Das ist sogar für Iran ungewöhnlich. Stattdessen verstrickt sich das Regime in bizarre mathematische Widersprüche. Einen Tag nach den Wahlen gab Innenminister Mostafa Mohammed Nadschdschar gerade mal bekannt: Rund 26,5 Millionen Menschen hätten an dem Urnengang teilgenommen; die Wahlbeteiligung habe somit bei 64,2 Prozent gelegen. Das Problem ist: Sein Ministerium gab gleichzeitig die Zahl aller Wahlberechtigten mit rund 48,5 Millionen an.
Unglaubwürdiges Zahlenchaos
Wenn in Iran 48,5 Millionen Menschen wahlberechtigt sind, machen 26,5 Millionen nur rund 55 Prozent von ihnen aus - nicht 64,2 Prozent. Nadschdschar bemerkte seinen peinlichen Fehler und korrigierte sich am folgenden Tag: Die genannten Zahlen seien "noch nicht endgültig". Er beharrte jedoch auf 64 Prozent angeblicher Wahlbeteiligung.
Doch kaum war ein Tag vergangen, sprach der Minister schon wieder von einer Zahl, die unglaubwürdig ist: Die Beteiligung sei im Vergleich zu den vorherigen Wahlen um elf Prozent gestiegen. Auch das erscheint erfunden: Denn nach Statistiken auf der Website des Innenministeriums stimmten vor vier Jahren 55,4 Prozent der Wahlberichtigten ab. Addiert man diese zu den jetzt behaupteten elf Prozent, kommt man auf 66,4 und nicht auf 64 Prozent, wie der im Exil lebende iranische Reformpolitiker Radschab Ali Masrui in seinem Weblog vorrechnet.
Auch in anderen Weblogs und Nachrichtenseiten der Opposition wird das Thema heiß diskutiert. Immer wieder werden neue Ungereimtheiten entdeckt, die auf eine mögliche Wahlmanipulation hindeuten. Dazu gehört auch die Skepsis über die Zahl der Stimmberechtigten.
Wenn es nicht so ernst wäre , wäre es schon wieder witzig....
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,823197,00.html (Archiv-Version vom 24.03.2012)