Helion
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Israel - wohin führt der Weg?
gestern um 22:23Du bist ja nicht erst seit gestern hier im Forum, oder? Es gibt zahlreiche Berichte – auch von israelischen und internationalen Menschenrechtsorganisationen wie B’Tselem, Human Rights Watch oder Amnesty International – über illegale Siedlungen, systematische Vertreibungen und Gewalt durch israelische Siedler, oft unter dem Schutz oder mit Unterstützung der IDF.interrodings schrieb:Wo den?
Das sind keine Einzelfälle, sondern dokumentierte Entwicklungen, die seit Jahren andauern.
Wenn dich das wirklich interessiert, kannst du dir die UN-Berichte dazu anschauen. Wenn nicht – dann sei wenigstens ehrlich, dass es dir schlicht egal ist, weil die Opfer in diesem Fall Palästinenser sind und du nicht wie immer "Judenhass" rufen kannst.
Ja, in Israel selbst für jüdische Israelis mag das so sein. Aber für Palästinenser – selbst für jene mit israelischer Staatsbürgerschaft – gilt diese Freiheit nur eingeschränkt. Sie erleben strukturelle Benachteiligung, Diskriminierung bei Wohnraum, Arbeitsplätzen und Bewegungsfreiheit.interrodings schrieb:Ja stell dir vor. In israel gibt es halt freiheit und Demokratie.
Die Realität in den besetzten Gebieten hat mit Demokratie ohnehin nichts zu tun – dort herrscht militärische Kontrolle, Checkpoints, und willkürliche Hausdurchsuchungen gehören zum Alltag.
Naja, wenn man ausschließlich Medien konsumiert, die eine Seite bestätigen, bekommt man von der anderen Realität natürlich wenig mit. Das nennt man dann Informationsblase – und die ist leider weit verbreitet.AlteTante schrieb:Habe ich noch nicht gehört.
Tatsächlich wird diese Rhetorik – dass Israel „unsere Demokratie“ oder „unsere Werte“ verteidige – seit Jahrzehnten regelmäßig verwendet, insbesondere von westlichen Politikern, Kommentatoren und pro-israelischen Lobbygruppen.
In Deutschland hört man Sätze wie „Israels Sicherheit ist Teil unserer Staatsräson“ (Merkel 2008) oder „Israel steht an vorderster Front der Verteidigung westlicher Werte“. Ähnliche Narrative findet man auch in den USA, etwa in Reden von Joe Biden mit „Bollwerk der Demokratie im Nahen Osten“ (White House, May 2021) oder früher von George W. Bush. usw.
Der Subtext ist immer derselbe: Israel wird als westlicher „Vorposten“ in einer instabilen Region gesehen – ein Land, das Demokratie, Liberalismus und Modernität verkörpere, während die Nachbarländer als autoritär, rückständig oder religiös-fanatisch gelten.
Das Problem dabei ist, dass diese Argumentation eine sehr einseitige, idealisierte Sicht auf Israel fördert. Sie verschleiert die strukturelle Unterdrückung der Palästinenser, die Besatzungspolitik und die Siedlungsexpansion im Westjordanland. Demokratie endet dort, wo ein Teil der Bevölkerung dauerhaft entrechtet wird.
Es wird übersehen, dass Israels „Demokratie“ für Millionen Palästinenser schlicht nicht existiert.
Laut B’Tselem (2021) – einer israelischen Menschenrechtsorganisation – herrscht in den von Israel kontrollierten Gebieten ein System der „jüdischen Vorherrschaft“ („regime of Jewish supremacy from the Jordan River to the Mediterranean Sea“) - Enteignung, Bewegungseinschränkungen, administrative Haft und ungleiche Rechte wenn es um Palästinenser geht - Das alles hat mit „Demokratie verteidigen“ herzlich wenig zu tun.
Quelle: https://www.btselem.org/publications/fulltext/202101_this_is_apartheid
Wenn also behauptet wird, Israel verteidige „unsere Freiheit“ oder „unsere Werte“, dann muss man ehrlicherweise fragen: Welche Freiheit und wessen Werte?
Sicherlich nicht die Freiheit der Palästinenser in Gaza oder in Hebron etc., die seit Jahren unter Blockade, Checkpoints und militärischer Willkür leben. Auch nicht die Werte von Gleichheit und Rechtsstaatlichkeit, wenn zivile Häuser bombardiert und ganze Stadtviertel ausgelöscht werden, um politische Ziele zu erreichen.
Das bedeutet nicht, dass Israel kein Recht auf Selbstverteidigung hätte – das steht außer Frage. Aber zwischen Selbstverteidigung und kollektiver Bestrafung liegt ein entscheidender moralischer Unterschied.
Der Verweis auf „unsere Demokratie“ dient hier oft eher als moralische Schutzbehauptung, um jede Kritik an Israels Politik als Angriff auf den „Westen“ selbst darzustellen. Das ist gefährlich, weil es jede differenzierte Diskussion erstickt.
Freiheit gilt offensichtlich nur für jene, die im richtigen Pass geboren wurden. Für alle anderen herrscht Ausnahmezustand.
Und genau darin liegt der Zynismus: Israel wird als „Leuchtfeuer der Demokratie“ verklärt, während seine Regierung systematisch das Völkerrecht bricht – und der Westen klatscht Beifall, weil es angeblich unsere Werte seien, die dort verteidigt werden oder wie Merz meinte, sie würden die "Drecksarbeit" für alle machen - was ja implizieren würde das die Palästinenser nicht mehr als Dreck sind.
Die Wahrheit ist: Israel verteidigt in erster Linie seine territorialen und politischen Interessen – so wie jeder andere Staat. Das ist legitim, aber man sollte es auch so benennen, anstatt es mit der Verteidigung universeller Werte zu überhöhen.
Das bestreitet ja niemand. Israel ist im Vergleich zu seinen Nachbarn zweifellos demokratischer.AlteTante schrieb:Ist es ja auch. Vergleiche die Rechte von Frauen, Queeren oder auch nur allgemein die Möglichkeit, gegen die eigene Regierung zu demonstrieren, mit den Rechten in den Nachbarstaaten.
Aber darum geht es nicht – der Punkt ist, dass man denselben Maßstab anlegen sollte, den man für sich selbst beansprucht. Wenn man Freiheit und Demokratie verteidigt, sollte man sie nicht selektiv anwenden.
Natürlich hat Israel das Recht, seine Bevölkerung zu schützen – das steht außer Frage.AlteTante schrieb:Israel muss vor allem eines - seine Bevölkerung gegen weitere Massaker verteidigen. Die Vorwürfe aus anderer Staaten, die wahrscheinlich nie befürchten müssen, dass plötzlich die Nachbarn bei ihnen einfallen, um mehr als tausend grenznahe wohnende Zivilisten zu ermorden, sind da sicher nicht die wichtigste Priorität.
Aber das rechtfertigt keine kollektive Bestrafung, keine Vertreibungen und keine Belagerung.
Und was die Geheimdienste betrifft – es ist schwer zu glauben, dass Mossad und Shin Bet völlig ahnungslos waren. Die aktuelle Regierung unter Netanjahu hat ein klares Interesse daran, die Eskalation politisch zu nutzen: Ablenkung von Korruptionsverfahren, Machtkonsolidierung und territoriale Ausweitung.
Dass dafür zivile Opfer billigend in Kauf genommen werden, ist leider kein neues Phänomen in der Geschichte – und genau das sollte man kritisieren dürfen, ohne sofort als „antisemitisch“ abgestempelt zu werden.



