Kategorien:
1) Wollten grundsätzlich arbeiten/was erreichen und sich nicht "ausruhen"
Ein Typus, der grundsätzlich motiviert ist aber temporär halt Hilfe oder einige Tipps braucht um besser in den Arbeitsmarkt zu kommen oder Alternativen darin zu finden. Keine zwingend allzugroßen Handicaps oder Schwierigkeiten. Wahrscheinlich nicht lange oder dauerhaft im Bezug. Dazu zählte ich mich vor allem mental in der Einstellung - und irgendwann hats zum Glück geklappt.
2) Erschwerende Rahmenumstände und sonstige Probleme
Ist zumindest nicht total abgeneigt oder auch eher motiviert, hat aber mit diversen erschwerenden Faktoren zu kämpfen. Hier können ganz viele unterschiedliche Menschentypen reinfallen. Das kann jemand mit formellen oder sozialen Handicaps sein, jemand mit krimineller Vergangenheit oder auch psychischen und anderweitigen Problemen. Hier zähle ich mich partiell formell zu weil ich es durch Schicksalsschläge schwerer hatte schneller in den Arbeitsmarkt zu kommen, da Zeugnisse in Schlüsselfächern durch diese Schicksalsschläge litten. Und ich halt ganz einfach als Wettbewerber auf dem Markt oft die Arschkarte gezogen habe weil schneller aussortiert bevor es überhaupt zu persönlichen Gesprächen in denen man ggf. hätte überzeugen können. Dazu noch aus der Erwerbslosigkeit bewerben ist dann oft ein bewerbungstechnisches Todesurteil, wenn man sich nicht gerade wie sauer Bier mit kostenlosem Praktikum anbietet, wo dann ggf. dennoch ne Absage kommt.
3) Der Null-Bock Typus
Quasi der Rest der in sonst keine vorgenannte oder eine vielleicht andere Kategorie gut passt und bei dem man wirklich in der Gesamtbetrachtung sagen bzw. davon ausgehen kann, dass er keinen Bock hat und vorsätzlich und wissentlich 'auf der faulen Haut' liegt.
Dem Typus wird in Debatten oft gerne eine überzogene und parallel von anderen zugleich eine runtergespielte Rolle oder Quantität zugeordnet. Fakt ist, dass es ihn gibt und ich ihn selbst erlebt habe. Hierunter fallen auch Fälle wo der Typus vermeintlich Probleme vorschiebt die er aber nicht wirklich hat, da das primäre Kalkül einfach die Vermeidung klassischer Beschäftigungsverhältnisse ist obwohl der jeweilige Mensch könnte. Ich habe den Typus Mensch in einzelnen Maßnahmen aber auch im gleichen Haus als Mitbewohner einer Hausgemeinschaft erlebt. Mir hat eine die vorher Krankenschwester war selbst stolz und ohne Scham erzählt, dass bald vermutlich deren Prüfverfahren durch sei und sie nicht mehr dauerhaft arbeiten müsse. Das sind die ganzen Fälle die nie medial groß bekannt werden - aber auch medial gibt es ja einzelne Extrembeispiele wie A. Dübel und andere die in Dokus interviewt wurden und wo man sich seinen Teil ob derer Argumentation denken kann.
Das sind jetzt plakativ zusammengefasste grobe Kategorien wo ich aber zumindest aus dem Stehgreif meine, dass man die meisten Leute im Kern oder weitläufig in eine zuordnen kann. Den 3. Typus verstehe ich sogar partiell: Ich kam damals selbst mit dem Geld, auch wenn ich andere Absicherungen und Rentenbezüge (wg. gewisser Rahmenumstände im Leben; es wurde dann halt angerechnet, ich meine aber dass ich am Ende immer noch grob aufs gleiche kam) aus. Wer sich an diesen Lebensstandard erfolgreich anpassen kann, der hat den Tag für sich. Ich könnte und wollte das zwar nicht aber man lebt dann auch nicht zwingend (im Vergleich zu Armut in anderen Breitengraden) giga schlecht. Für manche war es damals und ist es wohl auch heute noch immer ein "Traum" oder ein erstrebenswertes Ideal.
Menschen die aus ganz anderen Breitengraden kommen wo sie im Schnitt weniger hatten, die werden ggf. sogar staunen, wenn auch die adaptiv sich an den Verzicht anpassen können. Das könnte für manche auch lukrativer sein als sich zu bemühen. Aber natürlich sei an der Stelle auch fairerweise gesagt, dass viele auch aus anderen Breitengraden vermutlich lieber sich irgendwas aufbauen und nicht ein Leben lang in der 'sozialen Hängematte' verweilen wollen.
Am Ende ist das letztendlich ob der Thematik immer ein schwieriges und auch oft emotionales und gefärbtes Thema. Ich finde - auch, da ich damals selbst Nutznießer war - dass unser Sozialstaat eine große Errungenschaft ist. Ein Luxus, den viele andere Länder so nicht haben (können). Das sichert auch innere Sicherheit und soziale Kohärenz eher ab und verhindert weitläufige "Ghettoisierung".
Andererseits glaube ich auch an eine Solidargemeinschaft und nun mal an einen endlichen Haushalt. Sich darin gezielt bequem zu machen wäre unsolidarisch. Leider ist das dann auch ein Haushaltstitel der gern schon ob der höheren Ausgaben vernachlässigt wird oder wo eher als woanders zuerst gestrichen wird, je nachdem wer mit welchen politischen Mehrheiten an der Macht ist. Gerade in Zeiten, wo Investments in anderen Bereichen wie Sicherheit und Verteidigung stärker geboten sind als zuvor wird dann bei einem endlichen Haushalt die Abwägungsfrage gestellt. Darunter leiden dann auch jene die wirklich legitime Probleme und anerkannte Handicaps haben.
Die Problematik bzw. der auch kritische oder emotionale Diskurs wird anhalten. Ich will jetzt nicht noch ein großes Thema aufmachen aber um den Post abzuschließen glaube ich, dass wir auf Dauer noch mehr Menschen in sozialstaatlicher Abhängigkeit sehen werden, da weitere Automatisierung wg. KI vermutlich immer schneller mehr und mehr Jobs in Frage stellen, bzw. bedrohen wird. Viele werden nicht zeitnah umsatteln können.
Da wäre perspektivisch die Frage nach einem fairen universellen Grundeinkommen zu stellen - oder krasse Ghettoisierung in Kauf zu nehmen.