Hanna W. tot aus der Prien geborgen
12.10.2025 um 18:56
Bericht 09.10.2025- Teil 2
Am Nachmittag wird das Video von der ersten Vernehmung von AM vorgeführt, es gibt keine Einwände.
( Bei dem Video hab ich nicht so genau mitgeschrieben, weil ich lieber genau hinsehen wollte, ich hab nur festgehalten was mit neu war und einige Widersprüche die mir aufgefallen sind.)
2 Beamtinnen (inkl. Diana U) und Fiedler führen die Vernehmung.
Zu Beginn wird AM gefragt wie es ihm gehe, er meint, er sei nervös, er wird gefragt, ob er sich in der Lage sähe auszusagen, er bejaht und meint, er sei nur innerlich „zittrig“.
AM fängt damit an, dass er sich zwar wegen des Namens nicht ganz sicher sei, aber er könne den Angeklagten beschreiben.
Er habe ST gefragt weshalb er in Haft sei, ST habe gesagt wegen dem Eiskeller-Fall, er sei erst verwundert gewesen, da ST nicht dementsprechend ausgesehen habe. Er habe ihn gefragt, ob er was damit zu tun habe, ST habe das abgestritten, das habe er ihm aber nicht geglaubt. Er wird gefragt weshalb und er meint, man komme ja nicht in U-Haft, wenn man nichts gemacht habe und er habe eine gute Menschenkenntnis und er habe es gesehen. Er wird gebeten das näher auszuführen, ST sei „zittrig“ und zurückhaltend gewesen.
AM gibt an, dass ST nicht nur mit ihm gesprochen habe, er habe es auch bei anderen „zugegeben“.
Anfangs sei ST in der Videozelle gewesen, wenn Aufschluss war, sei er häufig auf den Hof gegangen, er selbst sei nicht so häufig auf den Hof gegangen. ST sei friedlich gewesen, er habe so gewirkt, als ob „er keiner Fliege was zu leide tun“ könne. Er hab ST gefragt ob Spuren gefunden wurden, ST habe gemeint es seien keine Spuren gefunden worden.
Die Zelle von AM sei eigentlich eine 2-Mann-Zelle gewesen, er sei aber alleine gewesen, sie hätten sich hingesetzt er habe ST einen Cappuccino gegeben und sie hätten Karten gespielt. Sie hätten öfter mal Karten gespielt, aber ST habe auch mit anderen Karten gespielt. (Spekulatius kamen da noch nicht vor). ST habe ihm erzählt, dass er sie aus sexuellem Interesse angegriffen und sie bewusstlos geschlagen habe, „weil sie sich wehren wollte“. Auf die Frage ob ST sie habe töten wollen, meint er erst, er würde es ST auch nicht zutrauen und er habe an seinem Gesichtsausdruck erkannt, dass er sie nicht habe töten wollen. Auf nochmalige Nachfrage verbessert er dann, ST habe gesagt, er habe sie nicht töten wollen.
AM beschrieb ST als klein, mit roten Haaren und rotem Ziegenbart.
Laut AM, habe ST gesagt, es seien keine Spuren gefunden worden, weil das Wasser die ja weggespült habe. AM habe daraufhin gefragt, woher er das habe wissen wollen, H sei ja am Ufer gefunden worden. Woher hätte ST wissen sollen, dass sie richtig im Wasser war, erklärt AM den Vernehmenden.
ST habe gesagt, er habe ein Problem mit Frauen, er habe versucht mit Frauen auszugehen, die hätten ihn abgewiesen.
Auf Nachfragen von Diana U, ob er mit der Aussage, weil sie sich wehren wollte“ gemeint habe, dass sie sich schon gewehrt hatte, ist er überrascht, dass er überhaupt „wehren“ gesagt haben soll. Er muss dann ganz fest nachdenken und sagt, er habe implizieren wollen „damit sie sich nicht wehrt“. Diana U fragte nochmal nach und dann meint er, er könne sich jetzt wieder erinnern, ST habe gesagt „damit sie sich nicht wehrt“.
Nach dem Geständnis habe AM noch 2 Mal nachgefragt um mehr Informationen zu bekommen, aber ST habe nichts mehr sagen wollen.
AM stellt die Frage "Wenn man nichts getan hat, dann sagt man im Gefängnis doch nicht ich bin der Mörder von Aschau, oder?" an die Vernehmenden.
AM wird nach den Sendungen gefragt, die er zu dem Fall gesehen habe, AM meint er hätte es immer nur beim Durchzappen gesehen, er würde sich solche Sendungen auch nicht gerne ansehen. Er sagte: „ich bin nicht so ein Kriminologe, sondern eher ein Romantiker“.
Forensischer Psychiater, Prof. Dr. med. Soyka
Soyka hat AM erneut im Rahmen einer Sozialprognose für dessen Haftentlassung untersucht, früher habe er AM auch schon untersucht. AM war schon einige Male in verschiedenen Psychiatrien zum Beispiel 2020 in Wasserburg, dort sei eine hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens und eine Anpassungsstörung diagnostiziert worden und er habe unter Suizidgedanken gelitten. Das sei die Kinder-/Jungendpsychiatrie gewesen, die hätten andere Diagnosen.
Während weiteren Aufenthalten in verschiedenen Psychiatrien, sei eine Borderline Persönlichkeitsstörung, Depressionen, eine dissoziale Persönlichkeitsstörung und eine schizoide, antisoziale Persönlichkeitsstörung, außerdem THC-Missbrauch festgestellt worden.
Er habe ein wüste Biographie: Mittlerweile bestehe kein Kontakt zum Vater, und nur mehr zu einem von 8 Geschwistern loser Kontakt, der Kontakt zur Mutter sei schon von jeher befremdlich gewesen. Die Mutter habe die Kinder genötigt Nacktfotos von ihr zu machen und es habe Schläge von Seiten der Mutter gegeben, ein Bruder sei auch schwer gewalttätig gegen die Schwester gewesen. In seiner Kindheit sei AM in verschiedenen, Heimen, Pflegefamilien und Einrichtungen gewesen. Dann habe er als Schausteller gearbeitet, das sei seine schönste Zeit gewesen. Hinterher habe er noch auf einem Bauernhof gewohnt und gearbeitet seit 2020 habe er eine eigene Wohnung gehabt.
Im Gefängnis habe er 30 kg abgenommen, seine vorherige „bizarre“ Erscheinung sei glaublich der Grund dafür, dass er keinen Erfolg bei Frauen hatte. Mit 16 und 19 habe er sexuelle Kontakte gehabt, das seien aber keine Beziehungen gewesen. In der Jugend habe er auch ein Interesse an Frauenkleidung gehabt, das sei aktuell aber kein Thema mehr. Er hat eigentlich kein sexuelles Interesse an Kinder und Jugendlichen. Das Motiv für sein Delikt sei eher Macht gewesen, und Ältere hätten sich nicht darauf eingelassen.
Jedenfalls habe er eine schwere Persönlichkeitsstörung, die bei ihm in Frage kommenden seien nicht klar abgrenzbar, es gäbe Überschneidungen. Er sei emotional instabil, habe große Gefühlsschwankungen, er habe keine Sozialisierung und halte sich nicht an Normen. Er sei nicht prmär pädophil.
In Stadelheim habe er sich erkennbar mit seinem Delikt auseinandergesetzt und es sei ein positiver Verlauf feststellbar gewesen. AM habe zum Gespräch mit Hr. Soyka eine Präsentation vorbereitet, er sei sehr stolz auf seine positvie Entwicklung gewesen. Das sei dem Arzt vorher noch nicht untergekommen.
AM habe zwar wenig Bildung (Hauptschulabschluss), aber er sei intelligent und könne sich gut ausdrücken. Er habe die Tendenz sich darzustellen, auch wenn er kein „hysterischer Blender“ sei. Er müsse nicht immer im Mittelpunkt stehen.
Bei AM läge keine hirnorganische Störung vor, er sei in der Lage richtig und falsch zu unterscheiden, es konnte keine Psychose, keine schweren, affektive, Auffälligkeiten, kein sprunghaftes Denken erkannt worden, er sei nicht extrem suggestibel. Es läge keine psychiatrische Erkrankung und keine verminderte Einsichts- und Steuerungsfähigkeit vor.
Er sei zwar persönlichkeitsgestört, das spräche aber nicht gegen seine Aussagefähigkeit.
Auf Nachfrage gibt er an, dass sich bei AM die Borderline-Störung durch Stimmungsschwankungen, fehlende Frustrationstoleranz, Störungen der Geschlechtsidentität, Kontrolle über Wut und Ärger, Konsequenz- und Planungslosigkeit, lebe in den Tag hinein und fragiles Selbstbild.
Soyka erkennt eine Tendenz sich darzustellen, jedoch nicht wie bei einem „hysterischen Blender“, er sei jetzt nicht grundsätzlich ein pathologischer Lügner. Er habe AM auch nicht manipulativ erlebt, zumindest nicht ihm selbst gegenüber. Man müsse aber schon bedenken, dass es bei seinen Delikten um Manipulationen gegangen sein.
Der Ersatzrichter fragt nach, ob AM`s Beschreibung von ST´s Beziehungsleben auch auf AM selbst zutreffen würde. Soyka meint, das sei ihm im Video von AM auch aufgefallen und es könnte sein, dass AM da eher von sich selbst gesprochen habe.
Die Verteidigung möchte wissen, ob die Angaben von AM verifiziert wurden. Soyka verneint, aber es hätten sich auch keine Unstimmigkeiten ergeben.