Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen

cariboo schrieb:Wenn man von einem leichten Wanderweg ausgeht, liegt man falsch. Man muss einfach wissen, dass es eine Strecke ist, auf der man achtsam sein muss.

Im Gegensatz zur Etappe 5 kenne ich Etappe 6 zwar nicht aus eigener Erfahrung, sondern nur aus diversen Videos. Aber ich würde mich dieser Meinung anschließen.

Diese Etappe erscheint tückisch. Man wird auf den ersten langweiligen Kilometern vielleicht etwas träge und verliert die Konzentration für die übrige, teilweise doch sehr naturbelassene Strecke auf sehr schmalen Pfaden. Im Falle von Scarlett muss man auch bedenken, dass sie bereits am Ende einer 6-Tages-Tour war und einen meiner Meinung nach auch zu unhandlichen Rucksack hatte. Mit dem Teil konnte man durchaus irgendwo hängenbleiben und dadurch aus dem Gleichgewicht kommen.

Die Frage ist halt: Aus welchen Gründen tut man sich diese 6.Etappe, die zäh ist, sich gerade auf den ersten und letzten Kilometern hinzieht und nur auf einem geringen Teil der Strecke spektakuläre Ausblicke bietet, an?
Da fällt mir vor allem der persönliche Ehrgeiz ein, die komplette Strecke bewältigen zu wollen (das Souvenir, das es in Wehr für die Absolvierung des Schluchtensteigs gibt, wird für Scarlett wahrscheinlich eine untergeordnete Rolle gespielt haben. Aber wir kennen halt ihren Charakter und ihren Ehrgeiz nicht.

Grundsätzlich könnte ich mir neben dem immer noch wahrscheinlicheren Unfall auf der Wanderung daher auch vorstellen, dass sie kurzfristig auf die 6.Etappe verzichtet hat, um eventuell eine der nicht unattraktiven Halbtageswanderungen rund um St.Blasien zu unternehmen, bevor sie nach Stühlingen zurückkehrt. Damit wäre die Spur Richtung Ibacher Kreuz erklärbar...

inspektor schrieb:Scarlett hatte ja aber auch schon die anderen Etappen in den Beinen. Da ist man auch nicht mehr 100% fit. Vielleicht auch Muskelkater. Mit Muskelkater lässt die Trittsicherheit stark nach.

Da ist man normalerweise fitter als zu Beginn des Weges. Muskelkater ja, aber nicht mehr am 6. Tag, es sei denn, man hatte zuvor einen sehr steilen, langen Abstieg bewältigen.

Fridolin31 schrieb:Die Frage ist halt: Aus welchen Gründen tut man sich diese 6.Etappe, die zäh ist, sich gerade auf den ersten und letzten Kilometern hinzieht und nur auf einem geringen Teil der Strecke spektakuläre Ausblicke bietet, an?

Weil man sich entschieden hat - für den SCHLUCHTEN-Steig. Eine Schlucht ist eine Schlucht und da hat man halt weniger spektakuläre Aussichten als vom Matterhorn aus.

AnnCarola schrieb:Da ist man normalerweise fitter als zu Beginn des Weges. Muskelkater ja, aber nicht mehr am 6. Tag, es sei denn, man hatte zuvor einen sehr steilen, langen Abstieg bewältigen.

Das ist doch wirklich Quatsch. Jeder Sportwissenschaftler wird das widerlegen. Der Körper kumuliert die Strapazen.

@cariboo

Danke danke. Wenn ich mich mal zum selber Wandern entschließen sollte, komm ich gern ins Wehratal.

Auch wenn es im Moment ziemlich aussichtslos scheint, wünsche ich ihrer Familie sehr, dass sich Scarletts Schicksal möglichst bald aufklärt. Man hofft ja noch auf einen Zufall.

inspektor schrieb:Das ist doch wirklich Quatsch. Jeder Sportwissenschaftler wird das widerlegen. Der Körper kumuliert die Strapazen.

Manche Menschen sprechen schon nach 3 km von Strapazen, manche nicht mal nach 35 km.

Für Nichtwanderer ist es wahrscheinlich schwer zu verstehen, dass die Kondition im Laufe des Weitwanderwegs kommen kann, und dass man deshalb Anstiege nach einer gewissen Zeit besser als zu Beginn des Weitwanderwegs bewältigt.

Strapaziös kann es werden,
wenn man einen zu schweren Rucksack mit sich rumschleppt,
wenn man völlig unvorbereitet in die Wanderung geht,
wenn man Blasen und/oder Gelenk-oder Sehnenprobleme hat,
wenn es extrem heiß oder extrem kalt ist,
wenn man nicht sein eigenes Tempo geht
oder wenn man schlecht geschlafen oder zu wenig gegessen/getrunken hat.

Nichtwanderer denken wahrscheinlich, dass man umso mehr kaputt ist, je länger die Wanderung dauert. Das stimmt aber nicht.
Nach meiner 6-Wochen-Pilgerwanderung habe ich zu Hause keine Müdigkeit verspürt, im Gegenteil.

@AnnCarola
Bitte geh nicht immer nur von dir aus...

Jeder Mensch ist individuell v.a. auch was die sportliche Leistung betrifft...

Es verhält sich wie im alltäglichen Sport:

Wer Ruhepausen einlegt, ist nachher wieder umso fitter und kann wieder mehr Leistung erbringen.
Aber auch hier, ist es immer davon abhängig, wie sportaffin und in Scarlett`s Fall, wie wanderaffin man ist...

Übt man regelmäßig Sport aus, sodass Kondition und Muskelkraft ausreichend vorhanden sind, hat man evt. den Vorteil nicht so schnell zu ermüden, wie jemand der nur sporadisch trainiert oder nicht regelmäßig wandert...

Der nächste Punkt ist: Geh ich jedes Wochenende in die Berge, betreibe ich generell viel Sport, um auch richtig fit für so eine Wanderung zu sein?

Es spielen hier so viele Faktoren eine Rolle, aber man kann nicht immer nur von sich selbst ausgehen, sondern sollte es objektiv betrachten...

Hallo,

Zum Gelände: ich bin den Schluchtensteig selbst 2 mal (In normaler Richtung und ein Jahr später " zurück") gewandert.
Ich würde zum Schwierigkeitsgrad folgendes sagen:
Es ist keine einfache Wanderstrecke, man sollte wirklich Kondition (damals war ich noch Soldat und daher war es kein Problem) haben und Erfahrung.
Gerade der letzte Teil ist tricky und stellenweise sacke eng.
(Es hat schon seinen Grund warum ein Teil des KSK Auswahlverfahrens ab und zu dort stattfindet).

Ihren Rucksack schätze ich auf 45l, das ist noch relativ handlich und für das Gelände optimal.
Ich war damals mit meinem Berghaus mit 110l unterwegs- der war stellenweise echt unhandlich.

Abgelegen ist die Strecke schon, gerade die letzte Etappe bin ich (BZW. Wir und die erste bei der zweiten Tour) alleine gelaufen.
Die ist so gut wie nie begangen.

ABER!
So eine Wildnis ist ea dort auch wieder nicht (z. B. die beliebte Bärenrunde in Finnland ist abgelegener, aber einfacher).
Selbst dort bin ich, mit einem "Gewaltmarsch" binnen max. 24h wieder im nächsten Ort).

Zu Scarlett : (ich kenne weder ihr Instagram noch ihr Facebookprofil, daher kann ich mich nur auf die Bilder hier beziehen):

Ich bezweifle dass sie WIRKLICH so ein erfahrener "Waldläufer" ist wie hier dargestellt wird.
Sie wirkt eher wie der Standard Rucksacktouri und "Routineeanderer".

Auf einem Bild hier trägt sie nur weiße Turnschuhe- zum wandern ercht nicht die beste Wahl.
Die anderen Bilder sehen für mich aus wie die sehr, sehr günstigen (und echt nicht guten) Decathlon Wanderstiefel (hatte die selbst mal gekauft, da ich an einenGroßteil meiner Ausrüstung nicht rankam).

Auch das Zelt ist eher ein Camlingplatzzelt/Festivalzelt als ein wirkliches Outdoorzelt.
Im Gebirge nicht stabil genug (da nur zwei Stangen und kein Geodät), für den Wald zu unflexibel.
Ich hatte bei den beiden Gängen nur Tarp+Schalfsack+Biwaksack dabei.
Das Tarp wiegt deutlich weniger (und Schlafsack braucht man eh).

Ich halte einen Unfall in dem unwegigeen Gelände für sehr wahrscheinlich (vielleicht hat sie sich auch "Verfranzt" und man sucht an der völlig falschen Stelle).

Ich denke auch, dass Scarlett sich etwas überschätzt hatte und vielleicht eine einfachere Route ansteuern wollte.

Wahrscheinlich hat sie sie schon etwas Erfahrung, nur nicht ausreichend.

Interessant wären ihre bisherigen Touren

AnnCarola schrieb:Ich habe die Strecke und die Ausblicke sehr genossen, habe viel fotografiert, ausgiebig gerastet, und bin trotzdem am Nachmittag in Wehr angekommen, und bin sogar noch mit dem Zug nach Stuttgart gefahren, obwohl ich eigentlich gar nicht so ZÄH bin.

AnnCarola schrieb:Nach meiner 6-Wochen-Pilgerwanderung habe ich zu Hause keine Müdigkeit verspürt, im Gegenteil.

Um dich zu zitieren:

AnnCarola schrieb:Wer möchte das wissen?
Das hat mit S. absolut nichts mehr zu tun !!

Das ist ja echt schön, dass du toll im Wandern bist und welche Erfahrungen du gemacht hast, deine Erfahrungsberichte bringen den Fall aber leider absolut null weiter. S. jedenfalls konnte diese Erfahrungen nicht machen.

Scout1193 schrieb:Ich bezweifle dass sie WIRKLICH so ein erfahrener "Waldläufer" ist wie hier dargestellt wird.
Sie wirkt eher wie der Standard Rucksacktouri und "Routineeanderer".

Genau so sehe ich das auch und nicht erst jetzt. In der Fahndungsmeldung wie auch hier hat man sich wohl auf die Aussagen der Familie bezogen, nicht mehr und nicht weniger. Dass sie keine Backpackerin im klassischen Sinn ist, davon zeugen ihre Reisefotos. Wie auch immer - ich denke, das Mädel hat den Schwarzwald einfach unterschätzt und sich zu sehr auf ihr Handy und irgendwelche Apps verlassen, anstatt auf guten Orientierungssinn und Geländekenntnisse.

@CorvusCorax
Richtig.
Mit GPS hast du da schon schlechte Karten.
Mit einem Smartphone, welches zwingend auf Internet angewiesen ist, ist es noch schlechter.
Dafür spricht auch, dass sie ihr Smartphone im Supermarkt in der Hand trug

Scout1193 schrieb:Dafür spricht auch, dass sie ihr Smartphone im Supermarkt in der Hand trug

Wobei man da noch darauf schliessen könnte, dass sie kurz vor dem Start die Route nochmal abgecheckt, Whatsapp-Nachrichten gesendet hat, bevor sie danach das Handy ausgeschaltet hat, da sie eh in Funklöchern abgerauscht wäre. Einzig die Aktivität eine Stunde später, um 11:57 Uhr gibt weiter Rätsel auf.

CorvusCorax schrieb:Dass sie keine Backpackerin im klassischen Sinn ist, davon zeugen ihre Reisefotos. Wie auch immer - ich denke, das Mädel hat den Schwarzwald einfach unterschätzt und sich zu sehr auf ihr Handy und irgendwelche Apps verlassen, anstatt auf guten Orientierungssinn und Geländekenntnisse.

Das sehe ich nicht so. Der Schluchtensteig ist kein Stadtparkspaziergang, ohne Frage, aber eben auch nicht wirklich anspruchsvoll, sondern selbst für wandergeübte Menschen im Rentenalter machbar.

Aber: Natürlich kann es sein, dass man auf diesem Weg einmal eine Fehlentscheidung trifft, die zu einem Sturz führt. Wir sind ein eher flächenmäßig kleines und dicht besiedeltes Land, aber trotzdem gibt es unendlich viele Stellen, an denen man für lange Zeit oder immer verschwinden kann.

feb schrieb:Das sehe ich nicht so. Der Schluchtensteig ist kein Stadtparkspaziergang, ohne Frage, aber eben auch nicht wirklich anspruchsvoll, sondern selbst für wandergeübte Menschen im Rentenalter machbar.

Dann haben Sie mich mißverstanden. Ich hatte mich auf die Aussage von Scout1193 bezogen, bzgl. Fähigkeiten von S., sich im Gelände zu bewegen und zurechtzufinden und dass ich S. nicht für die erfahrene Wanderin halte, wie sie dargestellt wird. Das waren übrigens immer meine Worte, dass selbst die Wehratalschlucht von älteren Leuten frequentiert ist und diese keine Schwierigkeiten mit diesem Streckenabschnitt haben, weil gerade dieser Streckenabschnitt hier immer wieder als so gefährlich und schwierig dargestellt wird.

Scout1193 schrieb:Ich bezweifle dass sie WIRKLICH so ein erfahrener "Waldläufer" ist wie hier dargestellt wird.
Sie wirkt eher wie der Standard Rucksacktouri und "Routineeanderer".

Das ist auch meine Meinung. Sie sieht zwar fit und sportlich aus, aber sie ist auch kein Kraftpaket. Und allzuviele Fernwanderungen dürfte sie auch noch nicht gemacht haben. Vielleicht hat sie sich nach ihrem Aufenthalt in Myanmar auch zu viel zugetraut.

Ich habe mir heute tatsächlich mal vier Youtube-Videos von der letzten Etappe des Schluchtensteiges angeschaut. 2 von alleinwanderenden Männern, eins von einer alleinwandernden Frau und eins von einem älteren Paar. Die Videos geben die Situation ganz gut wieder, wie ich finde.

@AnnCarola wollte mir ja nicht glauben, dass dort wenige/weniger Menschen unterwegs sind, als auf dem Rest des Schluchtensteiges. In allen 4 Videos konnte ich weit und breit kein anderen Wanderer sichten, trotz Wochenende und Wandersaison bzw. Hochsaison mit bestem Wanderwetter.
Der einige Mensch überhaupt war mal ein kurz durchs Bild laufende Jogger und das auch schon auf dem breiteren Weg kurz vor Wehr.

Auch @Scout1193 beschreibt die Strecke als kaum bzw. wenig begangen. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen.

Alleine ein umgeknickter Fuss kann so schon zum Verhängnis werden, wenn keiner kommt und auf engen Wegen noch einige Kilometer bis ins Tal bewältigt werden müssen.

Aber unabhängig davon, gerade der Abschnitt mit den hoch verlaufenden Singeltrails im Wehratal ist traumhaft! Muss ich im nächsten Jahr auch unbedingt nochmal machen. Die Videos haben mir gerade wieder Lust darauf gemacht.

@cariboo
Du kannst doch nicht allen Ernstes anhand von fremden Videos festmachen, ob weitere Wanderer unterwegs waren oder nicht. Manche Menschen wollen keine fremden Personen auf dem Film/Foto haben und warten, bis sie aus dem Blickfeld sind. Das mache ich übrigens meist auch. Schau dir doch mal ein Video von den Wutachflühen an. Da wirst du das gleiche Ergebnis haben.

@cariboo

Anhand der Youtube Videos kann man die Streckenführung evtl. bewerten, dies sind allerdings auch nur grobe zusammenschnitte betimmter Personen. Aber wieviel Personen jetzt denn Schluchtensteig wandern kann man jetzt echt nicht sagen, schliesslich gibt es ja auch einen Datenschutz, es ist eigentlich nicht erlaubt Fremde Personen ohne zustimmung zu Filmen.

CorvusCorax schrieb:Dann haben Sie mich mißverstanden.

Dann ein Sorry von mir!

cariboo schrieb:Alleine ein umgeknickter Fuss kann so schon zum Verhängnis werden, wenn keiner kommt und auf engen Wegen noch einige Kilometer bis ins Tal bewältigt werden müssen.

Auch wenn es hier unterschiedliche Meinungen über die Anzahl der Wanderer auf Etappe 6 gibt, dürfte eines so gut wie sicher sein: Am besagten Tag hätte kein Mensch mitbekommen, wenn Scarlett in eine hilflose Lage geraten oder gar abgestürzt wäre.

Nach ihr dürfte kein Wanderer mehr zu Etappe 6 aufgebrochen sein, zumindest auf der ersten Hälfte der 6.Etappe war es für sie auch kaum möglich, jemanden einzuholen und ob es Wanderer gab, die bei diesem warmen Sommerwetter die Etappe in umgekehrter Richtung laufen und gleich am Anfang eine beträchtliche Steigung auf sich nehmen, darf auch bezweifelt werden.

Soweit mir bekannt ist, hat sich auch keine einzige Person, die an jenem Donnerstag auf der Schlussetappe unterwegs war, in irgendeinem seriösen oder weniger seriösen Medium zu Wort gemeldet, während es an anderen Tagen oder an anderen Orten durchaus Sichtungen oder vermeintliche Sichtungen von Scarlett gegeben hat.

Fridolin31 schrieb:Soweit mir bekannt ist, hat sich auch keine einzige Person, die an jenem Donnerstag auf der Schlussetappe unterwegs war, in irgendeinem seriösen oder weniger seriösen Medium zu Wort gemeldet, während es an anderen Tagen oder an anderen Orten durchaus Sichtungen oder vermeintliche Sichtungen von Scarlett gegeben hat.

Ja, es ist mehr als sonderbar, dass sich ab dem Besuch des Supermarkts jede Spur verliert. Unerklärlich, dass sie an diesem Morgen des 10.09.20 keiner mehr gesehen hat. Es war ein schöner warmer Sommertag, dazu noch Ferienzeit und Schulferien, der in der Nähe des Supermarktes gelegene Kurpark, den sie auf ihrem Weg hätte durchqueren müssen, war zu dieser Zeit mit Sicherheit nicht menschenleer und auch sonst waren sicher Leute unterwegs. Auch an der Wehrawaldklinik, wo der Weg vorbeiführt, befanden sich doch sicher Patienten oder Personal, die S. gesehen haben müssten, wenn sie denn dort vorbeigelaufen wäre. Es bleibt einfach nur rätselhaft, wie jemand ab dem Punkt Supermarkt sich quasi in Luft auflöst. Somit stellt sich einfach die Frage, ob sie nicht doch dort auf dem Parkplatz mit irgend jemandem mitgefahren ist.