@lucyvanpelt Ich muss jetzt doch auch mal sagen zu diesem GPS-Thema. Als jemand, der seit 2004 GPS benutzt mit verschiedenen Handgeräten, in der Anfangszeit u.a. damit bei osm beteiligt war und fleißig Wege etc. eingetragen hat. Und auch, denke ich, noch traditionell mit Karte, Kompass umgehen kann, aber auch den modernen Kram benutzt.
Es muss einen Grund haben, warum niemand empfehlen würde, nur anhand eines GPS-Signals und einer rudimentären Karte, egal ob heruntergeladen oder auf eine Serviette gekritzelt, sich in einer solchen Gegend zurechtzufinden. Nennt mir einen Experten, der das als ausreichend betrachten würde. Man kann beim Alpenverein, bei den Gebirgsvereinen schauen, in Skandinavien: niemand würde das, und erst recht nicht damals, als ausreichend betrachten, um einen Weg (wieder)zufinden. Wer sich alleine auf diese Methode verlassen wollte, der hat sich eben NICHT gut vorbereitet und dem fehlt auch ganz klar Basiswissen. Googlemaps mal in der Stadt benutzt zu haben und dann denken, es wäre in so einem Gelände genauso nützlich, der hat schon die erste schwere Fehleinschätzung begangen.
Du,
@lucyvanpelt, schreibst hier öfter, eine Karte, wo man Boquete drauf sieht, und ein GPS-Signal reichen. Mit dieser Zwei-Punkt-Methode, ich hier auf der Karte, Ziel dort auf der Karte, kommt man aber zuverlässig nur klar, wenn das Terrain flach und beliebig querbar ist. In jedem anderen Gelände ist es Glückssache bzw. es kommt noch sehr auf die eigenen Fähigkeiten an, Gelände einschätzen zu können. Dieses Verfahren funktioniert in einer flachen Sandwüste, auf dem Wasser (wenn genug davon unter dem Bug ist), in der Luft (wenn ich vermeide, in Grund zu fliegen), sicher auch im Münsterland oder in Holland. Aber schon nicht mehr wirklich im Mittelgebirge. Ich habe das mit dem ersten GPS jahrelang u.a. beim Cachen probiert und es funktioniert nicht ohne trial and error. In der Zeit kam es immer wieder auch mal vor, dass ein gutes GPS-Signal angezeigt wurde, es lag aber um hunderte Meter, tw. auch um Kilometer daneben, durch Reflektionen im Bergigen, unter Blätterüberdachung. Aber das nur am Rand, mir geht es hier gerade nur um diese o.g. Navigationsmethode an sich.
Wenn es Lisanne und Kris nur darum gegangen wäre, auf einem Trail ohne große Verzweigungen vor- und rückwärts festzustellen, dann wäre ihnen das sicher auch, unter normalen Umständen, ohne jegliche Technik geglückt. Sie waren ja nicht dement. Kommt man an eine Weggabelung, evtl. auch erst auf einem Rückweg, ist diese Navigationstechnik, wie von Dir vorgeschlagen, tückisch. Ich hab auf die Schnelle mal eine Skizze entworfen und hoffe, man kann was erkennen. Es soll nur ein Beispiel sein, ohne Anspruch, dass es eine solche Situation vor Ort geben könnte, nur EIN Beispiel dafür, dass dieses Verfahren nicht reicht und man immer noch andere Abgleiche braucht. Weitere Beispiele wären Hindernisse, die sich auf dieser "Vogelroute" dann auftun würden.
Original anzeigen (4,3 MB)Also: man wandert von A mit Ziel B (die Kringel sollen Höhenlinien sein). Es gibt nur einen Weg und man braucht noch kein Navi. Die Abzweigung bei X sieht man nicht oder man käme zumindest nicht auf die Idee, ihr zu folgen, sie geht ja Richtung "zurück". An Punkt B gibt es mehrere Möglichkeiten und man entscheidet sich, zurückzugehen. An X fällt einem auf, dass es eine Gabelung gibt, man weiß nicht mehr genau, welchen Weg man kam (kommt häufiger vor als man denkt). Nun ist man sich nicht sicher, ob man die linke oder die rechte Abzweigung nehmen soll. Aber man hat ja sein Handy mit der Karte, das holt man raus und schaut sich die rudimentäre Karte an, sieht seinen Standort und wohin geht man dann? Wohl auf dem rosa Weg weiter. Denn das Ziel liegt ja an X direkt vor einem auf dieser rudimentären Karte, und der linke Weg macht so einen Bogen weiter nach links. Nun tapert man Richtung C und die Preisfrage ist, wann fällt einem das denn auf, dass man sich vom Ziel weiter entfernt? Ohne weiteren visuellen Abgleich für etwas in der Ferne? Wie lange denkt man, es muss wohl der richtige Weg sein, man hat ja auf dem Handy geschaut? Der andere ging doch erst recht falsch weg? Irgendwann entscheidet man sich, von dem rosa Weg zurückzugehen, was, wenn dann wieder Abzweigungen sind, und man nicht mehr so genau weiß, welchen Weg man jetzt entlangkam, weil man sich auf seine rudimentäre Karte und das Gerät verlassen hat?
Wie gesagt, es soll nur ein Beispiel sein. Dafür, dass diese Navigationsmethode m.E. ungeeignet ist für Leute, die wenig Erfahrung in Touren haben, das Gelände vor Ort nicht kennen, für Eventualitäten nicht ausgerüstet sind. Kenntnis dieser Methode, ohne die Einschränkungen zu kennen, wäre eine Pseudofähigkeit.