Das rätselhafte Verschwinden von Kris Kremers & Lisanne Froon
20.05.2025 um 15:41
Servus liebe Leute,
Der Post wird ein bisschen länger.
Habe von dem Fall schon seit längerer Zeit gehört. Tragisch was da passiert ist, wie auch immer es sich am Ende zugetragen hat.
Ich habe selbst in den 90er Jahren zwei Abenteuerreisen nach Mexiko unternommen und ich möchte mal zum Besten geben, was einem da alles passieren kann, wenn man unvorbereitet ist und von jugendlichem Leichtsinn getrieben wird.
Meine erste Reise ging nach Mexiko-City. Von da wollten wir, Ich, meine Freundin und zwei meiner Kumpels auf die Halbinsel Yucatan reisen. Wir haben uns schon frühzeitig nach der Zugverbindung erkundigt, die uns von Mexiko-City aus Richtung Golf von Mexiko bringen sollte. Wir stiegen abends in den Zug ein und sollten am nächsten Mittag am Zielort ankommen. Einmal umsteigen. Der Zug der aus Mexiko-City raus fuhr, war noch pünktlich, beim Umsteigen in einem kleinen Ort irgendwo in der mexikanischen Pampa, überkam uns aber ein ungutes Gefühl. Der Zug, mit dem wir weiterfahren sollten, war ein total verrosteter Oldtimer Zug in dem nur Indigene drin saßen. Nun gut, wir sind weiter gefahren. Dieser Zug hat nachher für die restliche Strecke eineinhalb Tage gebraucht anstatt der sechs oder sieben Stunden die wir erwartet hatten. Mitten im nirgendwo kamen die drauf, noch zwei weitere Abteile anzukoppeln, die auf irgendeinem Abstellgleis standen. Allein das hat den halben Tag gedauert. Wir waren darauf natürlich nicht vorbereitet und ich weiß noch, das ich fast einen Tag lang nichts gegessen habe, weil keiner mehr Bargeld dabei hatte. Zum Glück gab es im Zug einen Typ, der Trinkbares in zugeknoteten Plastiktüten verkauft hat. Ihm habe ich meine letzten Pesos gegeben. Da es natürlich irre heiß war, haben wir den Zug, der immer wieder stundenlang irgendwo rumstand, auch mal kurz verlassen. In einem Augenblick, in dem keiner aufgepasst hat, hat irgendjemand meinen Rucksack geklaut. Das muss ein Einheimischer gewesen sein, denn sonst war ja niemand anderes da. Die Leute, die ich gefragt habe, ob sie was gesehen hatten, wussten alle von nichts. Also..das Ergebnis war, das mein Reisepass, meine TravellerSchecks und mein Flugticket einfach weg war. Von da an, hat sich die Reiseroute dann natürlich geändert. Ich musste zumindest die Schecks zügig wieder bekommen. Wir sind dann im nächsten größeren Ort aus dem Zug ausgestiegen. Ich weiß noch es war abends und am stockdunkelen Bahnhof lungerten einige Typen mit Sombreros rum. Ich habe zu meiner Freundin gesagt, dass wir jetzt das restliche Gepäck nehmen und uns zügig vom Bahnhof entfernen, weil die ganze Szenerie unheimlich war. Wir sind dann in einer Absteige für 50 Pesos untergekommen, die ziemlich Spinnen- und Kakerlaken verseucht war. Aber zumindest hätte man ein Bett und ein Zimmer zum abschließen. Gut, am Ende war alles halb so wild. Wir haben von den Schecks meiner Freundin gelebt, weil erstmal nicht klar war, wie lange es dauert bis ich meine wieder bekomme. Wir waren also ziemlich sparsam, haben in billigen Absteigen übernachtet usw. Man erfährt dann, das es in Mexiko, zumal in kleineren Städten oder auf dem Land, eben anders zugeht als in der westlichen Zivilisation. Man wartet schonmal ohne Grund zwei Stunden in der Bank bis man bedient wird. Das ist so ne Komm-ich-heut-nicht-komme-ich-morgen-Mentalität.
Bei einer Taxifahrt in Vera Cruz hätte ich beinahe einen Infarkt bekommen. Der Typ ist ernsthaft gefahren wie der sprichwörtliche Henker. 70 Sachen durch die Stadt, vor jeder Kreuzung wird gehupt statt abgebremst. Ich war mir nicht sicher, ob ich das überlebe, aber offensichtlich schien der Typ zu wissen, was er tat.
Vielleicht noch diese kleine Anekdote. Meine zweite Reise nach Mexiko ging auf die Baja California. Eine sehr dünn besiedelte Halbinsel am Pazifik. Wir, mein Kumpel und ich, hatten damals ein Auto zur Verfügung, in dem wir auch manchmal geschlafen haben. Kurz nach dem Grenzort Tijuana in der Nähe der kleinen Stadt Rosarito sind wir mit dem Auto auf den Strand gefahren, um dort geparkt zu übernachten.
Am nächsten Morgen wurden wir von Motorradlärm geweckt. Ein paar Jugendliche führen da mit ihren Geräten durch die Dünen. Auf einmal sahen wir ein Polizeiauto auf den Strand kommen. Sie kamen auf uns zu gefahren. Zwei mexikanische Polizisten mit Sonnenbrillen haben uns dann erklärt, dass es nicht erlaubt sei am Strand zu parken und ob wir das Schild nicht gesehen hätten. Wir müssten jetzt eine Strafe bezahlen. Wir haben dann zu verstehen gegeben, dass wir Traveler sind und nur noch wenig Bares dabei haben. Für einen größeren Betrag müssten wir erst Schecks einlösen in der nächsten Stadt. Darauf sagte der Eine, dass wir aber doch bestimmt noch Benzin im Tank hätten. Uns war klar, dass wir jetzt abgezockt werden sollen. Unser Auto sah zum Glück ziemlich unordentlich aus, so dass die Beiden keine Lust hatten es zu durchsuchen. Sie haben uns dann unser restliches Bargeld abgenommen und ich werde nie vergessen, dass der Eine zum Schluss meinte, er würde uns noch 10 Pesos lassen, damit wir uns nachher ein paar Tacos kaufen könnten. Als wir vom Strand runtergefahren sind, haben wir noch nach dem Parkverbots-Schild Ausschau gehalten, aber es war nirgendwo eines zu sehen.
Was will ich nun also damit illustrieren und was hat das mit dem Fall der beiden Holländerinnen zu tun? Naja, man muss sich darüber im Klaren sein, dass man in so einem Gebiet nicht mehr in der westlichen Zivilisation ist. Wenn ich mir die netten Selfies anschaue, die die Beiden auf dem Berg gemacht haben, dann habe ich so meine Zweifel, ob sie wussten, was sie tun, als sie über den Gipfel weitergelaufen sind. In den abgelegenen Gegenden Mittel- und Südamerikas gibt es z.B. extreme Armut. Man kann sich das hier kaum vorstellen. Ich habe dort Menschen gesehen mit verwachsenen Gliedmaßen, Arme oder Beine, die sich offenbar nach einem Bruch keinen Arzt leisten konnten. Und so ist der Unterschenkel krumm wieder zugewachsen. Viele Leute sind auch korrupt in solchen Ländern und machen für ein bisschen Geld wahrscheinlich ziemlich viel.
Ich habe auf meinen Reisen viel Glück gehabt, wie ich im Nachhinein weiß. Manche Situation hätte auch ein bisschen anders laufen können und ich wäre eventuell tot am Strand oder in einem Bach gelegen.
Was ich nicht glaube, ist die Theorie, dass die Situation der Beiden durch einen Unfall ausgelöst wurde. Der Pfad ist ja offenbar ziemlich eindeutig zu begehen und selbst in dem unwahrscheinlichen Szenario, dass Beide sich gleichzeitig verletzt haben, bleibe ich dann doch ganz bestimmt auf dem Pfad. Denn Rettung gibt es nur durch die Zivilisation und nicht in der Wildnis. Ich wäre wahrscheinlich den Pfad zurückgekrochen, wenn ich mir die Beine gebrochen hätte. Es muss also einen anderen Grund geben, warum sie den Pfad verlassen haben. Möglich scheint, das sie vor irgendwas oder irgendjemand Angst hatten. Das muss aus meiner Sicht nicht einmal mit einem Verbrechen zu tun haben, es genügt wahrscheinlich, dass sie in den engen Gängen des Pfades Leuten begegnet sind, die sich aufdringlich oder irgendwie seltsam benommen haben. Das wäre ein Grund sich in den Wald zu verdünnisieren und würde auch erklären, warum man dann Angst hat den Pfad zurückzugehen. Die Nachtbilder bestätigen eigentlich, dass sie nicht von Anfang an verletzt gewesen sind, denn sie scheinen ja noch mobil genug gewesen zu sein, um überhaupt an diese Stelle zu gelangen.
Eventuell haben sich dann durch den tagelangen Aufenthalt im Dschungel und die zunehmende Schwäche Verletzungen ergeben.
Dass der Rucksack mitsamt Geld gefunden wurde, zeigt für mich, dass er nicht durch die Hände von Tagedieben oder sonstigen "Zufallsverbechern" gegangen ist.
Am Ende gibt es aber einfach zu viel widersprüchliche Aussagen über die Fundumstände und vieles mehr als das man gesichert mehr darüber sagen könnte. Die panamaischen Behörden haben hier natürlich ganz schwach ermittelt. Aber das wundert mich nicht sehr. Es gibt dort eben nicht die westlichen Standards. Dass die Mädels auf eine Affenbrücke geklettert sind, obwohl es längst Zeit zur Umkehr war, halte ich jedenfalls für ausgeschlossen. So naiv scheinen sie mir dann doch nicht gewesen zu sein.
Achja eins noch...der Zweig mit den Plastiktüten hat für mich eine ganz eindeutige Funktion. Wer schonmal durch extrem dichtes Gestrüpp oder den Dschungel gelaufen ist, weiss, das man denjenigen, der vor einem läuft eventuell schon nach wenigen Metern Abstand nicht mehr richtig sieht. Die Mädels haben diese Konstruktion also sicher dazu benutzt, sich gegenseitig nicht zu verlieren und diejenige, die vorne gelaufen ist, hat das Ding in der Hand gehabt oder es war am Rucksack angebracht.
Ähnlich wie es Touristenführer machen, wenn sie vor einer großen Gruppe laufen. Die roten Tüten heben sich dann vom grün des Waldes gut ab.
Viel Glück allen, die hier noch versuchen mehr Licht ins Dunkel zu bringen.