Doctective schrieb:Was viel interessanter ist, ist zu erforschen, wie jemand, der an einer Knochenhautentzündung, die möglicherweise sogar schon Grippesymptome verursacht hat, darauf kommt, den Pianista Trail zu wandern. Und nach einem ultra belastenden Aufstieg quasi ohne Pause glaubt, auf der anderen, noch viel steileren Seite einfach weiter wandern zu können. Glaube Ich dass Lisanne das freiwillig gemacht hätte? Auf keinen Fall!
Hmmmh. Naja. Also. Ich weiß, dass das Wort "Grippe" und damit auch "Grippesymptome" von Nichtmedizinern sehr weitgefasst, will nicht sagen, undifferenziert, verwendet wird. Aber mit Grippesymptomen, typischerweise Fieber, Abgeschlagenheit, Muskel-, Gliederschmerzen, Infektzeichen der Lufwege wäre Lisanne sicher nicht wandern gegangen. Das würde mit "Grippesymptomen" wohl niemand tun, Knochenhautentzündung hin oder her. Jetzt müssen natürlich nicht alle mit "Grippe" schwer krank sein - aber symptomlos würde die Argumentation ja sowieso nicht funktionieren.
Diese Knochenhautentzündung kann m.E. keine grippeähnlichen Symptome erzeugt haben. In dem Fall müsste man sonst nämlich an eine Sepsis denken, und mit der geht man erst recht nicht mehr wandern. Zumindest kommt man nicht weit. Ich würde auch eher vermuten, dass diese Rötung auf den Fotos (Fuß unter dem Tisch in der Bar) nichts mit der Knochenhautentzündung zu tun hat. Aber ich kann es nicht beweisen. Ich halte es nur für unwahrscheinlich.
Die Annahme, dass sie jemand unter vorgehaltener Waffe morgens krank aus dem Bett geholt hat und auf den Mirador getrieben, ist sicher abwegig. So sehen die Fotos bis zum Mirador ja nicht aus.
Ob der Aufstieg "ultra belastend" sein kann, kann ich nicht beurteilen. Aber die Berichte andere hören sich nicht so an, das Höhenprofil und die Fotos von den Wegen sehen nicht so aus und am wichtigsten: sie sahen oben recht frisch aus. Und der rote Pickup der Blumenkinder hat sie sicher nicht bis hoch gefahren.
goldenerReiter schrieb:ich frage mich warum es eigentlich nicht generell mal in Frage gestellt wird ob Lisanne wirklich so krank war wie sie selbst dargestellt hat.
Auffallend ist doch dass diese körperlichen Symptome zeitlich nahezu mit diesem seelischen Fast-Zusammenbruch aufkamen.
Doctective schrieb:Damit liegst du richtig. Tatsächlich ist es sogar so, dass sie es nicht nur vorschieben, sondern dass sich seelische Probleme ebenso körperlich äußern können (psychosomatisch) genauso wie körperliche Probleme aufs Gemüt schlagen (somatopsychisch). Das kann man nicht so klar auseinanderdividieren.
Genau das ist m.E. der Punkt. Die psychische Verfassung entscheidet ja auch darüber, wie man körperliche Symptome bewertet. Als sehr bedrohlich: der Fuß ist morgen sicher ab! wo ist die Nummer vom Ambulanzflug zurück nach Hause? oder als eher harmlos: das hatte ich schon öfter, bisher ist das immer weggegangen, die Wanderung schaff ich noch.
Könnte mir schon vorstellen, dass sie sich die Wanderung deswegen vorgenommen haben, um mal auf andere Gedanken zu kommen und sich mit etwas Schönem abzulenken, einmal von dem Ärger um den Praktikumsplatz und dann möglicherweise von solchen Symptomen. Eigentlich eine gute Idee. Sie haben ja nicht ahnen können, wie das ausgeht.
Und: sie sind ja hoch auf den Mirador gekommen und sie sahen oben recht happy aus. Die Verfassung kann also nicht schlecht gewesen sein. Sie haben dort oben nur relativ kurz Pause gemacht und sind dann weiter auf dem Trail in eher schwierigeres Gelände.
Ihre körperliche Verfassung scheint sie nicht abgehalten zu haben, hinter dem Mirador mal "zu schnuppern". So vermute ich das. Der Mirador scheint nicht das eigentliche Ziel gewesen zu sein - sonst wäre man dort umgedreht. Ich glaube, sie wollten eine bestimmte Strecke oder Zeit dort noch gehen, dann umdrehen. "Eine Stunde in diese Richtung haben wir noch Zeit, dann drehen wir um", möglicherweise so in etwa. Vielleicht um zu gucken, ob es sich lohnt, nochmal mit einem (ziemlich teuren!) Führer wiederzukommen. Oder eben zu entscheiden: lohnt nicht, wiederzukommen. Alles Grün und keine Aussicht, was auch immer - wir geben das Geld lieber anderweitig aus. Dabei ist dann irgendetwas passiert, was diesen Plan zunichte gemacht hat.