Bishamon schrieb:dann ist das also falsch?
Im Tanach ist Ha-Satan („der Satan“) ein Name, der verschiedenen Engeln gegeben wird
Manchmal schreibt die Wikipedia aber auch wirklich einen Schrott! Die alttestamentliche nichtmenschliche Figur, welche "der Satan" genannt wird, ist in der Tat nur eine einheitliche Figur und nicht mehrere. Und nein, es handelt sich nicht um einen Namen. Im Tanakh wird der Satan auch nirgends Engel genannt, er steht dort bei den Göttersöhnen/Gottessöhnen. Erst im nachalttestamentlichen Judentum und dann auch in NT und Christentum sind Göttersöhne wie auch Cherubim und Seraphim Engel.
Der Gebrauch des Artikels "ha-" funktioniert im Hebräischen manchmal exakt so wie wir es auch aus dem Deutschen gewöhnt sind.
a) Ein Engel trat herzu. Der Engel sprach: ...
b) Der Engel der Gemeinde Smyrna trat herzu. Der Engel sprach: ...
c) Michael trat herzu. Der Engel sprach: ...
Wird ein XY eingeführt, und gibt es mehrere Vertreter, die man XY nennen kann, dann wird XY mit dem unbestimmten Artikel "
ein XY" eingeführt (im Hebräischen:
ohne Artikel), in den folgenden Sätzen dann aber mit dem bestimmten Artikel "
der/die/das XY" ergänzt (hebräisch
ha-). So in a).
Wird das XY bei seiner Einführung durch weitere Angaben konkretisiert, sodaß es mit diesen Angaben nur noch einen Vertreter gibt, steht bei der Einführung der bestimmte Artikel. So in b).
Ist das XY bereits eingeführt, nur mit anderer Bezeichnung, steht ebenfalls beim ersten XY der bestimmte Artikel. So in c).
Wird der biblische Satan nun erwähnt, steht stets der Artikel bei der Einführung. Damit handelt es sich um eine einzelne, hinreichend determinierte Gestalt und nicht um einen Vertreter von mehreren dieser Bezeichnung. Dies gilt auch, wenn die Bezeichnung "satan" durchaus andere Gestalten bezeichnen kann, wie es auch im AT vorkommt. Das ist quasi d):
d) Der Verführer trat herzu. Er sprach: ... - versus - Ein Verführer trat herzu. Er sprach: ...
Im christlichen Spachgebrauch ist klar, daß auf der linken Seite der Satan genannt wird, rechts hingegen nicht.
Gleichzeitig ist "ha satan" im Hebräischen genauso wenig Name wie es "der Verführer" im Deutschen ist, auch wenn man den Satan im Deutschen problemlos "der Verführer" nennen kann. Es handelt sich dabei um ein Epitheton.
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Dennoch ist der Satan nichts "von Anfang an anderes" als etwa die Göttersöhne, Cheruben, Engel, Himmelsheer etc. Im Hiobbuch könnte er einer der Gottessöhne sein und nur deshalb syntaktisch von ihnen getrennt erwähnt werden, eben weil es ja um ihn geht, nicht um die anderen. Jedenfalls steht der Satan genauso wie jene vor Gott und führt nur das aus, was Gott ihm anordnet. Daß er widerspricht, liegt ja in seiner Funktion als "satan"; dies ist quasi sein Auftrag, seine "Stellenbeschreibung".
Die Identifizierung des Satans mit "dem gefallenen Engel", dem hesekielschen Paradies-Cherub (Kap.28), dem gefallenen Morgenstern von Jesaja (Kap.14), der Schlange im Paradies, diese Identifizierung findet sich erst in nachalttestamentlicher Zeit. Erst ab dieser Zeit, wahrscheinlich ab der Perserzeit (zwischen Exilszeit und hellenistischer Zeit) galt der Satan als grundböse, als Widerpart Gottes. Dennoch avancierte der Satan im jüdisch-christlichen Raum nie zu einem völlig eigenständigen Widerpart zum guten Gott, wie es im persischen Dualismus der Fall ist, wo beide Seiten sich geradezu gleichwertig gegenüberstehen. Der Satan blieb stets eine untergeordnete Größe, was sich darin ausdrückte, daß er ursprünglich ein "Engel Gottes" war, gar "einer der Morgensterne" (/Erzengel, Cherub), sich dann aber nicht dem Willen Gottes unterordnen wollte, sondern nach Macht und Anbetung strebte.
Der Satan kann auf biblischer Grundlage nur ein himmlischer Diener Gottes (und damit in nachalttestamentlichem Sprachgebrauch: Engel) sein oder ein gefallener himmlischer Diener Gottes. Auf der Ebene des AT können wir uns noch streiten, ob der Satan Engel, Cherub, gefallen genannt werden kann oder nicht. Aber später, seit alle himmlischen Diener Gottes Engel genannt wurden und der Satan als grundböse galt, ab dieser Zeit gibt es da nichts mehr zu diskutieren, daß der Satan ein gefallener Engel ist.