Stirnsänger schrieb:Auch wenn ich nicht nachvollziehen kann, warum du sie bis 2021 tatsächlich gewählt hast Hut ab für dieses Outing!
Liest man viel zu selten, sowas.
Du hast natürlich absolut Recht mit deiner Begründung.Wie Nationalismus und AfD zusammengehen sollen, ist mir ein Rätsel.
Ohne mich dazwischendrängen zu wollen aber dennoch als dezentes "+1" ist das tatsächlich der einige andere Fall neben mir (bis ca. 2016/2017 maximal) wo jemand sich als Ex-Wähler hier im Forum auch geoutet, bzw. das grob oder näher angegeben hat.
Telomeraser schrieb:Deine AFD habe ich bis 2021 auch gewählt, seit 2022 nicht mehr, weils dreckige Verräter sind.
Was habe ich mich geschämt als sie vor Selenski den Bundestag verlassen haben (natürlich zusammen mit Zahra Puina).
Heute würden mir die Finger verdorren, versuchte ich bei denen mein Wahlkreuz zu machen…
Siehe oben. Herzlichen Glückwunsch zum Ausstieg, quasi
:DIch hab damals als die AfD neu war auch generell anders getickt, etwas euroskeptischer und 2015/"Wir schaffen das" kam bei mir anders an. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich einige Jahre davor (ca. Mitte/Ende der 00er Jahre bis Anfang der 10er Jahre, 2009/2010/2011 spätestens) nochmal anders tickte und durchaus im Rechtskonservativen "Der Islam ist ein generelles Problem" bzw. parallel oder kurz davor auch im Aluhut-Modus war. Weil generell jung/Teenager/sinnsuchend gepaart mit Schicksalsschlägen und Langeweile. Fing im Netz mit selektiven verzerrten 9/11 Videos an und ging wild weiter mit Freimaurer-Verschwörung, Deep-State, Dämonenanbetern/Globalisten die überall seien bis hin zu nationalen VTs wie Reichsbürgern oder eben Anti-Islam-Leuten wie Stürzenberger/PI-News.
Meine Lage stabilisierte sich zum Glück aber, auch Dank Gegenrede die ich im Netz zu vielen (in der Rückschau schwachsinnnigen) Thesen las, etwa zu Reichsbürgern und Extremisten. Sonnenstaatland hat mir da sehr geholfen, einfach nur weil es satirische wenn auch manchmal unbeholfene Gegennarrative und Aufklärungsvideos und Blogs angeboten hat die viele Behauptungen richtig gestellt haben. Ich hatte tief in mir auch eh schon was gegen stumpfe Pauschalisierung weil ich kulturell schon divers im schulischen Umfeld aufwuchs, obgleich mir damals diese ganzen Echokammern eine Art Halt gaben. Ich hab mich dann eher ins Konservative bewegt, vom Radikalen weg. Als ich temporär vom wirren Radikalen-Bereich weg war war ich eigentlich schon dabei mich gen CDU/weiter gen Mitte zu liberaleren Einstellungen zu bewegen. Die AfD - die damalige wohlgemerkt - AfD war quasi auch nur eine temporäre Wegstation für mich. Die Lucke-Petry-AfD war auch schon speziell mit Radikalen/teils Extremisten die angezogen wurden, da will ich gar nicht auch in der Rückschau naiv sein.
Aber sie war für damalige Verhältnisse verfänglich und tragbarer als heute. Viele in meinem Arbeitsumfeld (im Kern geprägt eher von SPD/Sozialdemokraten, paar FDP bis CDU/Konservativen, natürlich nur im empfundenen groben Schnitt) haben die auch am Anfang gewählt, wie am "Mittagstisch" in den Pausen zugegeben wurde. Eben weil auch die Lage um 2015 Unsicherheiten generierte.
Aber schon 2-3 Jahre später haben die gleichen Leute gesagt, dass sie immer mehr zum Rotz/fragwürdig wurde. Ich eingeschlossen.
Naja, will sagen, irren ist menschlich und besser später oder verzögerter Sinneswandel als stures Dogma. Es war auch nur denklogisch für mich: Ich habe bei Themen der Sicherheitspolitik etwa bei spezifischen linken Kreisen wie alt 68-ern oder so immer eine gewisse empfundene Naivität im Bereich der Sicherheitspolitik und ein Festhalten an sturem Dogma kritisiert. Das gleiche kann denklogisch dann auch nur in die andere radikale bis extremistische rechte Richtung gelten.
Selbst wenn ihr ihr länger die Treue am Wahlzettel geschworen hätte, spätestens mit 2022 ff. wäre es vorbei gewesen. Die Grünen - früher eher mein Feindbild - habe ich wiederum sehr für deren empfundenen Sinneswandel auch im Bereich der Sicherheitspolitik gelobt. Leute wie Habeck und Hofreiter, die offen zugaben sich geirrt zu haben. Super und geiler als Leute die Chrupalla die gern in der russischen Botschaft gesehen werden. Pfui.
Es war daher nur denklogisch für mich die Ukraine mit heißem Kriegsbeginn aktiv zu unterstützen, sehr aktiv und aktivistisch. Aber da war ich eh schon redpilled was die Gefahren aus Russland angeht.
Was ich mit teils eigenen Erfahrungen einfach nur noch mal hier betonen oder als Kernbotschaft unterstreichen will ist, dass ich es gut finde, wenn man einen positiven Sinneswandel erlebt, auch wenn man mal ganz anders, toxisch, radikal, extrem, wie auch immer getickt hat.
@Telomeraser und andere die es betreffen mag oder noch (im Sinne eines positiven Wandels) betreffen möge: Bleib(t) stabil! Danke für deine Selbstkritik und Reflektion, ehrlich!
Ich hab jahrelang im Netz usw als ex-Aluhut/semi-Radikaler ... ist wohl ein Tick von manchen ... gegen Desinformation und Extremisten/Schwurbler angekämpft. Viele sind gar nicht mehr erreichbar und da wird dann die öffentliche Gegenrede, die Dritte davon abhält abzudriften wichtiger. Umso mehr freue ich mich über Menschen, die selbst mal anders tickten und aus meiner Sicht und natürlich deren eigener Sicht Besserung erfahren haben.