<"Libet Versuch. Die Deutsche Gesellschaft für Verhaltensmedizin und Verhaltensmodifikation – DGVM in Zusammenarbeit mit der Deutschen Ärztlichen Gesellschaft für Verhaltenstherapie stellt zu ihrem Aufruf "Call for Papers" für ihren 10. Kongress, hier zum Thema "Freier Wille und Biologische Regulation" Materialien zum freien Willen zur Verfügung und führt zum Libet-Experiment aus:
"Ein immer wieder zitiertes Experiment wurde von Benjamin Libet in den 1980er Jahren durchgeführt. Die Probanden wurden gebeten, zu einem beliebigen Moment das Handgelenk zu bewegen, während gleichzeitig die Gehirnaktivitäten aufgezeichnet wurden.
Libet fand heraus, dass die Gehirnaktivität, die dazu führte, dass die Person ihr Handgelenk bewegt, etwa eine halbe Sekunde vor dem Moment einsetzte, in dem die Person angaben, sich bewusst dazu entschlossen zu haben. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Entscheidung in Wirklichkeit auf einer unbewussten Ebene stattfindet und erst später in eine "bewusste Entscheidung" übersetzt wird. Ein damit zusammenhängendes Experiment wurde später von Alvaro Pascual-Leone durchgeführt, bei dem die Probanden gebeten wurden, zufällig die rechte oder die linke Hand zu bewegen. Er fand heraus, dass durch die Stimulation der verschiedenen Hirnhälften mittels magnetischer Felder die Wahl der Person stark beeinflusst werden konnte.
Genau genommen zeigen diese Experimente nicht, dass es keinen freien Willen gibt. Das wäre nur dann der Fall, wenn Entscheidungen singuläre, zeitlich genau bestimmbare Ereignisse wären. Aber auch aus der alltäglichen Erfahrung weiß man, dass Entscheidungsprozesse durchaus komplex und langwierig sein können. Die "bewusste Entscheidung" könnte einfach als die letzte Stufe eines Entscheidungsprozesses gesehen werden, der wesentlich früher begonnen hat. Genauso zeigen die Experimente von Alvaro Pascual-Leone lediglich, dass eine Beeinflussung möglich ist.
Normalerweise wählen Rechtshänder die rechte Hand in ca. 60% aller Fälle. Wurde jedoch die rechte Hirnhälfte stimuliert, wurde die linke Hand in 80% aller Fälle ausgewählt (die rechte Hemisphäre des Hirns ist im wesentlichen für die linke Körperhälfte zuständig und umgekehrt). Trotz dieses nachweislichen Einflusses von außen berichteten die Probanden weiterhin, dass sie der Überzeugung waren, die Wahl frei getroffen zu haben."
Kritisch zu den neurobiologischen Experimenten: Ansgar Beckmann:
http://www.uni-bielefeld.de/philosophie/personen/beckermann/wille2_v2.pdf (Archiv-Version vom 29.11.2003) RS: Aus dem Zeitpunkt der Bewußtwerdung folgt überhaupt nichts für den freien Willen. Und aus den Libet'schen Experimenten folgt das schon zweimal nicht, da die Entscheidung, die Aufgabe als Versuchsperson zu erfüllen, ja nach der Instruktion, die ja bei dieser Art Experimente bewußt wahrgenommen werden muß, getroffen wird. Es folgt dann der Handlungsentschluß, die der Bewußtwerdung natürlich vorausgeht.
___
Life-Experiment WAZ. [W=Wappen, A=Anderes, Z=Zahl]. Eine vereinfachte und verschärfte Variante des Experiments hier. Das 'Experiment' hat es insofern in sich, weil eine Entscheidung an eine äußere Zufallsinstanz delegiert wird. Wo bleibt hier der Determinismus, zumindest dann, wenn die Zufallsentscheidung korrekt befolgt wird? Hier wird ja nicht konkret entschieden, sondern über eine Menge sich ausschließender Alternativen. Eine Versuchsperson hat insgesamt folgende Möglichkeiten oBdA: (1) den richtigen Arm heben, (2) den falschen Arm heben, (3) etwas ganz anderes tun. Jede Variante ist willenfreiheitspsychologisch interessant. Die Tatsache, daß wir unser Verhalten an äußere Zufallsgeneratoren abgeben können, aber nicht müssen, kann als eine operationale Definition für Willensfreiheit mit Indizierung genau dieses 'Experiments' dienen">
Welches Muster verbindet den Krebs mit dem Hummer und die Orchidee mit der Primel und diese vier mit mir? Und mich mit Ihnen? (Gregory Bateson)