aIrl schrieb:Wie kam man damals überhaupt dazu, zu glauben,dass diese großen Dinos (hauptsächlich) im Wasser lebten?
perttivalkonen schrieb am 14.06.2023:In den Sechzigern, als das Bild entstanden sein dürfte, war es ne durchaus plausible Auffassung. Die Viecherln waren so riesig und massig, daß man sich fragte, wie die denn bloß überhaupt laufen oder auch nur stehen konnten bei deren Gewicht. Die Lösung: die lebten hauptsächlich im Wasser. Auch der Brontosaurus in meiner "Galerie" steht an Land in Wassernähe, und ein Artgenosse weiter hinten ist im Wasser, wenn auch noch im Uferbereich. Man nahm an, die konnten auch für ne Weile an Land, aber suchten schnell wieder die Entlastung des Auftriebs im Wasser. Na und Brachiosaurus wär dann mit seiner "Höher-als-lang"-Anatomie besonders weit an ein weitgehendes Wasserleben angepaßt. Noch in den Siebzigern konnte man diese Auffassung hören / lesen, wenn ich es recht erinnere.
Schau Dir nur mal an, wie "fett" der "Brontosaurus" dargestellt wurde zu Burians Zeiten.
Original anzeigen (0,3 MB)Mittlerweile wird er schon deutlich schlanker dargestellt, für ihn werden keine Phantasiezahlen des Gewichts in Tonnen mehr angegeben wie damals.
Original anzeigen (0,3 MB)Wikipedia: BrontosaurusFreilich ist auch der zu phantasievoll "re"konstruiert, total illusorisch dargestellt. Dessen Beinknochen hätten überhaupt keine Verbindung mehr mit den Beckenknochen - oder diese keine zur Wirbelsäule. Dahinter steht die noch immer weit verbreitete Vorstellung, die müßten einfach riesengroß gewesen sein. Auch in Museen werden viele Dinos, aber auch andere Riesentiere wie das Paraceratherium, oft viel zu groß rekonstruiert, damit das Muesum ein besonders großes Exemplar habe.
https://www.zeit.de/wissen/geschichte/2015-04/dinosaurier-brontosaurus-apatosaurus-gattungDer hier ist schon realistischer dargestellt, aber noch immer nicht korrekt, noch immer zu hoch. Hier mal zum Vergleich ein Skelett:
https://peabody.yale.edu/support/adopt-a-boneMan sieht schon im Augenschein, daß der Knochenkerl nicht so hoch aufragt wie die gemalten Kollegen. Mißt man dann noch die höchste Rumpfhöhe aus und teilt diese durch den mittleren Abstand zwischen Vorder- und Hinterextremitäten, so ergibt sich für die zwei gemalten (Burians mal außen vor) sowie den Knochenkerl folgendes Verhältnis
2,53 : 1
1,69 : 1
1,325 : 1
Und dabei wird wohl selbst der Knochenkerl nicht anatomisch korrekt dargestellt worden sein, sondern noch immer zu groß aussehen. Denn bei sämtlichen Landwirbeltieren von Tonnengewicht ragen die Schulterblätter und Beckenknochen oben etwas über die Wirbelsäule hinaus, reichen oft bis an das obere Ende der oberen Dornfortsätze. Ergibt ja auch Sinn, denn schließlich müssen die Beine ein ordentliches Tonnengewicht tragen, wofür es nötig ist, daß sie eine gute Verbindung zur Wirbelsäule besitzen. Und nicht nur das, die Oberarmknochen wie die Oberschenkelknochen sind auch bei den massereichen Landwirbeltieren in der Regel schräggestellt und nicht exakt lotrecht.
https://encyclopedia.pub/entry/27984Sieht man hier beim Afrikanischen Elefanten recht gut.
Wie gesagt, Museen wollen so gern besonders riesenhafte Exemplare, und so bastelnse sich Viecherln mit senkrechten Beinknochen (oft laufen die dann auch noch auf Zehenspitzen - jeder Dezimeter zählt), und die ebenfalls oft total steil angeordneten Beckenknochen und Schulterblätter ragen manchmal kaum an die Wirbelsäule ran.
Riesenmumie in Amerika gefunden. (Seite 4) (Beitrag von perttivalkonen)