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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

20.883 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hartz IV, Sanktionen, BGE ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 19:18
@Abahatschi

Mal ne blöde Frage: hast du schonmal Hartz IV bekommen?

Ich kann von 400 Euro vom Amt nur träumen (fürs Kind gibts übrigens 0,00 Euro), da Unterhalt und Kindergeld vollkommen angerechnet werden. Einkommen von minderjährigen Kindern (in diesem Fall eben der Unterhalt) anzurechnen... puh. Das ist schon nicht sooooo geil. Ich finanziere also einen Großteil meiner Ausgaben über den (Mindest-)Unterhalt meines Kindes. Das ist an sich nicht Sinn der Sache.

Andererseits: sollte der Herr Vater mal auf die Idee kommen, keinen Unterhalt zu zahlen, macht es für mich finanziell auch keinen Unterschied. Dann bekäme ich nämlich mehr vom Amt.

Die Armutsgrenze für Singles in NRW liegt bei 781 Euro. Wir haben dieses Geld zu zweit. Und das seit Jahren. Kindergelderhöhung? Ist egal, wird gleich wieder angerechnet. Wechsel der Unterhaltsstufe und damit mehr Unterhalt? Ist egal, merk ich nix von, weil gleich wieder angerechnet.

Und ja, es ist naiv, ich weiß. Aber ich würde mir wirklich wünschen, dass in diesem Land kein Kind unter der Armutsgrenze leben müsste.

Immerhin haben Kinder einen höheren Freibetrag für Ersparnisse.

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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 19:29
Zitat von BeckyBecky schrieb:Die Armutsgrenze für Singles in NRW liegt bei 781 Euro. Wir haben dieses Geld zu zweit.
Dir ist aber schon klar, dass diese 781 Euro inkl. Miete gemeint sind, oder? Das diese Grenze viel zu niedrig gewählt ist, ist eine andere Sache.
Aber, dass Leistungsempfänger immer vergessen, wieviel andere für Wohnen, Heizen, GEZ, Kinderbetreuung (in meinem Fall fast 500 Euro) ausgeben müssen, nervt.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 19:37
@Origami82

Falls es dich tröstet: ich koste das Jobcenter gigantische 52 Euro im Monat für meine Unterkunft, die Betreuung zahlt keiner von staatlicher Seite. Alles außerschulische und vieles an Therapien ist spendenfinanziert, den Rest zahle ich aus eigener Tasche (also vom Hartz IV). Auch die Schule ist nicht unter staatlicher Trägerschaft.

Ich könnte natürlich auch mein Kind zu Pflegeeltern oder ins Heim geben, dann könnte ich arbeiten und würde dem Staat kein Geld mehr kosten. Nur noch mein Kind. Und ja, solche Ratschläge bekommt man mit behinderten Kindern.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 19:41
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wenn manche Leute die ALG-II-Leistungen so grandios finden, dann frage ich mich, warum sie nicht einfach mit einem Langzeitarbeitslosen ihren Arbeitsplatz tauschen.
Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Muss ja echt geil sein so ein leben in Saus und Braus, ganz ohne Arbeit und den ganzen Tag frei für all die Möglichkeiten, die unsere Gesellschaft so anbietet.

Komisch nur das H4 dann doch scheinbar nicht erstrebenswert ist und die Menschen dann doch lieber arbeiten, wenn es ihnen möglich ist. Scheinbar sind die alle dumm und verzichten auf das Schlaraffenland aus Utopia. :ask:


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 19:49
Zitat von BeckyBecky schrieb:Ich könnte natürlich auch mein Kind zu Pflegeeltern oder ins Heim geben, dann könnte ich arbeiten und würde dem Staat kein Geld mehr kosten. Nur noch mein Kind. Und ja, solche Ratschläge bekommt man mit behinderten Kindern.
Solche Aussagen sind natürlich eine Frechheit, und genauso finde ich es inakzeptabel, dass Menschen, die sich um behinderte Kinder oder pflegebedürftige Angehörige kümmern und deshalb nicht arbeiten können, von Hartz IV leben müssen. Da muss es andere staatliche Unterstützungen geben!
Aber genau diese Gleichmacherei ist doch das Problem. Man kann doch einen Arbeitsunwilligen nicht mit Menschen vergleichen, die aus irgendwelchen Gründen nicht arbeiten können oder trotz jahrelanger Bemühungen keinen Job finden. Deshalb geht mir auch hauptsächlich die Hutschnur hoch, wenn ich bedingungsloses Grundeinkommen lese.


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14.11.2018 um 19:50
@Bone02943

Die unterschätzen halt den ganzen Spaß, den man mit Behördenkram haben kann. Ich kann mich nur immer nicht entscheiden, was ich amüsanter finde: die 40 Seiten Papierkram, die ich wegen der Eingliederung meines Kindes hier noch liegen habe oder die weniger aufwändigen anderen Sachen wie Kontoauszüge der letzten 6 Monaten (die ich natürlich auf eigene Kosten von der Bank holen muss, denn die elektronischen, die meine Bank standardmäßig verschickt, werden nicht anerkannt)?

Wie gesagt, ich beschwere mich nicht, dass ich meine Einkünfte nachweisen muss. Ist logisch das man das muss. Egal ob bei der Kostenübernahme für Therapien oder Beantragung sonstiger staatlicher Hilfen. Aber erstrebenswert ist es definitiv nicht. Nur leider geht es manchmal nicht anders. Sei es, weil man gesundheitlich nicht in der Lage ist, sich selbst zu finanzieren, weil man Angehörige hat, die auf dauerhafte Betreuung angewiesen sind oder weil man so wenig verdient, dass man aufstocken muss. Die Gründe, warum man Sozialleistungen in Anspruch nehmen muss, sind vielfältig.

Trotzdem bin ich kein Fan davon, dass einem am liebsten der Mund verboten würde, wenn man Dinge aufzeigt, die nicht ganz so toll laufen. Vor allem, wenn es um Kinderarmut geht oder die Tatsache, dass ein behindertes Kind nicht vernünftig gefördert werden kann, weil nicht genug Geld da ist.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 20:00
@Origami82

Solange es keine besonderen Zuschläge im Hartz IV-Satz gibt, die die Pflegebedürftigkeit eines Mitglieds der Bedarfsgemeinschaft berücksichtigen, bin ich für das bedingungslose Grundeinkommen. Aus zugegebenermaßen vollkommen egoistischen Gründen ;) aber ich brauche wirklich nicht noch mehr unnötigen Papierkram und nicht erreichbare Ansprechpartner.

Es ist nunmal so, dass behinderte Kinder mehr Kosten verursachen als gesunde Kinder. Natürlich zahlt die Krankenkasse oder die Pflegekasse. Aber eben nicht für alles, was benötigt wird. Bei der Hartz IV-Berechnung wird aber IMMER von einem gesunden Kind ausgegangen. Da bekommt man dann zum Schuljahresanfang 7x,xx Euro, um die Schulkosten zu decken. Das ist in meinem bzw dem Fall meines Kindes utopisch. Das deckt ganz 2-3 Monate der Kosten, die die Schule verursacht.

Ich glaube übrigens auch nicht, dass der Anteil der absolut unwilligen Allesverweigerer so wahnsinnig groß ist. Belegen kann ich das natürlich nicht, denn soweit ich weiß gibt es keine Zahlen dazu, wie viele Menschen in Deutschland keinen Bock auf Arbeit haben :D blöderweise werden trotzdem alle anderen mit diesen in einen Topf geschmissen.

Ich muss aber auch sagen, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie man keinen Bock auf nichts haben kann. Ich hab immer gearbeitet, auch zu Schulzeiten schon. Nen geregelter Arbeitstag erscheint mir mittlerweile wie ne unerreichbare Utopie, von dem vielen Geld (was natürlich Definitionssache ist :D) mal ganz zu schweigen. Es bedeutet ein Stück weit Unabhängigkeit und Freiheit. Hätte ich gerne wieder, wird aber vermutlich noch jahrelang nicht möglich sein.


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14.11.2018 um 20:00
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wenn manche Leute die ALG-II-Leistungen so grandios finden, dann frage ich mich, warum sie nicht einfach mit einem Langzeitarbeitslosen ihren Arbeitsplatz tauschen.
Gute Frage und jeder hier kennt die Antwort. :D

Und der Rest war beredtes Schweigen.


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14.11.2018 um 20:04
Zitat von BeckyBecky schrieb:Mal ne blöde Frage: hast du schonmal Hartz IV bekommen?
Nein, ich bin 46 und habe vor 2 Monaten mein 30J Arbeitsjubiläum gehabt, und ja, ich hatte bei Investitionen unter Umständen um die 200-300€ zur Verfügung..so.
Ich "beneide" niemanden um H4, ich wünsche es keinem, ich würde mit Sanktionen nicht klarkommen (deswegen gehe ich lieber als Selbstständiger arbeiten) - aber die Darstellung das sei zu wenig und die Pflichten des Beziehers zu hoch...teile ich halt nicht.
Deine individuelle Situation ist schon speziell und für die allgemeine Diskussion doch nur bedingt geeignet.
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Muss ja echt geil sein so ein leben in Saus und Braus, ganz ohne Arbeit und den ganzen Tag frei für all die Möglichkeiten, die unsere Gesellschaft so anbietet.
Wer als Minimalist, zB verzichtet auf Eis von der Eisdiele oder Besuche im Zoo, kann sich schon einen geilen Tag machen...haut die 10-12 Bewerbungen im Monat mit Copy&Paste raus.
Zitat von Bone02943Bone02943 schrieb:Scheinbar sind die alle dumm und verzichten auf das Schlaraffenland aus Utopia.
Nein, diejenigen die arbeiten gehen und trotzdem weniger als H4 haben, auf Aufstocker verzichten, respektieren sich selbst und haben menschlich echt was auf dem Kasten. Alle anderen...jammern?


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 20:07
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:ber die Darstellung das sei zu wenig
das mag deine Meinung sein. Aber Der UN Menschenrechts RAT sieht das ganz anders.

Leider wird diese Meldung Wieder mal Tot geschwiegen.

Hier mal was Willkürlich aus dem WWW.



Lesen, verstehen...
Gute Nacht..

my 2 cent


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14.11.2018 um 20:11
@Abahatschi

Die Aussage, dass meine Situation sehr speziell ist, bekomme ich häufiger. Soooo speziell ist sie allerdings gar nicht. Sie betrifft einen Großteil der Alleinerziehenden mit behinderten Kindern. Scheinbar leider zu wenig, um für die Politik interessant zu sein.

Und auch wenn die Situation speziell ist: ne bestimmte Lebensqualität hätte ich trotzdem gerne. Ja, das ist mit Geld verbunden. Therapien und Betreuung für behinderte Kinder sind nunmal ein Kostenfaktor. Da sich aber dieses Land "Sozialstaat" schimpft, darf das gerne bei der Berechnung dessen, was man zum Lebensunterhalt braucht, berücksichtigt werden. Natürlich nur, wenn man nachweisen kann, dass das Kind eine bestimmte Erkrankung/Behinderung hat. Das ist bislang so aber nicht vorgesehen. Es gibt zwar Zuschüsse, wenn man Nahrungsmittelunverträglichkeiten hat, nicht aber bei anderen Problemen.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 20:17
Zitat von BeckyBecky schrieb:ne bestimmte Lebensqualität hätte ich trotzdem gerne.
Das verdenke ich niemanden...aber:
Zitat von BeckyBecky schrieb:Da sich aber dieses Land "Sozialstaat" schimpft, darf das gerne bei der Berechnung dessen, was man zum Lebensunterhalt braucht, berücksichtigt werden.
"Sozial" ist weder ein Mittelwert, noch Luxus, ist sogar für die Schwächeren schlecht.
Zitat von BrockiBrocki schrieb:Aber Der UN Menschenrechts RAT sieht das ganz anders.
So, ich habe es mir durchgelesen, hier das Original:
https://tbinternet.ohchr.org/_layouts/treatybodyexternal/Download.aspx?symbolno=E%2fC.12%2fDEU%2fCO%2f6&Lang=en
Es sind ca. 60 Punkte in dem nur gute Vorschläge stehen, alle sind besorgt...aber wie die Finanzierung aussieht, steht leider nicht drin.


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14.11.2018 um 20:20
Zitat von BrockiBrocki schrieb:das mag deine Meinung sein. Aber Der UN Menschenrechts RAT sieht das ganz anders.

Leider wird diese Meldung Wieder mal Tot geschwiegen.

Hier mal was Willkürlich aus dem WWW.



Lesen, verstehen...
Gute Nacht..
Sorry, aber dass ist wohl hauptsächlich ein Problem der Eltern.

Einkaufen gehen, in die Einkaufswagen gucken, verstehen...

Wenn ich für die ersten beiden Wochen nur Fertiggerichte, Softgetränke und Kippen kaufe, bleibt für die letzten beiden nicht mehr viel übrig. Ich gehe häufig in einem Supermarkt einkaufen, der in einem nicht so gut betuchten Viertel liegt und wundere mich oft, wie die Turnhosenträger vor mir für ihre 10 Fertigpizzen und 2 Pack Limo und Cola mehr bezahlen, als ich mit meinem Wocheneinkauf für 4 Personen, obwohl da viel Bio dabei ist. Kommt halt drauf an, was man seinen Kindern zu essen kauft, und ob man Lust hat, morgens Brote zu schmieren oder lieber nach 3 Wochen Knoppers merkt, dass das in der letzten doch zu teuer wird.
Und nein, nicht jeder ist so, und es gibt große Baustellen in den Sozialgesetzen in Deutschland, wie man am Beispiel von @Becky sieht! Aber die Gruppe derer, die auch mit doppelt so viel Geld mit sich und ihren Kindern nicht klarkommen würden, ist meines Erachtens größer als viele wahrhaben wollen.


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14.11.2018 um 21:25
@Origami82 steile these, dass man mit vernünftig einkaufen, genug geld zu verfügung hätte.

deshalb geht rentner, kinder, hartz4 ja auch zur tafel.

ach ja, tun sie ja nur, weil sie dann genug geld für drogen haben...

man kann von 400 nicht gesund und teilhabend an gängigen freitzeit betätigungen (ja, mal in den zoo gehen) leben, trotz dieser festgelegten angeblichen sozialen marktwirtschaft.

und zur sozialen marktwirtschaft gehört, dass die, welche arbeit haben, denen ohne arbeit helfen.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 22:38
@Doors
Wenn manche Leute die ALG-II-Leistungen so grandios finden, dann frage ich mich, warum sie nicht einfach mit einem Langzeitarbeitslosen ihren Arbeitsplatz tauschen.

oder einfach aufhören zu arbeiten und ALG II beziehen, anstatt die Bezieher zu diskriminieren.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 22:54
Zitat von Origami82Origami82 schrieb:Aber die Gruppe derer, die auch mit doppelt so viel Geld mit sich und ihren Kindern nicht klarkommen würden, ist meines Erachtens größer als viele wahrhaben wollen.
Das sehe ich auch so. Als mein Sohn klein war, hatte ich gerade Sozialhilfeniveau. Aber hungrig zur Schule ging gar nicht.
Aber das sind dann eben leider die Beispiele, die die "Hartzer" eben in Verruf bringen. Und das sind dann auch die, die mit mehr Geld ganz bestimmt nicht mit den Kindern in den Zoo gehen würden.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

14.11.2018 um 23:35
Zitat von kingstons123kingstons123 schrieb:@Doors
Wenn manche Leute die ALG-II-Leistungen so grandios finden, dann frage ich mich, warum sie nicht einfach mit einem Langzeitarbeitslosen ihren Arbeitsplatz tauschen.

oder einfach aufhören zu arbeiten und ALG II beziehen, anstatt die Bezieher zu diskriminieren.
Es ist schon wirklich schwierig, bei solch polemischen Äußerungen, eine sachliche Diskussion zu führen. Wenn viele hier nicht den Unterschied verstehen, zwischen "grandios" und "in Deutschland müsste mit vernünftigen Eltern kein Kind hungern", klinke ich mich hier aus.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

15.11.2018 um 00:03
Deutschland sollte Hartz 4 abschaffen und ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle und eine Bürgerversicherung einführen, Arbeitslose sollten dazu noch Wohngeld beantragen können. dazu den Mindestlohn auf 12-15 Euro erhöhen, mehr Sozial Wohnungen bauen, Schlaf Hallen für Obdachlose errichten, Gehalt für Pflegekräfte erhöhen und mehr Pflegekräfte aus Osteuropa ausbilden, Benzin und Dieselpreis erhöhen damit die Luftverschmutzung abnimmt, Mehrwertsteuer auf 21 Prozent erhöhen.


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

15.11.2018 um 01:01
@Becky

Doch, deine Situation ist speziell, auch wenn es viele alleinerziehende Menschen mit behinderten Kindern gibt, denn diese Gruppe macht einen vergleichsweise geringen Teil der ALG II-Bezieher aus.
In Fällen wie deinem hat der Sozialstaat wohl fraglos noch zu lernen, wie man das vernünftig regelt.
Zitat von kilatskilats schrieb:@Origami82 steile these, dass man mit vernünftig einkaufen, genug geld zu verfügung hätte.

deshalb geht rentner, kinder, hartz4 ja auch zur tafel.

ach ja, tun sie ja nur, weil sie dann genug geld für drogen haben...

man kann von 400 nicht gesund und teilhabend an gängigen freitzeit betätigungen (ja, mal in den zoo gehen) leben, trotz dieser festgelegten angeblichen sozialen marktwirtschaft.

und zur sozialen marktwirtschaft gehört, dass die, welche arbeit haben, denen ohne arbeit helfen.
Es ist nicht nur eine steile These, das man mit einem solchen Geldbetrag vernünftig einkaufen kann, damit auch am Ende des Monats noch was im Kühlschrank ist. Vielmehr ist es eine Tatsache.
Gerade der Bezug zu Rentnern ist in der Situation schwierig, denn Rentner haben eine Eigenschaft: Sie sind alt. Mit dem Alter kommen Gebrechen. Mit Gebrechen kommen höhere Ausgaben für Medikamente.
Die Tafeln sind ein Hilfsangebot, die die Einkaufsberechtigten finanziell entlasten soll. Und warum gerade viele Rentner dort hin gehen? Ganz einfach: Die sind in einer Generation aufgewachsen in der man noch gelernt hat, das es nicht schlimm ist, wenn der Apfel ein paar braune Stellen hat. Die sind sich dafür nicht zu fein. Einkaufsberechtigte mittleren Alters - die Turnhosenträger - findet man da eher selten bis gar nicht. Ich habe in den 5 Jahren, in denen ich ehrenamtlich bei der örtlichen Tafel gearbeitet habe, höchstens eine Handvoll davon gesehen.
Die Frage, ob du irgendwas ehrenamtlich für die armen Rentner oder armen Familien mit Kindern machst, spare ich mir an dieser Stelle, bei 99,5% der Menschen kommt eh immer dieselbe Antwort.

Es ist richtig zu sagen: In einem Sozialen Staat sollten die, die arbeiten gehen denen helfen, die es nicht mehr/noch nicht tun (können). Wird nur blöd, wenn immer weniger Arbeitnehmer immer mehr Arbeitslose mit durchschleifen müssen. Dann funktioniert das nämlich nicht mehr.
Als arbeitender Mensch möchte ich mir auch etwas leisten können und mir einen gewissen Lebensstandard schaffen. Ich sehe dann nicht ein, das ich mir weniger leisten können soll, damit nicht arbeitende Menschen sich mehr leisten können.

Wir wohnen in einem freistehenden 2-Familien-Haus. Erdgeschoss. Terrasse. Knapp 100m² Wohnfläche. Nicht in der allerbesten Gegend, aber die Nachbarn grüßen alle freundlich, und Deutsch ist die vorherrschende Sprache in der Gegend. Die Nachbarn im selben Haus sind Roma, beide ALG II-Bezieher. Die Wohnung ist wesentlich kleiner, früher war das quasi mal die Schlafebene, als das noch ein reines 1-Familien-Haus war. Die haben auch ein Auto vor der Tür stehen, und machen ein Mal die Woche einen Großeinkauf. Wie die sich das leisten können? Nun, ich mutmaße mal anhand der wenigen Fakten, die mir bekannt sind:

Beide haben Handys. Nicht die allerneusten Modelle, und beide mit Prepaidkarten. Die telefonieren damit auch nur, außer zuhause, da haben sie Wlan. Dazu stinknormaler Festnetzanschluss und Internetzugang. Der Fernseher ist schon etwas älter, aber hängt an der Wand. Er geht manchmal arbeiten, immer über irgendwelche Monatsverträge, alles brav angemeldet. Er ist Raucher, sie hält nichts davon. Nur aktive Kippen, keine gedrehten. Die Einkäufe, die die beiden so anschleppen, können sich sehen lassen: Kein Fertigfraß, viel Obst und Gemüse. Unmengen von Mineralwasser, ab und zu mal Saft.
Sie sind schon Großeltern, die Tochter wurde früh Mama. Für die Enkelkinder haben sie im Garten letzten Sommer eine Spieleecke eingerichtet. Mit Wasserspielplatz. Der Junge spielt gerne Fußball, deswegen steht auch ein kleines Tor im Garten. Wenn SIE kocht, könnte man meinen, gleich steht die ganze Nachbarschaft sabbernd vor der Tür, so sehr riecht das.
Ich war mal oben bei ihnen, um nach einem Wasserschaden beim Verlegen des neuen Laminats zu helfen. Eine Mikrowelle steht da nicht, da wird nur frisch gekocht, oder vom Vortag kurz auf dem Herd aufgewärmt. In Urlaub fahren sie auch. Zu Verwandten oder Freunden, je nach Lust und Laune, wir gießen in der Zeit immer ihre Armee von Blumen.
Klagen höre ich sie selten, wenn wir auf unserer Terrasse sitzen und grillen. Ja, das liebe Geld. Es könnte mehr sein. Aber man lebt, und andere sind schlimmer dran. Zu Weihnachten kriegt der Enkel eine Playstation, die wünscht er sich so sehr.

Die Gretchenfrage: Was machen die anders, als andere in der gleichen Situation, in ihrem 50m² Wohnklo im Elendsviertel der Stadt?
Zitat von kingstons123kingstons123 schrieb:Deutschland sollte Hartz 4 abschaffen und ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle und eine Bürgerversicherung einführen, Arbeitslose sollten dazu noch Wohngeld beantragen können. dazu den Mindestlohn auf 12-15 Euro erhöhen, mehr Sozial Wohnungen bauen, Schlaf Hallen für Obdachlose errichten, Gehalt für Pflegekräfte erhöhen und mehr Pflegekräfte aus Osteuropa ausbilden, Benzin und Dieselpreis erhöhen damit die Luftverschmutzung abnimmt, Mehrwertsteuer auf 21 Prozent erhöhen.
Einfache Frage, und ich möchte eine einfache Antwort:

Wenn ich heute 3.000 Euro brutto verdiene (Abiturient, berufsbegleitendes Studium, selbstfinanzierte Lehrgänge zur Zertifizierung für verschiedene Bereiche) - wieviel muss ich verdienen, wenn es das bedingungslose Grundeinkommen gibt?


Und jetzt mal ohne Bezug auf irgendeinen bestimmten Beitrag in diesem Thread:

Was mich bei solchen Diskussionen regelmäßig auf die Palme bringt, sind immer diese Totschlag-Argumente wie "Es gibt auch Menschen die nicht arbeiten gehen können!" und dergleichen. Die findet man immer und überall. In den sozialen Medien, in Foren, beim Stammtisch. Man könnte meinen, in Deutschland gibt es nur noch bedauernswerte Einzelfälle.

Die andere Seite der Medaille, die will nie jemand sehen. Die passt ja auch nicht so hübsch zur eigenen Argumentation.
Unsere Firma würde liebend gerne ca. 20 neue Mitarbeiter einstellen. Inzwischen ist sogar eine Kopfprämie ausgelobt: wer jemanden kennt und zum Vorstellungsgespräch anschleppt, bekommt bei Vertragsabschluss 500 Euro auf die Hand.
Seit Januar 2018 wurde genau ein Mitarbeiter eingestellt.
Und jetzt kommt der Teil, bei dem ich immer lachen muss: Einstellungsvoraussetzungen? Führerschein, Deutsch in Wort und Schrift, und technisches Interesse.
Keine Zeitarbeit, die Leute werden direkt in der Firma angestellt. Unbefristeter Arbeitsvertrag. Firmenwagen, den man mit nach Hause nehmen darf (keine Privatnutzung), dazu natürlich eine Tankkarte. Ist die Karre mal hinüber, gibts eine Flottenkarte für die Werkstatt und ggf. einen Ersatzwagen. 1.800 Euro Einstiegsgehalt, unabhängig von der Qualifikation. Ausbildung Nebensache. Bei höherer Qualifikation ist das Gehalt Verhandlungssache. Zusatz-Versicherung für medizinische Leistungen wie Zahnersatz oder Brille (auch für Partner, Ehepartner, Kinder), ein Goodie, das wir seit letztem Jahr bekommen. Wohnort Nebensache. Wohnt man zu weit weg, kümmert sich die Firma um ein Hotel. Der Hotelstandard ist im Arbeitsvertrag geregelt, keiner muss in irgendeine Billigabsteige mit altem Röhrenfernseher und Etagenklo. Dementsprechend natürlich auch Spesen. Stinknormale 40h-Woche. Natürlich, manchmal werden es auch 45 Stunden pro Woche. In anderen Wochen verbringt man den Freitag daheim, lässt das Firmenhandy (darf privat genutzt werden) an und freut sich auf das Wochenende. Kein Klinkenputzen, keine "dreckige" Arbeit.

Nur leider findet die Firma keine Leute. Woran liegt das? Klar, die meisten schreien "Bääääh, so wenig Gehalt beim Einstieg!". Den unschätzbaren Vorteil, sich keine Gedanken machen zu müssen wie man zur Arbeit kommt, man kann sich das eigene Auto sparen... das kann man natürlich ignorieren. Man kann natürlich auch ignorieren dass das ein Gehalt für eine nicht körperlich anstrengende Arbeit ist, und eine Ausbildung im technischen Bereich von Vorteil, aber keine Voraussetzung sind.

Aber vermutlich will mir dann jemand erzählen, dass das alles nur die armen Einzelfälle sind, die das Angebot nicht annehmen können weil wegen "Isso!". Wer da jammert es sei zu wenig Geld um sich etwas zu "leisten", dem rechne ich haarklein ein Haushaltsbuch vor. Ja, da bleiben keine 400 Euro zum "Feiern" über, da muss man halt mal etwas sparen. Für die Konsole, Kippen und Handyvertrag bleibt trotzdem genug übrig, keine Sorge.

Wir können einfach auch mal ganz geschmeidig diesen ganzen Einzelfall-Mist beiseite lassen und die Augen öffnen. Die Mehrheit, also mehr als die Hälfte will einfach nicht. Und das halte ich nicht einmal für verwunderlich. Hat man vor 15 Jahren ein Auto für 60.000 Mark gekauft wurde man belächelt und für verblödet gehalten. Heute ist ein Auto für 50.000 Euro gefühlt nur Mittelklasse. Die Playstation für 400 Euro kauft man "einfach so", nicht als angespartes Geburtstagsgeschenk. Samsung Galaxy S6 ist alt, das will man nicht. Und warum überhaupt Samsung, wenn man ein Iphone für 800 Euro haben kann?

In unserer Stadt gibt es eine recht große Facebookgruppe deren Zahl der Mitglieder gut 1/3 der Stadtbevölkerung ausmacht. Karteileichen und Doppelaccounts natürlich inklusive. Da tummelte sich unter anderem eine "Selbsthilfegruppe Hartz IV". Diese Gruppe hat einer Dame Rückendeckung gegeben, die sich ausgekotzt hat über das JobCenter, das ihrem 20jährigen Sohn kein Auto zur Verfügung stellen wollte. Damit er zur potentiellen Arbeitsstelle fahren kann. Deswegen konnte er die Stelle nicht antreten.
So weit, so gut. Die Familie wohnt nicht in der Innenstadt. Von deren Stadtteil aus sind es ca. 25 Minuten mit dem Fahrrad zur Stadtmitte, wo die Stelle gewesen wäre.

Tja, der arme Bengel. Hätte er doch nur ein Auto bekommen, dann könnte er arbeiten gehen. Stattdessen sitzt er immer noch zuhause, und das nur wegen dem bösen JobCenter.

Das ist natürlich auch nur ein bedauerlicher Einzelfall, oder wie? Und das ist nur ein Fall von vielen dieser Art. Wer etwa anderes behauptet, lügt sich selbst etwas vor, denn fast jeder von uns hat solche Fälle im Familien- oder Freundeskreis. Den Menschen, der 10 Jahre kerngesund ist, und ausgerechnet am Tag des Vorstellungsgesprächs die tibetanischen DarmfiebergroßerzehKopfhautmasern hatte. Und der auch immer zu Unrecht vom JobCenter sanktioniert wird.

Wenn ich da den Sohn eines Bekannten betrachte... der ist gerade 18 geworden, hat den Führerschein bestanden. Der geht seit zwei Jahren jedes Wochenende einem Schülerjob nach in einem nahe gelegenen Event-Park, verdient sich zwischendurch was mit Rasenmähen und derlei Arbeiten, und fährt im nächsten Sommer in seinen ersten, selbst bezahlten Urlaub. Und Papa ist kein Großverdiener, der was dabei tun kann.

Was will man dem guten Gewissens erzählen, warum andere, die sich nicht soviel Mühe geben, nach mehr Geld krähen?


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Der ALGII-/Bürgergeld-Thread

15.11.2018 um 01:38
@chriseba
Vielen Dank für deinen Beitrag! Es ist gut zu lesen, dass man hier nicht nur von Idealisten umgeben ist.


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