Rassismus

@Bone02943

Bone02943 schrieb:Eben weil mit dem Thema nicht vernünftig umgegangen wurde und man alles verdrängt hat, bis heute im übrigen, vorallem in Sachsen.

Das ist mir irgendwie immer zu pauschal.
Ich glaube wirklich dass es in deiner Gegend anders war. Und das finde ich dann eben auch schlimm, wenn das alles so war.
Kann halt nur nicht glauben, dass das im gesamten Sachsen genauso schlimm war - weil ich z.B. eben ganz andere Erfahrungen hinter mir habe Spoiler (nun kann man mir zwar Lügen unterstellen, aber ich weiß dennoch, dass ich mir das alles nicht aus den Fingern gesaugt habe und ich verlange auch gar nicht, dass man mir was glaubt)

Somit vermute ich - in Ost-Sachsen war es evtl. alles viel schlimmer oder am Schlimmsten.

@Optimist
@Bone02943

Es hängt wohl auch sehr stark davon ab, wie man etwas verkauft und nicht nur, ob man es halt mal thematisiert.

Wir waren in der 11. Klasse im Rahmen einer Studienfahrt meines Deutsch-LK nach Weimar auch in Buchenwald. Die Teilnahme war verpflichtend und meine Tutorin begründete das so, dass jeder deutsche sich gefälligst mindestens einmal im Jahr ein KZ anschauen müsse, um sich daran zu erinnern, was "wir" getan haben.

Ich bezweifle, dass durch die Aktion irgendwer zu einem besseren Menschen geworden ist...

raitoningu schrieb:Ich bezweifle, dass durch die Aktion irgendwer zu einem besseren Menschen geworden ist...

sicher hatte das nicht auf Alle die gleiche Wirkung.
Ich kann jetzt nur für mich und meinen Klassenkameraden sprechen: Auf uns hatte es eine große Wirkung gehabt - wir waren von diesen Gräueltaten sehr angewidert, konnten das alles gar nicht fassen, wieso Menschen zu sowas fähig waren...

@Optimist

Ich meinte, dass die Wirkung stark davon abhängt, wie man das den Kindern/Jugendlichen transportiert.
Mal durch ne Gedenkstätte laufen beeindruckt einen sicher vorübergehend, aber man nimmt da langfristig nicht viel von mit, wenn einem das so blöd begründet wird.
Aus meiner Sicht hat es sogar eher gegenteilige Wirkung, einer Gruppe 16-jähriger zu sagen "Seht mal wie grauenhaft, da habt ihr eine kollektive Mitschuld dran." Bei uns wurde eben auch nicht unbedingt alles optimal aufgearbeitet.

@raitoningu

raitoningu schrieb:Mal durch ne Gedenkstätte laufen beeindruckt einen sicher vorübergehend, aber man nimmt da langfristig nicht viel von mit, wenn einem das so blöd begründet wird.

da stimme ich dir vollkommen zu.
Bei uns wurde das auf alle Fälle nicht so blöd begründet.

Aus meiner Sicht hat es sogar eher gegenteilige Wirkung, einer Gruppe 16-jähriger zu sagen "Seht mal wie grauenhaft, da habt ihr eine kollektive Mitschuld dran."

Finde ich auch voll daneben.
Also denke, da hatte ich wohl dann doch viel bessere Pädagogen :)

@Optimist
@tudirnix
In den Artikeln werden soweit ich sehe auch die Anti-Algerier Progrome übergangen, das ist auch DDR und gab es ebenfalls (allerdings Thüringen):
Wikipedia: Erfurter Pogrome 1975

Dabei jagten bis zu 300 Rassisten algerische Vertragsarbeiter mehrfach durch die Erfurter Innenstadt, schlugen sie mit Holzlatten und Eisenstangen zusammen usw. Es gab Lynchmobs und es wurde mit Sprüchen wie "Schlagt die Algerier tot!" skandiert.
Die Verfolgungen fanden zudem auf öffentlichen Plätzen statt, es muss also von allen gesehen worden sein, aber keiner (außer später die Polizei) ist eingeschritten.

Die Aufstachelungsmethoden waren derselbe Scheiß den Neurechte heute verbreiten: Die Algerier wären faul, machen "unsere" Frauen an und werden bei Wohnungen bevorzugt und angeblich auch besser bezahlt, wären generell krimineller usw.:

[...] Diese [Verfolgungen] stehen in engen Zusammenhang mit den zahlreichen Gerüchten und Anschuldigungen gegenüber den algerischen Vertragsarbeitern, welche sich vor dem 10. August verbreiteten. Angeblich waren die Algerier „nicht sauber“, „nicht arbeitsam“ und dem „Alkohol und lockeren Frauen zugetan“.[4] Es kursierten außerdem die Vermutungen, dass die algerischen Vertragsarbeiter besser entlohnt und auch bei der Wohnungssuche begünstigt würden.

So verbreiteten sich neben den Gerüchten zur ungleichen Behandlung von Deutschen und Algerien auch frei erfundene Anschuldigungen, die den algerischen Vertragsarbeitern Vergewaltigung von deutschen Frauen[1] sowie den Mord an bis zu zehn Deutschen vorwarfen[4]. Die Staatssicherheit von Erfurt ermittelte zu allen Gerüchten. Sie fand jedoch keine einzige schwere Straftat, die durch Algerier begangen worden war.[7] Tatsächlich stellte die Staatssicherheit fest, dass bereits seit dem Eintreffen der Algerier in Erfurt von mehreren Personen „permanent Gerüchte in Umlauf gesetzt worden, die jeglicher Grundlage entbehrten“. Einer der Rädelsführer hatte offenbar bereits Tage vor den Vorfällen Schlägereien mit Algeriern geplant.[8] Eine gezielte Aufheizung der rassistischen Stimmung gegenüber Algeriern und die gezielte Eskalation der Situation ist deswegen wahrscheinlich.

@Sixtus66
das ist natürlich alles sehr schlimm.
Demnach doch nicht nur in Sachsen solche Zustände.

Bone02943 schrieb:Eben weil mit dem Thema nicht vernünftig umgegangen wurde und man alles verdrängt hat, bis heute im übrigen, vorallem in Sachsen aber auch an der Küste.

Das ist doch eine Legende. Aber weil man sie immer wieder wiederholt, auch in Leitmedien,
glauben das mit der Zeit scheinbar immer mehr.

Es geht wohl darum, die Menschen im Osten zu diskreditieren.

Letztes Jahr ist sogar eine dieser unsäglichen "Studien" aufgeflogen, die "wissenschaftlich" nachweisen wollte, dass die Ostdeutschen geborene Nazis sind.

Der Clou ist, wie ganz offen linke Gruppen staatliches Geld dafür bekommen, die Mitbevölkerung schlecht zu machen:

https://www.welt.de/politik/deutschland/article167126158/Frau-Gleicke-muss-sich-bei-den-Ostdeutschen-entschuldigen.html


Ich bin in Süddeutschland aufgewachsen.

Ich kann mich an die 1970er und 1980er Jahre erinnern. Natürlich gab es auch im Westen latenten Rassismus. Vor allem gegenüber Gastarbeitern.

Der Regisseur R.W. Fassbinder hat das in bekannten Filmen auch verarbeitet:

Katzelmacher, Angst essen Seele auf.

@Optimist

raitoningu schrieb:Ich bezweifle, dass durch die Aktion irgendwer zu einem besseren Menschen geworden ist...

Kommt eben drauf an wie es gestaltet wurde.

Wir waren mit der Schule in Oświęcim(Auschwitz-Birkenau) und ich denke es hat schon vielen die Augen geöffnet und das ganze Ausmaß erst begreifbar gemacht. Man sah die Berge von Dingen die anderen mal gehört haben, die ganzen Koffer mit Namen und Adressen drauf, die Brillen, Zähne, Haare,...

Das sowas nicht auf alle durchdringt ist ja normal, auch gar nicht verwerflich. Aber ich denke der großteil dat da seine Schlüsse draus gezogen, im positiven Sinne.

raitoningu schrieb:Aus meiner Sicht hat es sogar eher gegenteilige Wirkung, einer Gruppe 16-jähriger zu sagen "Seht mal wie grauenhaft, da habt ihr eine kollektive Mitschuld dran."

Das passiert dabei ja auch nicht.

Bone02943 schrieb:Das passiert dabei ja auch nicht.

wie meinst du das? - was passiert da nicht?

Hast du das gelesen, was meinst du dazu? Beitrag von accattone (Seite 108)

@Sixtus66

Man könnte meinen der Beitrag ist erst wenige Stunden alt... :X

accattone schrieb:Das ist doch eine Legende. Aber weil man sie immer wieder wiederholt, auch in Leitmedien,
glauben das mit der Zeit scheinbar immer mehr.

Es geht wohl darum, die Menschen im Osten zu diskreditieren.

Ich bin selber Ossi, 02943 Weißwasser, Sachsen, nahe der Grenze zu Polen. Ich weiß schon was ich hier so alles höre und sehe. ;)

accattone schrieb:Das ist doch eine Legende. Aber weil man sie immer wieder wiederholt, auch in Leitmedien,
glauben das mit der Zeit scheinbar immer mehr.

Es geht wohl darum, die Menschen im Osten zu diskreditieren.

Natürlich..alles nur gelogen obwohl es bestens Dokumentiert ist.

@Optimist
Wieso sollte sich Rassismus eigentlich nur auf bestimmte Gegenden beziehen? Ich denke Deine Wahrnehmung spielt da die Hauptrolle, nicht unbedingt die Realität

Optimist schrieb:wie meinst du das? - was passiert da nicht?

Das man den Schülern eine Mitschuld gibt, wenn sie KZ Gedenkstätten besuchen. Ich habe nicht erlebt das Jugendliche da eine Mitschuld erhalten haben.

Tussinelda schrieb:Wieso sollte sich Rassismus eigentlich nur auf bestimmte Gegenden beziehen? Ich denke Deine Wahrnehmung spielt da die Hauptrolle, nicht unbedingt die Realität

ach so, die Gegend kann keine Rolle spielen?
Es wird doch immer gesagt, im Osten ist der Rassismus schlimmer als im Westen? Spielt nun die Gegend eine Rolle oder nicht?

immer noch aktuell und zwar Lausitz @accattone

https://www.mdr.de/investigativ/rueckblick/exakt/exklusivsorben100.html (Archiv-Version vom 17.02.2018)

Nerok schrieb:Natürlich..alles nur gelogen obwohl es bestens Dokumentiert ist.

Eben das!

@Optimist

Ich kann mir aber auch kaum vorstellen das gerade deine Region in der DDR Rassismusfrei gewesen sein sollte.

@Bone02943

Bone02943 schrieb:Das passiert dabei ja auch nicht.

Uns wurde es aber implizit so verkauft, darauf wollte ich hinaus.
Einige aus meinem Jahrgang sagten, dass sie das nicht möchten, weil es ihnen zu grausam sei.

Meine Lehrerin antwortete dann wörtlich, dass man sich als deutscher jährlich ein KZ anschauen müsste, um sich zu erinnern, was "WIR" gemacht haben. Ich hab daraufhin - absichtlich etwas provokant - geantwortet, dass ICH gar nix gemacht habe und dann folgte ein ausführlicher Vortrag über kollektive Schuld und so.

Es ist sicher sinnvoll, Kindern "unsere" Vergangenheit näher zu bringen. Aber diese unterschwelligen Vorwürfe und das Gefühl, man müsse sich ausgiebig für etwas schämen, worauf man ja gar keinen Einfluss hatte, hat aus meiner Sicht eher viele Leute in eine oppositionelle Haltung getrieben. Für die waren dann Sarrazin und Konsorten ein echter Befreiungsschlag. "Wird man ja wohl noch sagen dürfen" und so...