Rotkäppchen schrieb:Ich verstehe aber auch @oneightseven und habe seine Anmerkung, dass man vermutlich recht schnell festgestellt hat, dass man nichts mehr für die Opfer tun konnte, berechtigt.
Er schrieb ja nicht, man habe erst einmal die Verfolgung aufnehmen sollen.
Es ist aber doch so, dass die Lage im HAus, auch wenn die Polizisten unmittelbar festgestellt haben, dass die drei Opfer tot sind und man nichts mehr für sie tun kann, für die Polizisten trotzdem weiterhin völlig unübersichtlich war. Es wäre möglich, dass sich im Haus noch weitere, vielleicht noch lebende und nur verletzte Opfer, befinden. Oder eben noch weitere Täter.
Was würde hier denn geschrieben werden, wenn die Polizisten, nachdem die den Tod der Opfer festgestellt hatten, dem Mann, der durchs Hinterfenster geflüchtet ist, nachgesetzt hätten und - nachdem sie dafür das Haus verlassen haben - zwei Mittäter, die noch im Haus waren, das Haus durch die Vordertür verlassen und zu ihrem Fluchtfahrzeug gegangen gegangen und damit auf nimmerwiedersehen verschwunden wären.
Meiner Meinung nach wissen wir alle hier auch immer nicht, wie sich die "Flucht des Täters" aus Sicht der Polizisten dargestellt hat. Sie haben ihn wohl kurz vor dem Haus gesehen, in dass er dann zurückgegangen ist, als er die Polizisten sah. Es ist nicht mal klar, ob er dabei die Haustür offen gelassen oder ins Schloss gezogen hat und ob die Polizisten ihm direkt ins Haus folgen konnten oder erst die Tür einschlagen mussten, um ins Haus zu gelangen.
Es ist auch nicht klar, ob die Flucht durchs Hinterfenster wirklich durch die Polizisten beobachtet wurde oder ob das eine Schlussfolgerung in der Rückschau ist, weil der Mann 1. nicht mehr im Haus war, 2. das Fenster aufstand und/oder 3. am Fenster/am Fenstersims Spuren von ihm gefunden wurden.
In der Presse ist die Rede davon, dass die Polizisten seine Flucht beobachteten. Das ist aber doch ziemlich schwammig und man weiß nie, was durch die Formulierung der Journalisten dazu gekommen bzw. ungenauer geworden ist.
Meiner Meinung nach ist es wahrscheinlicher, dass die Polizisten nur seinen Rückzug zurück ins Haus gesehen haben und er zunächst unbemerkt durchs Fenster geflohen ist, während sie noch damit beschäftigt waren, überhaupt ins Haus zu gelangen, sich dort im Hausflur erstmal zu orientieren, die Opfer zu finden, auf Vitalzeichen zu checken und die anderen Räume des Hauses zu sichern und nach weiteren Opfern zu schauen.
Selbst wenn es nur 2 Minuten gedauert hat, bis die Polizisten ins Haus gelangt sind, die Opfer gefunden haben und ihnen klar war, dass es nur diese drei Opfer gibt und alle tot sind, bedeutet das aber eben auch, dass der Täter mind. diese 2 Minuten Vorsprung hatte. Verfolgen geht dann nur noch bis zum Fenster, vielleicht auch noch durch den Garten, wo man Spuren finden kann, aber schon an der nächsten Straße ist nicht mehr klar, ob man nach rechts oder links laufen muss, wenn der Täter nicht mehr in Sichtweite ist.
Meiner Meinung nach ist die Erklärung, der Täter sei durchs Fenster geflüchtet, erst durch die Spurensicherung erkannbar geworden. Für die Polizisten vor Ort dürfte das nicht so klar gewesen sein. Stellt Euch einfach vor, ihr würdet ein Euch fremdes Haus, dessen Grundriss ihr nicht kennt, über die Haustüre betreten, ständet im Hausflur und müsstest jetzt nach Opfern und Tätern suchen, woebei ihr nicht wisst, um wie viele Opfer und wie viele Täter es geht, wie die Täter so drauf sind und ob sie bewaffnet sind.
Und dann eine Frage an die Mediziner oder Rettungssanitäter hier: ist es nicht auch so, dass die Polizisten bei den Opfern trotzdem Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung) einleiten würden und diese auch durch eintreffende Sanitäter zunächst weitergeführt werden würde, selbs wenn sie bei den Opfern keinen Puls mehr feststellen konnten. Polizisten haben sicher auch eine gute Ausbildung in 1. Hilfe, aber sie sind keine Sanitäter. Sie können feststellen, dass eine Person keinen Puls mehr hat, aber sicher nicht, wie lange sie schon tot ist. Die Opfer dürften ja wahrscheinlich beim Ausffinden doch wohl "frisch tot" gewesen sein. Zumindest die Frau, die den Notruf abgesetzt hat und eine weitere Person, die man im Hintergrund auf dem Notruf noch hat rufen/reden hören, können max. 15 Minuten lang, eher deutlich weniger lang, tot gewesen sein. Die waren also noch warm. Ganz sicher leitet man da doch erst mal Herzdruckmassage ein und hält die bis zum Eintreffen der Sanitäter aufrecht.
Vor ein paar Jahren hat mein Nachbar einen anderen gemeinsamen Nachbar tot in seinem Hof liegend gefunden. Er hat den Notruf gewählt, die haben ihn per Telefonstandleitung angewiesen, wie er die Wiederbelebung durchführen soll. Und auch die Sanitäter haben nach eintreffen noch mind. 20 Minuten Wiederbelebungsversuche gemacht und ihn dann im Rettungswagen fortgefahren (d.h. er wurde als noch lebend eingestuft, sonst hätten sie ihn nicht mitgenommen). Er ist dann laut Sterbeurkunde erst im Krankenhaus (mind. 25 Minuten Fahrzeit) verstorben. Der Nachbar hat mir aber später gesagt, dass er schon kalt war, als er ihn gefunden hat. Insofern denke ich nicht, dass die Polizisten da rein sind, den Puls an den noch warmen Leichen gefühlt haben und nachdem sie keinen fühlen konnten, gesagt haben. "!Ah, tot, kann man eh nichts mehr machen!"