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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

30 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Jesus, Christentum, Synkretismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Christentum - eine synkretistische Religion?

28.10.2021 um 14:32
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb am 28.09.2021:Gerade Jesus ist doch eine Figur, die in einem streng monotheistischen Glaubenssystem wie dem Judentum doch sehr fremdartig erscheint, während die polytheistische Mythenwelt der Griechen doch voll ist von derartigen Mischwesen aus Göttern und Sterblichen.
Das Judentum erwartet schon einen Messias. Nur haben sie es dem Jesus nicht geglaubt, das er ein Sohn Gottes ist. Jesus hat auch immer betont, das Gott durch ihn als Menschensohn spricht und es keinen Unterschied zwischen Sohn und Vater gibt. Ganz anders in der Mythenwelt der Griechen, wo die Götter unterschiedliche Meinung haben. Wenn Gott einen Menschen durchdringt, dann nennt man das den Heiligen Geist Gottes. Und nein auch der hat keine unterschiedliche Meinung zu Gott. Im Christentum gibt es nur einen Gott.


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

29.10.2021 um 05:38
Die Halbgötter der Römer wie Herkules waren aber eher der Typ Schürzenjäger und Sportsheld, so eine Art Supermann. Die hätten den Jesus ausgelacht!


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

29.10.2021 um 05:47
Wikipedia: Halbgott


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

29.10.2021 um 05:55
Jesus stellt an die Gläubigen die höchsten moralischen Bedingungen, wenn Er sagt "seid heilig wie euer Vater im Himmel". Auch das passt nicht zu Zeus und Wotan, dass Gott die Moral in Person ist - das passt aber zum Theós der griechischen Philosophen (für sie war das Gute-Wahre-Schöne eine Einheit und im Gotte in Höchstvollendung gegeben). Der Einfluss der griechischen Hochphilosophen auf das Christentum ist tatsächlich sehr groß.
Auch Himmel und Hölle waren dem ursprünglichen Judentum fremd. Diese Vorstellungen kamen erst aus Persien und dem alten Ägypten in das Judentum der Zeit kurz vor Jesus.


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

29.10.2021 um 18:13
Zitat von Frl.RottenmayrFrl.Rottenmayr schrieb:Die Halbgötter der Römer wie Herkules waren aber eher der Typ Schürzenjäger und Sportsheld, so eine Art Supermann. Die hätten den Jesus ausgelacht!
Aus dem Link:
Ein Halbgott ist in der Mythologie eine Sagengestalt bzw. Geschöpf, das von einem Gott und einem nichtgöttlichen Wesen bzw. Menschen abstammt. Halbgötter haben im Sprachgebrauch gelegentlich auch den Status als Gott erhalten (wie etwa Asklepios).
Quelle: Wikipedia: Halbgott

Gemäß der Definition scheint Jesus sehr wohl ein Halbgott zu sein. Auch ohne Muckis ;) Superkräfte hatte er immerhin ausreichend (übers Wasser laufen, Wasser zu Wein, Wunderheilung...) Vielleicht hätten Herkules & Co. zunächst gelacht, aber bestimmt nicht allzu lange :D


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

30.10.2021 um 01:01
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Gemäß der Definition scheint Jesus sehr wohl ein Halbgott zu sein. Auch ohne Muckis ;) Superkräfte hatte er immerhin ausreichend (übers Wasser laufen, Wasser zu Wein, Wunderheilung...)
Kann ich nicht stehen lassen. Laut Evangelien sagt Jesus zu seinen Jüngern, daß diese dies ebenfalls können, und zwar nicht wegen einer irgendwie mythisch-leiblichen Gotteskindschaft, sondern aus dem Glauben / Vertrauen heraus. Entsprechend berichtet z.B. auch die Apostelgeschichte von diversen Krankenheilungen, selbst ner Totenerweckung sowie weiteren Wundern, bewirkt durch die Nachfolger. Jesu "Superkräfte" sind nicht die eines griechischen Göttersohnes á la Herakles.


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

30.10.2021 um 05:44
Wobei auch Jesus ja ein Gottessohn ist - da gäbe es also schon eine Parallele!
Aber bei den antiken Göttern und Heroen fehlt ja vollkommen die Moral - die trieben es ja schlimmer als die Menschen damals!


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

30.10.2021 um 09:15
@perttivalkonen
@Frl.Rottenmayr
Das mit den "Superkräften" war auch eher ein ironisch gemeinter Kommentar auf den Vergleich mit griechischen und römischen Halbgottfiguren. Allein die Tatsache, dass sein Vater Gott und seine Mutter Mensch ist, so geht nun mal die Definition, macht ihn doch zu einem Halbgott. Wie so ein Mischwesen nun moralisch verfasst ist oder über welche Wunderkräfte es nun verfügt, spielt bei der Definition tatsächlich ja gar keine Rolle.


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

30.10.2021 um 12:04
Zitat von Frl.RottenmayrFrl.Rottenmayr schrieb:Wobei auch Jesus ja ein Gottessohn ist - da gäbe es also schon eine Parallele!
Auch die Südseeinsulaner sprechen von auf- und untergehender Sonne. Das müssen die von uns haben.

Auf manche Sachen kommt man einfach.

Ja, wenn es gleich mehrere Berührungspunkte gebe, aber einfach nur "hey, die ha'm ja ooch Jötterbälgers". Auch die Ägypter haben Söhne Göttes, geboren von einer Frau, gekannt (Pharao), oder die Mesopotamier (Gilgamesch). Praktisch in jeder Kultur da in der Großregion kam das vor. Schöpfungserzählungen hatten die übrigens auch alle, manchmal sehr ähnliche, manchmal aber auch höchst eigenständige. Daher gibt es hier drei Möglichkeiten
1) auf sowas (und auch auf anderes) kommen die Kulturen von allein und unabhängig
2) praktisch alle Kulturen haben das, und zwar von je anderen, Benachbarten, übernommen, und man kann kaum noch sagen, wer's von wem hat, und wer's zuerst hatte
3) Nee, wenn die Juden dis ha'm, denn müssense't vonne Griechens und Römas ha'm.

Na jedenfalls soll laut Evangelien gelegentlich, z.B. bei Jesu Taufe, Gottes Stimme vernehmbar "du bist mein Sohn, heute hab ich dich gezeugt" gesagt haben. Wer denkt, das könne ja gar nicht alt jüdisch gedacht sein, hat schlicht keine Ahnung. In Alt-Israel gilt der König, der Gesalbte (hebräisch Maschiach (=Messias), griechisch Christos), als der Sohn Gottes. Psalm2,7:
Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt.
Die Juden hatten das selber, schon lange. Nix mit "war den Juden fremd".

Daß der König der Sohn (eines) Gottes ist, war im damaligen Alten Orient weit verbreitete Sichtweise, bis hin (wie gesagt) zu den Ägyptern). Bei den Griechen gab es das nicht, da gab es menschliche Göttersprößlinge nur in grauer Vorzeit, als die (gegenwärtige) Menschheit noch jung war und es sogar noch Autochthone gab ("Selbstgeborene"; die allerersten Menschen einer Region, die aus dem Boden "gewachsen" sind; meist die frühesten Könige in den Erzählungen, die Stadtgründer und Völkerväter). Als Alexander der Große den vorderasiatischen Großkreis unterwarf, lernte er dort diese Königsideologie kennen und importierte die nach Griechenland, wo sie anfangs sogar eher verpönt war. Freilich fanden seither viele hellenistische Herrscher dieses Konzept toll, und so setzte es sich dennoch durch. Von da dann auch in Rom.

Es gibt da echt ne Menge Stoff, die man zu diesem Thema recherchieren und durcharbeiten kann. Und es gibt auch ne Menge Forschungserkenntnisse zu Abhängigkeiten, zur Wanderung von Vorstellungen, zu historischen Eckdaten dieser Entwicklung. Das ist ein spannendes Feld, und wen's interessiert, dem stehen viele Wege offen, sich kundig zu machen.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Allein die Tatsache, dass sein Vater Gott und seine Mutter Mensch ist, so geht nun mal die Definition, macht ihn doch zu einem Halbgott.
Aber nicht nach einer objektiven Tatsache, sondern nach einer menschlichen Vorstellung. Bei den Mesopotamiern dagegen waren Gilgamesch, Enkidu und Utnapischtim Halbgötter. Freilich hatte Gilgamesch ene Göttin zur Mutter und einen da schon vergotteten ehemals menschlichen Vater, wohingegen Enkidu kein menschliches Elternteil hatte und Utnapischtim kein göttliches. Die Mesopotamier hatten also ne deutlich andere Definition für Halbgötter als die, auf die Du Dich da berufst. Kann man sich also letztlich selber ausdenken, wie man Halbgott definiert, und schon paßt da Jesus mal rein und mal nicht. Irgendne objektive Angelegenheit ist diese Definierung nicht.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Das mit den "Superkräften" war auch eher ein ironisch gemeinter Kommentar auf den Vergleich mit griechischen und römischen Halbgottfiguren.
Also an dem Wort hab ich mich nun nicht grad gestört. Durchaus aber ging es mir darum, daß diese Superkräfte bei Jesus eben nicht seinem halb göttlichen Genpool zu verdanken sind wie bei den hellenistischen Heroen.
Zitat von DerKlassikerDerKlassiker schrieb:Wie so ein Mischwesen nun moralisch verfasst ist oder über welche Wunderkräfte es nun verfügt, spielt bei der Definition tatsächlich ja gar keine Rolle.
Uh oh!

Aber selbstverständlich sind in der griechischen Vorstellungswelt gott-menschliche Bastarde kein Heinz wie jeder andere. Sie müssen nicht stets mit den selben Attributen glänzen, aber glänzen, herausstechen, tun sie alle (selbst die, die negativ auffallen). Sie sind in ihren besonderen Eigenschaften eben nicht normal. Manche glänzen durch Superkräfte, andere durch ne hohe Ethik, weitere durch natürliche Anführerschaft. Nichts, was nicht auch bei anderen auftreten könnte (ok, fast nichts), wohl aber müssen jene anderen sich das erst erarbeiten, wohingegen die Heroen das schon im Blut haben. Und dies ist in den Gschichtles auch erkennbar.

Letztlich sind auch hohe Ethik oder natürliche Autorität Superkräfte wie ordentlich Muckies, Wunderwirken und wasweißich. Und das Wesentliche: diese Superkräfte stammen vom göttlichen Elternteil, sind nicht erarbeitet. Aber selbstverständlich gehört das zur hellenistischen Halbgott-Definition!


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Das Christentum - eine synkretistische Religion?

23.12.2023 um 01:35
Das Christentum hat gewiss viele Elemente anderer Denksysteme übernommen, z. B. viele keltische oder germanische Bräuche.
Was das Römische Reich betrifft, so stand man zuerst in einem feindlichen Verhältnis zueinander, bis die christlichen Kirchen im Prinzip die Umrisse des politisch untergehenden Römischen Reiches weit über die Antike hinaus konserviert haben. Das schließt seine Hauptsprachen Latein (v. a. Westen) und Griechisch (v. a. Osten) mit ein.

Aber schon die Ablösung vom Judentum verlief lange unklar. Anfangs haben sich viele Christen noch als Juden empfunden und sich z. T. sogar in Synagogen versammelt. Später neigten sie dagegen immer wieder zu einer extremen Abgrenzung vom Judentum.

Das Christentum hat sich aber auch selber in viele Konfessionen und Unterkonfessionen entwickelt und dabei sowohl fremde Ideen aufgenommen als auch eigene Ideen ("Eigenentwicklungen") weitergegeben.

Ich denke da nur an die Täuferbewegung in der frühen Neuzeit, aus der sich neben anderen die Hutterer entwickeln.
Sie mussten mehrmals vor der Obrigkeit fliehen und sind jetzt z. B. als Bruderhof-Bewegung aktiv und auf Youtube präsent. ;)


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