Ruuna schrieb:Ich fand das Geldabheben anfangs auch schwer einzuordnen. Falls man allerdings davon ausgeht, dass Fabian nachts um drei nur wusste, dass er nicht gerne nach Essen fahren möchte, jedoch noch nicht, was er sonst machen soll, dann bieten sich eine Reihe Erklärungen an. Die einleuchtendste ist meiner Meinung nach, dass er sich alle Optionen offen halten wollte und dafür sinnvollerweise noch etwas Bargeld abgehoben hat.
Ganz so "offen" war es vermutlich nicht, denn kurz danach hat Fabian offenbar die B 278 gewählt. Ich gehe mittlerweile davon aus, dass er den Parkplatz direkt angesteuert hat. Aussagen in der Presse sind nicht ganz eindeutig, aber durchaus mit dieser Annahme in Einklang zu bringen.
Ansonsten verbinde ich die Sichtung (ich halte sie für gegeben; plausibel ist sie auch, da sie nur ca. 2 km vom faktischen Abstellort des Fahrzeugs entfernt liegt) im Bereich Clausberg damit, dass Fabian in dieser Gegend unterkommen wollte. Mal unabhängig davon ob, die Sichtung vor, am oder nach dem 3.11. erfolgte. Zum Beispiel im "Gut Hütschhof" (Ferienwohnung oder Pilgerherberge inkl. Frühstücksangebot). Dazu brauchte er natürlich Geld. Bei Beträgen von 10,- € je Nacht, braucht es auch keine Unsummen, um eine Weile auszukommen. Um es gleich vorweg zu nehmen, mir ist nicht bekannt, ob man am/im Gut Hütschhof mit Plastikgeld bezahlen kann. Wer in die Natur flüchtet, ist allerdings oftmals auf Bargeld angewiesen, denn nicht jede (abgelegene) Alm/Pension bietet den bargeldlosen Zahlungsverkehr an.
Der mitgeführte Schlafsack ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass Fabian zunächst eine Auszeit anstrebte und vor hatte, in einfachen Herbergen unterzukommen.
Weiterhin existiert die Aussage von Onkel und Tante, die von "Kopf frei zu bringen" sprachen. Die Angehörigen halten es demnach für eine Möglichkeit und damit nicht für abwegig, dass er vorhatte am Rennsteig zu Wandern oder bei einem Bekannten unterzukommen (irgendetwas könnte also nicht ganz "rund" in Fabians Leben gewesen sein). Das deckt sich mit einer evtl. Absicht sich eine Auszeit zu gönnen. Damit sind wir wieder bei dem Parkplatz und der räumlichen Nähe zum Rennsteig und die damit verbunde Natur, Wanderwege und Herbergen.
Bekannt ist außerdem (glaubhaft belegt), dass Fabian offenbar gegen 8:30 Uhr das letzte Mal bei WhatsApp online war. Der Arbeitsbeginn war laut Kripo Live für 8 Uhr vorgesehen. Eine realistische Annahme ist die, dass der Arbeitgeber bei einer Verspätung von etwa 30 Minuten erstmals versucht hat Fabian zu erreichen. Ich nehme an, dass Fabian daraufhin sein Handy bewusst abschaltete.
Jetzt bleibt natürlich die Frage, weshalb er die Auszeit evtl. doch nicht angetreten hat. Wir wissen nicht, ob diese Absicht nicht eher halbherzig war und wissen auch nicht, ob er letztendlich doch von Gedanken übermannt wurde. Die Zeit tickte, die Lage spitzte sich zunehmend zu und man hätte Antworten von ihm erwartet (vermutlich angefangen mit dem Arbeitgeber um 8:30 Uhr). Das setzte ihn unbestritten stark unter Druck.
Man sollte sich immer klar machen, dass man niemals nur die Wahrscheinlichkeit eines Unfalls oder Verbrechen betrachten darf. Es ist immer die Kombination(er fuhr nicht zur Arbeit + X) nötig und das senkt die Wahrscheinlichkeit erheblich.