Mutiges Kalkül oder Denkfehler?
Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kann sich unter bestimmten Voraussetzungen eine Zusammenarbeit mit der AfD vorstellen. „Die AfD hat es in der Hand. Sie selbst hat es in der Hand, die Brandmauer noch heute überflüssig zu machen“, sagte Woidke in der Potsdamer Staatskanzlei.
Die Partei müsste „alle Extremisten, alle Neonazis, alle ehemaligen NPD-Mitglieder und viele andere, die diesen Staat verachten, die die Demokratie und die Freiheit verachten“, herausschmeißen – dann sei eine Zusammenarbeit denkbar, sagte Woidke.
"Wenn sie soweit ist, kann sie sich bei uns melden."
Quelle:
https://x.com/JuliusBetschka/status/1980278642774036730bzw.
https://www.tagesspiegel.de/potsdam/brandenburg/zusammenarbeit-mit-afd-woidke-zur-brandmauer-afd-hat-es-selbst-in-der-hand-14611379.html
Man kann das jetzt als rausgehauenes Statement eines einzelnen Politikers oder einer Landesfraktion betrachten und abtun, ohne große Folgen oder Akzeptanz in der bundesdeutschen Politik - aber würdigen wir dem mal eine nähere Betrachtung:
Ein (besonders scheiterndes) Verbotsverfahren hat hohe Hürden und politischen Fallout. Geht das nach hinten los wird es eher noch schlimmer wegen der Dynamiken die daraus entstehen könnten. Die vorherigen klassisch wahrgenommenen Volksparteien kränkeln zugleich.
Ich halte das für einen gewagten Vorstoß. Aber sowohl ein anlaufendes Verbotsverfahren (vgl. Aussagen des Rechtsanwalt Chan-jo Jun darüber in einzelnen seiner Videos) als auch dieser politische Vorstoß könnten (müssen nicht) geeignet sein, eine AfD zu de-radikalisieren und wieder zu einer relativen Mitte zurückzuziehen, auch wenn sie im Kern eine Partei neben der CDU - auf einem großen links-mitte-rechts-Maßstab - sein würde.
Ich weiß nicht ganz was ich davon halten soll. Letztendlich sehe ich das größte Problem nicht darin, dass es eine AfD als weitere unter Wählern relevantere Partei gibt sondern eben was sie macht, wofür sie steht und wie sie sich gibt. Für mich wäre das, würde es denn auch so kommen, willkommene "damage control" bzw. Deradikalisierung, die besser ist, als weitere Radikalisierung.
Ob dieser 'call' oder dieses Angebot auch bei der AfD in Summe ihrer Mitglieder und Wähler auf offene Ohren stoßen wird oder die 'wütende Meute' eher Blut riecht und noch mehr all-in gehen will statt auch ihrerseits eine gewisse Anpassungswilligkeit zu zeigen...
...das kann wohl nur die Zeit zeigen.
Bei aller Kritik an der AfD: Ich nehm auch ne wirklich deradikalisierte gemäßigte AfD, wenn die 'Alternative' noch mehr Polarisierung, Populismus und Polemik dieser sind. Aber böse Zungen könnten behaupten, dann sei die AfD nicht mehr die AfD. Schreiben ja einzelne auch als Reaktion auf Twitter. Das sagt ja auch schon einiges aus, wenn man das Kernwesen der AfD so definiert.