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Wer war Johannes von Jerusalem?

44 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mystery ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wer war Johannes von Jerusalem?

08.12.2022 um 00:04
Zitat von MarfrankMarfrank schrieb:Wenn diese wirklich alt sind
Und das "Ob" läßt sich problemlos erkennen.
Zitat von MarfrankMarfrank schrieb:4
[...]
Und das Leben wird zu einer täglich wiederkehrenden Apokalypse werden.
Apokalypse ist ein Synonym zu "Offenbarung". Das griechische kalyptein heißt so viel wie "bedecken", "zudecken", das "apo" heißt soviel wie "weg (von)", zusammen ergibt das "abdecken", "aufdecken", inhaltlich also "offenbaren", als Substantiv Offenbarung. Praktisch jede religiöse Offenbarung ist eine apokalypsis. Offenbarungen gibt es auch in der Bibel, zumeist in Büchern, die einen anderen Titel tragen "Buch des (Propheten) Jesaja", "(Fünftes) Buch Mosis" usw. Aber ab der hellenistischen Zeit entstanden im jüdischen, später christlichen Umfeld neue Schriften, die mehrheitlich oder ausschließlich Offenbarungen enthielten. Diese Schriften wurden dann "Offenbarung des NN" genannt. So auch die Offenbarung des Johannes ausm NT, griechisch "apokalypsis Iôannou".

Die allermeisten biblischen Zukunftsoffenbarungen haben kein eigentliches Geschichtskonzept, sondern betreffen halt "irgendein Datum". Wenn Ihr weiter so ungerecht seid, werdet Ihr ins Exil gebracht. Bald ist es so weit, daß Ihr aus dem Exil nach Hause kommen werdet. Was auch immer angesagt wird, anschließend dreht sich die Welt weiter wie eh und je. In diesen Offenbarungsschriften ab der hellenistischen Zeit gibt es jedoch zahlreiche, die so eine Art "Endzeit" ankündigen, in der alles immer schlimmer wird, dann Gottes Eingreifen, Bestrafung der Bösen, und anschließend gehts nicht wieder weiter wie zuvor, sondern geradezu paradiesisch für alle Guten.

In der deutschen theologischen Forschung der Neuzeit wurde diese letztgenannte Offenbarungsart als ein "literarisches Genre" erkannt. Um ihm einen Namen zu geben, nahm man die Überschrift dieser Schriften und sprach von der "Apokalyptik". Das war ab dem 19. Jahrhundert (erstmals 1822 belegt). Seit dem unterschied man im Sprachgebrauch zwischen "Offenbarung" und "Apokalypse" und meinte mit letzterem immer stärker nur noch jene endzeitorientierte Offenbarungsform.

Irgendwann, wahrscheinlich aber erst im 20.Jh., kam dieser Sprachgebrauch auch außerhalb der Theologischen Forschung zum Tragen, und seither meint "Apokalypse" eben die "düstere Zukunft der Endzeit". Schließlich konnte jedes katastrophales Geschehen "Apokalypse" genannt werden. Wahrscheinlich aber erst seit der zweiten Hälfte des 20.Jh.

Und genau diesen Sprachgebrauch haben wir hier. Den Sprachgebrauch der letzten paar Jahrzehnte, keinesfalls eine Ausdrucksmöglichkeit eines Menschen aus dem Mittelalter. Fake pur.

Ein wesentliches Merkmal jenes Genres namens "Apokalyptik" ist übrigens, daß jemand in grauer Vorzeit diese "Offenbarungen" abgegeben haben soll, aber das eigentliche Ende (und die anschließende paradiesische Ewigkeit) soll ungefähr dann bald eintreten, wenn die Schrift erstmals öffentlich gemacht wird. So soll das Danielbuch von einem Propheten aus dem Babylonischen Exil stammen (6.Jh. v.Chr.), aber das Ende solle irgendwann im 2.Jh. eintreten. Und bis dahin sollte dieser Daniel seine Schrift ausdrücklich verbergen, geheimhalten, damit es durch Gottes Wirken erst kurz vor dem Ende wieder erscheinen wird.

Ist es also verwunderlich, daß die Prophezeiungen des Johannes, die vom zweiten Jahrtausendwechsel des christlichen Kalenders handeln - im Jahre 1994 "entdeckt" wurden?
Zitat von MarfrankMarfrank schrieb:(falls die oben erwähnte Onlinequelle verschwinden sollte)
Gibt zwar keinen Grund für diese Annahme, der Text findet sich auch auf anderen Seiten, vielfach. Aber sie macht ne schöne Stimmung...

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Wer war Johannes von Jerusalem?

08.12.2022 um 03:19
Ich will es nochmal verdeutlichen. Vor der Neuprägung der Begrifflichkeit Apokalypse, Apokalyptik, apokalyptisch... war "Apokalypse" einfach nur ein Fremdwort für "Offenbarung" und wurde nicht spezifisch auf Endzeitkatastrophen odgl. bezogen. Weder der Verfasser noch die Leser / Hörer einer mittelalterlichen Formulierung
Und das Leben wird zu einer täglich wiederkehrenden Apokalypse werden.
hätten das anders meinen / verstehen können als "das Leben wird zu einer täglich wiederkehrenden Offenbarung werden", wobei mit Offenbarung überhaupt nicht klar wäre, um welchen Inhalt (Heilsansage oder Unheil) und welche Schwere es sich dabei handelt (täglich einmal stolpern oder täglich sterben). Der Satz wäre schlicht unsinnig gewesen.

Sprache ändert sich. So war ein niederträchtiges Frauenzimmer selbst noch vor wenigen Jahrhunderten beileibe nicht zwingend eine abwertend titulierte Frau übler Gesinnung. Vielmehr meinte man mit Frauenzimmer eine vornehme, wohlgesittete Frau und mit niederträchtig einen freundlich zugewandten Umgang mit Menschen niederen Standes.

Würde nun ein vorgeblich mittelalterlicher Text von einem "niederträchtigen Frauenzimmer" sprechen, aber so, wie wir es heute verstehen, also abwertend, eine boshafte Gesinnung unterstellend, dann wäre klar, daß dieser Text neuzeitlich sein müsse. - Jedenfalls wäre es denen klar, die um den Bedeutungswandel der Begrifflichkeiten wissen.

Klar, das ist kein Allgemeinwissen, sowas weiß kaum einer. Sonst hätts ja auch der Mittelaltertext-Fälscher gewußt und vermieden.


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Wer war Johannes von Jerusalem?

08.12.2022 um 12:48
In welcher Sprache sind denn die 1994 entdeckten Texte mit der Prophezeiung verfasst?


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Wer war Johannes von Jerusalem?

08.12.2022 um 15:51
Die Prophezeiungen wurden 1994 in modernem Französisch veröffentlicht.
Wikipedia: Jehan de Vezelay

Jehan de Vezelay wurde als Franzose kreiert, er hätte also altfranzösich gesprochen, eventuell in Mittellatein geschrieben.

Im Französischen jedenfalls heißt Offenbarung révélation, auch divulgation ginge, womöglich noch prophétie, also Prophezeiung, bzw. prédiction als "Übersetzung" des griechischen Fremdwortes im Sinne "Vorhersage". Für das Lateinische ist das verdammt ähnlich, revelatio heißt Offenbarung, predictio Weissagung i.S.v. Vorhersage, und es gab das Fremdwort prophetia. Selbst das Fremdwort apocalypsis taucht im Latein auf, meint jedoch stets Offenbarung einer konkreten Offenbarung respektive deren Inhaltes, nie Offenbarung im Sinne des Aktes an sich. Quasi "die Offenbarung an Johannes" meint nicht das damalige Ereignis des Offenbarens, sondern den reinen Wortlaut des Offenbarten. Aber: jedwede Offenbarung als "Text" konnte apocalypsis genannt werden, eine Präferierung der Johannesoffenbarung war nicht gegeben. Man dachte bei apocalpsis nicht: "wenn nichts weiter über 'apocalypsis' gesagt wird, ist die des Johannes gemeint".

Welches Wort auch immer in einem echten mittelalterlichen Text in welcher Sprache auch immer dagestanden haben mag, der neuzeitliche Sinn eines "dit wird voll die Apokalypse wer'n"ist für jene Zeit konnte nicht ausgedrückt werden. Es gab schlicht kein Wort, welches dies hätte ausdrücken können. Vielleicht ja "Hölle" (lat. infernus, frz. enfer, vgl. it. inferno), aber auch das ist eher ein neuzeitlicher Sprachgebrauch. Vor allem hätte man den lateinischen / altfranzösischen Begriff "Hölle" im Neufranzösischen logischerweise auch mit enfer wiedergegeben, da die Messitsch auch mit enfer ausgedrückt werden kann.

Nein, daß in dem Text in modernem Französisch von 1994 von Apokalypse die Rede ist, ist nicht auf eine ungenaue Übersetzung zurückführbar, es ist schlicht ein Patzer des Fälschers.

Ein mittelalterlicher Mensch hätte an der Stelle entweder konkret benannt, was zu erwarten gewesen wäre (stolpern oder sterben), oder er hätte einen adäquaten Allgemeinbegriff gewählt wie Unglück, Mißgeschick, schlimme Dinge... Bei keiner Übersetzungsarbeit wäre daraus "Apokalypse" geworden.

Und @Marfrank - zitier oder ätte mich künftig, wenn Dein Beitrag sich auf meinen bezieht, aus diesem folgt wie eben. Mal, ok. Aber Du machst das ja regelmäßig so. Danke.


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