Röhrich schrieb:Irgendwelche zusammengeschnitten Schnibsel, ohne die gesamte Konversation sind halt in der Regel nichts wert.
Sehe ich auch so. Genau das scheint aber auch die Methode von Herrn Kirk gewesen zu sein: Die Teile der Konversation zu veröffentlichen, für die er Beifall von seinen Followern bekam.
nocheinPoet schrieb:Er wollte ein Gefälle im Diskurs, er wollte Menschen demütigen, vorführen, als dumm darstellen, das öffentlich zeigen, und sich dann dafür feiern lassen.
Es ist generell eine nette Methode, um Personen zu diskreditieren. Zuletzt zu beobachten bei Dunja Hayali (ZDF heute journal).
Je radikaler die Positionen, umso größer die selektive Wahrnehmung. Ausgehend von einem Freund-Feind-Denken ist alles erlaubt, alles notwendig, alles geboten. Der antiparlamentaristische Staatsphilosoph und späterer "Kronjurist des Dritten Reiches" Carl Schmitt hat das im "Begriff des Politischen" ganz im Sinne der radikalen Rechten der Weimarer Republik dargestellt und gerechtfertigt. Der Andere ist der Feind, der muss (letztlich auch physisch) vernichtet werden. Das Wesen des Politischen ist der totale Kampf, der totale Krieg, der totale Sieg. Diese Haltung konnte man den stalinistischen Kommunisten damals auch vorwerfen. Aber seit der Kommunismus über den Jordan ist (seit 1989), gibt es keine linke Kraft mehr, die noch ernsthaft auf die Weltrevolution hofft. Es gibt heute keine Linke, die die Demokratie und die Freiheit gefährdet. Erst recht nicht in den USA, wo ja schon alles kommunistisch ist, was elementare Instrumente einer sozialen Demokratie anstrebt und "liberal" gilt.
Und als ab 1990 Neoliberalismus, libertäre Ideologien, sozialdarwinistische Vorstellungen vom Recht des Stärkeren und der globalisierte Markt den sozialen Zusammenhalt, den Sozialstaat und die Solidarität mit den Schwächeren untergrub und immer mehr Verlierer produzierte, die Schere zwischen Arm und Reich kontinuierlich wachsen ließ, da wurden keine neuen linken Ideologien geboren. Sondern Rechte, die den Hass auf Migranten, "die Anderen", die "Woken" schürten. Und - je stärker sie wurden - ihrerseits von der Revolution träumten. Die derzeit in den USA umgesetzt wird. "Checks and Balances"? Sch... drauf. Gewaltenteilung? Perdu. Unabhängigkeit der Gerichte? Auf dem Papier. Die Ideologie des Hasses ist übrigens nie zu Ende, sie braucht immer neue Opfer.
Kirk war als Ideologe, Fundamentalist und als Unternehmer aus seiner Sicht im Recht, er sah sich gerechtfertigt. Sein Erfolg und seine Millionen waren ein Gottesgeschenk, je mehr davon, umso gottgefälliger war er. Seine Ziele erlaubten es ihm, alle möglichen Kniffe der Propaganda anzuwenden, bis hin zu Lug und Betrug.
Deshalb habe ich meine Zweifel, wie religiös er wirklich war. Es kann genauso ein Mittel gewesen sein, die evangelikalen Fundamentalisten mit abzugreifen. Von "christlich" zu sprechen fällt mir schwer - mit Jesus hat dieses Bibelverständnis wenig zu tun. Und "wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein" wurde im Zusammenhang mit der Steinigung Homosexueller vergessen. Theologisch sehr traurig. Da trieft die Bigotterie und Heuchelei aus jedem Bibelzitat - das selbstverständlich auch aus dem Kontext gerissen wird, erst recht aus der historischen Entstehung dieses Buches.
Stattdessen Sprüche zu "Gods perfekt Law", das offenbar wenig mit Nächstenliebe, Vergebung und Erlösung zu tun hat. Oder zum Schwangerschaftsabbruch. Das kann auch alles wohl kalkuliert gewesen sein. So wie sich Trump vor einer Kirche in der Nähe des Weißen Hauses mit vorgehaltender Bibel präsentierte. Schon wie er unbeholfen das Buch in der Hand hielt - vermutlich hat er da nie einen Blick hineingeworfen. Aber seine Berater haben ihm klar gemacht, dass er die Evangelikalen in den USA braucht, um Präsident zu werden/zu bleiben.