fassbinder1925 schrieb:Und es war schon mal erstmal ganz beachtlich, dass er ein Sexualdelikt für nicht unwahrscheinlich hält. Ich dachte ja wirklich, dass sich die Theorie erst durch die Ermittlungen gegen ST verfestigt hat.
Davon dass man es vllt immer bis zu einem gewissen Grad auf dem Schirm hatte, eben wegen der Auffindesituation und da es kein offensichtliches anderes Motiv gab, mal abgesehen.
Das habe ich nie gedacht. Vom massiven Pornokonsum des Basti hat man doch erst erfahren, als er schon festgenommen worden war, dann seine Bude auf den Kopf gestellt wurde und seine digitalen Spuren (Handy, Tablet, Laptop) ausgewertet worden waren.
Ich denke, dass wenn eine junge Frau nachts auf dem Heimweg überfallen, schwer verletzt und ermordet wird, die meisten anderen Motive - wie z.B. Raub, Fremdenhass, Schizophrnie des Täters etc.) einfach per se deutlich unwahrscheinlicher sind und ein (versuchtes) Sexualdelikt halt nahe liegt.
fassbinder1925 schrieb:Erstmal, fand ich es überhaupt interessant zum Ersten Mal zu hören, was bei der OFA rausgekommen ist. Schon ganz am Anfang der Ermittlungen, wurde das ja in der Presse mitgeteilt, dass Horn rangezogen wird. Aber war ja nie mehr Thema. Ich dachte, das haben sie vllt abgeblasen.
Ich mir genauso gegangen. Irgendwo war mal erwähnt, dass Horn recht früh in den Ermittlungen mitgearbeitet hat, aber mehr hat man nie dazu gehört. Auch im erste Prozess erinnere ich mich nicht, dass irgendwo mal die Ergebnisse dieser Analyse auch nur erwähnt wurden.
fassbinder1925 schrieb:Und natürlich, habe ich erstmal auch ganz schön gestaunt, weil das Profil natürlich gut auf den Angeklagten passt.
Jedoch ist mir nicht klar, wie man bei einem Tatort, ohne objektive Spuren, daraus schließen will, dass der Täter Jung und überfordert war.
Ich denke, dass da das Ergebnis der Obduktion entscheidend war. Danach wurde Hanna angegriffen, schwer verletzt, es fanden sich keien Spuren eines "erfolgreichen" sexuellen Übergriffs und sie wurde noch lebend in den Bärbach verbracht.
Auch war zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich schon klar, dass sich das ganze in sehr kurzer Zeit abgespielt haben musste (wahrscheinlich war der Zeitpunkt, wann Hanna die Bar verlassen hatte durch die Kameraaufnahmen bekannt und vielleicht lagen auch schon Aussagen von Zeugen vor, die kurz nach der Tat den Heimweg passiert hatten und nichts mehr gesehen hatte). Das spricht schon für ein hektisches Tatgeschehen, das abgebrochen wurde. Die Wahl es Tatortes (wenn der damals schon genauer eingegrenzt war) ist auch nicht besonders geschickt.
Ich finde schon, dass man da auf einen überforderten Täter schließen kann. Und daraus wiederum auf einen jungen.
Wenn wir uns das so zusammenreimen oder die Aussagen der Fallanalytiker nicht so nachvollziehen können, darf man halt nicht vergessen, dass diese Leute bei ihrer Arbeit schon auch auf sehr viel Erfahrung, Statistik und Auswertungen zurückgreifen. Für uns bleibt das alles etwas unfassbar, wirkt so ein bisschen zwischen geraten und sehr allgemeinem blabla, was sich jeder hätte ausdenken können. Aber ich denke, dass die schon sehr sorgfältig arbeiten und eben nicht nur raten, sondern viel Erfahrungswissen einbringen können.
fassbinder1925 schrieb:Noch dazu, weil ein Profiler ja nicht beurteilen kann, was es mit dem
Verhalten der Hose im Wasser auf sich hat.
Auch wäre es interessant zu wissen, inwieweit die Re-Opening Party im Eiskeller in seine Überlegung eingeflossen ist.
Meiner Meinung nach hat es die runtergzogene Hose nicht gebraucht, damit ein versuchtes Sexualdelikt naheliegt. Aber vielleicht hat man ja auch einfach angenommen, dass die Hose durch einen Täter runtergezogen worden ist, weil man sich nicht vorstellen konnte, dass das Wasser das macht.
So eine Fallanalyse arbeitet halt immer mit dem, was zum dem Zeitpunkt an ausgewerteten Spuren vorliegt.
Ich denke schon, dass die Re-Opening Party natülich bedacht wurde. Aber in wie weit diese Tatsache in das Ergebnis eingeflossen ist, keine Ahnung. Es wäre diesbezüglich ja interessant, ob man den Täter unter den Gästen vermutet hätte oder gedacht hat, dass der Täter ein "Passant" oder ein "Cruiser" war, also entweder jemand, der unabhängig von der Party zufällig vorbei gekommen ist oder jemand, der sich gezielt auf die Lauer gelegt hat und wegen der Party gehofft hat, eine Frau auf dem einsamen Nachhauseweg abfangen zu können.
fassbinder1925 schrieb:Ich glaube, den Ersten Punkt, muss man differenziert sehen. Horn wird allein schon mit einem Tötungsdelikt gearbeitet haben, weil er dazu geholt wurde. Ich glaube nicht, dass ein Fallanalytiker in so einem Fall Unfall von Gewalttat unterscheiden kann.
Das Ergebnis der Obduktion lag schon vor: 5 gleichförmige Kopfwunden + beidseitige Acomium-Frakturen. Ich denke, dass auch damals schon die Einschätzung der Rechtsmedizin vorlag, dass Hannas Verletzungen nicht vom Treiben im Fluss kommen können. Ich meine der Hydromechaniker wurde erst während des Prozesses auf Antrag der Rick hinzugezogen, weil die nicht glauben wollte, was die Rechtsmedizin beurteilt hatte.
Insofern wird man damals konkret von einem Tötungsdelikt ausgegangen sein und wird über das Verletzungsmuster auch schon einen groben Tatablauf hat skizzieren können.