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Mordfall Charlotte Böhringer

28.467 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

06.12.2020 um 19:38
Zitat von KölnerKölner schrieb:Wenn die Beweislage nicht ausreicht dann reicht sie nicht aus und der Angeklagte wird freigesprochen.
Es gibt aber nunmal nicht nur Fälle die "eindeutig" sind. Ein Richter macht sich einen Eindruck vom Angeklagten, von den Zeugen und von den Indizien.
Bei einem derartig langen Prozess ist es aber trotzdem schwer vorstellbar, dass ein Richterteam am Ende auch nur insgeheim nach dem Ansatz entscheidet "eigentlich steht es 50:50, also schauen wir uns das Benehmen des Angeklagten mal genauer an". Anders als ein Freundeskreis, sind Gerichtsparteien so heterogen besetzt, dass Sympathien und Antipathien nicht immer in dieselbe Richtung zeigen. Warum sollte es nicht auch Richter und Schöffen gegeben haben, die Bences Wutausbrüchen verstanden haben, weil sie ihrerseits Probleme mit der Art des Richters haben? Richterteams dürften in den seltensten Fällen nur aus Freunden bestehen. Den meisten Verfahrensbeteiligten traue ich aber eine professionelle Haltung zu die es erlaubt, die persönlichen Aspekte von den fachlichen zu trennen - so wie das eigentlich in allen beruflichen Umfeldern die Norm ist.

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06.12.2020 um 19:52
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Den meisten Verfahrensbeteiligten traue ich aber eine professionelle Haltung zu die es erlaubt, die persönlichen Aspekte von den fachlichen zu trennen - so wie das eigentlich in allen beruflichen Umfeldern die Norm ist.
Klar, der Arzt in der Notaufnahme wird einen Patienten nicht schlechter behandeln, nur weil dieser alkoholisiert ist und den Arzt beschimpft.

Ein Heizungsinstallateur sagte mir neulich, dass es grob gesagt zwei Arten von Kunden gebe: Nette Kunden mit komplizierter Heizung und komplizierte, anspruchsvolle Kunden mit technisch einfacher Heizung. Er, so der Installateur, sei aber zu allen Kunden gleich höflich. Wichtig sei schließlich, dass die jeweilige Heizung laufe.

Und so, ohne sog. „sachfremde Erwägungen“, sieht es eigentlich in jedem Beruf aus, auch bei Berufsrichtern, und bei Laienrichtern ebenfalls. Letztere wundern sich übrigens weitaus mehr über unhöfliche, schreiende Prozessbeteiligte als Berufsrichter, die schon ziemlich viele davon erlebt haben und die nicht mehr so leicht zu erschüttern sind.


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06.12.2020 um 20:01
Zitat von AndanteAndante schrieb:Klar, der Arzt in der Notaufnahme wird einen Patienten nicht schlechter behandeln, nur weil dieser alkoholisiert ist und den Arzt beschimpft.
Ist das wirklich die Praxis oder doch eher Theorie ?

Selbstverständlich wird der alkoholisierte schimpfende Patient vernünftig behandelt werden. Aber dem Arzt wird dies unangenehm sein und wenig Spass bereiten. Er wird Dienst nach Vorschrift machen und froh sein wenn die Behandlung beendet ist.

Die nette, attraktive und charmante 30 jährige wird sicherlich eine wesentlich angenehmere Patientin sein und demzufolge wird er sich u.U. auch etwas mehr Mühe geben.

Der alkoholisierte Patient bekommt vermutlich 100% Leistung und die nette Patientin >100%.

Das eine ist Theorie und das andere die Praxis, erlernt durch Lebenserfahrung.


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06.12.2020 um 20:05
Zitat von AndanteAndante schrieb:Und so, ohne sog. „sachfremde Erwägungen“, sieht es eigentlich in jedem Beruf aus, auch bei Berufsrichtern, und bei Laienrichtern ebenfalls. Letztere wundern sich übrigens weitaus mehr über unhöfliche, schreiende Prozessbeteiligte als Berufsrichter, die schon ziemlich viele davon erlebt haben und die nicht mehr so leicht zu erschüttern sind.
Es geht wirklich nur darum, dass man Richtern dieselbe Proffessionalität zubilligt, wie Angehörigen aller anderen Berufsgruppen. Ein Klempner muss eine unfreundliche Behandlung durch Kunden nicht automatisch wegstecken - er wird deshalb aber auch nicht gleich ein Rohr aus dem Sanitärbereich böswillig in die Küche umleiten. Schon alleine, weil das ernsthafte Konsequenzen für ihn selbst hätte. Bei Richtern ist das nicht anders, weil sie fast sicher davon ausgehen müssen dass ihre Arbeit in wichtigen Prozessen von Peers überprüft wird, die keine direkten Erfahrungen mit dem "Kunden" machen.


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06.12.2020 um 20:07
Zitat von KölnerKölner schrieb:Es macht sehr viel aus ob Angeklagte und Zeugen glaubwürdig erscheinen oder eher nicht. Wovon hängt nun letztendlich dieser Eindruck ab ?
- sicherlich einerseits von seiner Argumentation

- andererseits aber natürlich auch von seinem Auftreten vor Gericht. Wirkt er seriös ? Macht er einen "ehrlichen" Eindruck ?

Der sog. Sympatiefaktor spielt überall im Leben eine Rolle. Ein Richter hat einen Ermessensspielraum und auch ein Richter ist letztendlich nur ein Mensch.
Man muss unterscheiden: Der Angeklagte darf lügen, ein Zeuge nicht. Der Angeklagte darf im übrigen schweigen, ein Zeuge muss, wenn er kein Zeugnisverweigerungsrecht hat, aussagen.

Es ist schon sehr lange bekannt, dass der Zeugenbeweis das unzuverlässigste Beweismittel von allen nach der StPO und der ZPO (und aller anderen Prozessordnungen ist). Wie soll man als Richter beurteilen, ob ein Mensch, den man noch nie zuvor gesehen hat, bewusst (oder, das gibt es ja auch oft, unbewusst) die Unwahrheit sagt? Natürlich liegt darin eine große Fehlerquelle.

Andererseits darf man nicht unterschätzen, dass in einer Strafkammer eben 5 Leute unterschiedlichen Alters mit ganz verschiedenen Persönlichkeiten, Backgrounds und Erfahrungen sitzen. Diese 5 Leute sitzen nun in der Beratung und gleichen ihre verschiedenen Beobachtungen und Eindrücke über den betreffenden Zeugen und das von ihm Gesagte und dessen Plausibilität ab. Es ist ganz erstaunlich, wie viele Mosaiksteinchen da zusammenkommen und am Ende ein Bild ergeben können.


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06.12.2020 um 20:08
Natürlich gibt es Richter, die sachfremde Erwägungen entscheiden lassen. Ich hatte mal selbst mit einem Prozess zu tun, da hat der Amtsrichter einen Verein dazu verurteilt, eine Glocke einer Kapelle nicht mehr zu läuten. Mit einer hanebüchnen und völlig wirren Begründung.

Danach kam raus, dass er als Privatmann (erfolglos) gegen eine Kirchenglocke in seiner Nachbarschaft geklagt hatte. Sein Urteil wurde in der Berufung aufgehoben.
Zitat von KölnerKölner schrieb:Das eine ist Theorie und das andere die Praxis, erlernt durch Lebenserfahrung.
Die Lebenserfahrung eines Richters dürfte sein: Sich von solchen sachfremden Erwägungen leiten zu lassen ist kein Karrierebuster. Erst recht nicht in Kollegialgerichten. Die Lebenserfahrung ist eher: Egal ob sympathisch oder unsympathisch, egal ob gepflegt oder zerrupft, egal ob blond oder schwarz - es macht keinen Unterschied. Tatbestand erfüllt, Rechtsfolge, Punkt.


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06.12.2020 um 20:11
Zitat von monstramonstra schrieb:Natürlich gibt es Richter, die sachfremde Erwägungen entscheiden lassen. Ich hatte mal selbst mit einem Prozess zu tun, da hat der Amtsrichter einen Verein dazu verurteilt, eine Glocke einer Kapelle nicht mehr zu läuten. Mit einer hanebüchnen und völlig wirren Begründung.

Danach kam raus, dass er als Privatmann (erfolglos) gegen eine Kirchenglocke in seiner Nachbarschaft geklagt hatte. Sein Urteil wurde in der Berufung aufgehoben.
Ist das nicht eher ein Beleg für das Funktionieren eines Systems, das menschliche Schwächen von vorneherein berücksichtigt und kompensiert, als für das Gegenteil?


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06.12.2020 um 20:16
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Ist das nicht eher ein Beleg für das Funktionieren eines Systems, das menschliche Schwächen von vorneherein berücksichtigt und kompensiert, als für das Gegenteil?
Natürlich. Ich behaupte ja nicht, dass das System nicht funktioniert. Ich will nur nicht in Abrede stellen, dass es Einzelfälle gibt, die aber häufig korrigiert werden können und nicht die Regel sind.

Ich will auch @Kölner insofern eine Brücke bauen...


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06.12.2020 um 20:18
Zitat von monstramonstra schrieb:Natürlich gibt es Richter, die sachfremde Erwägungen entscheiden lassen. Ich hatte mal selbst mit einem Prozess zu tun, da hat der Amtsrichter einen Verein dazu verurteilt, eine Glocke einer Kapelle nicht mehr zu läuten. Mit einer hanebüchnen und völlig wirren Begründung.

Danach kam raus, dass er als Privatmann (erfolglos) gegen eine Kirchenglocke in seiner Nachbarschaft geklagt hatte. Sein Urteil wurde in der Berufung aufgehoben.
Wenn da ein engerer zeitlicher Zusammenhang bestand, wäre es von diesem Richter angebracht gewesen, sich selbst abzulehnen oder zumindest den Parteien des Prozesses Mitteilung von der erfolglosen privaten Klage zu machen, um dem beklagten Verein die Gelegenheit zu geben, ihn als Richter in diesem Prozess abzulehnen.

Aber natürlich verhält sich nicht immer jeder so, wie es ideal wäre....


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06.12.2020 um 20:26
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich will auch @Kölner insofern eine Brücke bauen...
Vielen Dank Monstra.
Ich bin froh in Deutschland zu leben und halte unser Rechtssystem für eins der besten der Welt, schreibe das um nicht Missverstanden zu werden.
Allerdings gibt es (fast) nichts perfektes auf dieser Welt und wir sind (gottseidank) alles Menschen und keine Maschinen oder Apparate.

Demzufolge spielt überall im Leben Sympathie und Antipartie eine Rolle. Letztendlich sind es meist nur 0,......% die durch Sympatie und Antipartie ausgemacht werden. Aber wenn ein Richter im Kopf 50% - 50% hat, dann können auch Kleinigkeiten den Ausschlag geben.


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06.12.2020 um 20:46
Zitat von KölnerKölner schrieb:Aber wenn ein Richter im Kopf 50% - 50% hat, dann können auch Kleinigkeiten den Ausschlag geben.
Die Frage ist, wie wahrscheinlich eine solche 50:50-Situation in der Praxis überhaupt ist - ich halte diese Annahme bereits für äußerst unrealistisch, weil die Voraussetzung für die Zulassung einer Hauptverhandlung ist, dass eine Verurteilung wesentlich wahrscheinlicher erscheinen muss, als ein Freispruch. Insofern können die paar Prozent Sympathiepunkte von denen du ausgehst, sich eigentlich höchstens zugunsten des Angeklagten auswirken. Es müssen bereits wesentlich mehr be- als entlastende Aspekte gegen den Angeklagten vorliegen, bevor das Richterteam überhaupt einen ersten persönlichen Eindruck von ihm erhält.


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06.12.2020 um 20:50
Zitat von KölnerKölner schrieb:Aber wenn ein Richter im Kopf 50% - 50% hat, dann können auch Kleinigkeiten den Ausschlag geben.
Bei 50:50 müsste er freisprechen, denn dann hat er noch deutliche Zweifel.

Aber ich weiß was Du meinst. Das ist nicht auszuschließen.

Allerdings ist so ein Fall reichlich konstruiert. Es dürfte in der Praxis eben kaum vorkommen, dass das Unterbewusstsein alleine den Ausschlag gibt.

Was es häufig gibt, ist dass ein anderer Richter den Fall anders entschieden hätte. Aber da ist es dann nicht nur die Sympathie für eine Person, sondern auch die soziale Prägung, eigene Lebenserfahrungen, eine Sympathie für eine andere Rechtsmeinung, die Bereitschaft eine längere Begründung zu schreiben, "berufungsfest" zu begründen usw.

Aber das ist dann im zulässigen Rahmen richterlicher Unabhängigkeit.


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07.12.2020 um 07:38
PS:
Zitat von KölnerKölner schrieb:Ich bin froh in Deutschland zu leben und halte unser Rechtssystem für eins der besten der Welt, schreibe das um nicht Missverstanden zu werden.
Allerdings gibt es (fast) nichts perfektes auf dieser Welt und wir sind (gottseidank) alles Menschen und keine Maschinen oder Apparate.
Ich auch. Trotzdem gibt es viele Urteile, die ich für falsch halte. Z.B. das erstinstanzliche Berliner Urteil, das mit einer perfiden und die Grundsätze der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung verdrehenden Begründung übelste Beschimpfungen der Politikerin Renate Künast ("Du Fotze!") als "sachlich gerechtfertigt" angesehen hat. Das war in meinen Augen ein Skandal-Urteil.

Die meisten sind aber im Rahmen dessen, was Juristen als "vertretbar" und damit "de lege artis" bezeichnen. Man selbst hätte also gerne anders entschieden, stimmt der Begründung nicht zu, kennt aber auch nie alle Informationen, die das Gericht hatte.

Zurück zu Bence Todt: Dort dürfte das Verhalten nicht den Ausschlag gegeben haben. Es hat ihm aber auch nicht genutzt. Am Besten wäre es wohl gewesen, er hätte sich zur Sache eingelassen, vielleicht hätte er eine Chance (eine kleine) auf Totschlag gehabt, je nachdem, wie schlüssig seine Einlassung gewesen wäre.


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07.12.2020 um 07:46
Zitat von monstramonstra schrieb:Am Besten wäre es wohl gewesen, er hätte sich zur Sache eingelassen, vielleicht hätte er eine Chance (eine kleine) auf Totschlag gehabt, je nachdem, wie schlüssig seine Einlassung gewesen wäre.
Das ist wohl kaum vorstellbar für jemanden,
der sich unschuldig angeklagt fühlt.
Da übernimmt eher wechselnd Entsetzen, Zorn oder
Sprachlosigkeit die Oberhand.


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07.12.2020 um 08:06
Zitat von BundesferkelBundesferkel schrieb:Das ist wohl kaum vorstellbar für jemanden,
der sich unschuldig angeklagt fühlt.
Da übernimmt eher wechselnd Entsetzen, Zorn oder
Sprachlosigkeit die Oberhand.
Ich führe seine Wutausbrüche auf die Frustration zurück, überführt worden zu sein. Bence war es zuvor gelungen, mit einer Reihe elaborierter Lügen sein komplettes Umfeld über Jahre hinweg zu täuschen. Er scheint daher davon ausgegangen zu sein, dass ihm das auch gegenüber den Ermittlungsbehörden gelingen würde - darauf deuten auch seine zahlreichen Entlastungsstories hin, die allesamt so konstruiert waren dass sie in sich konsistent, aber weder verifizierbar noch falsifizierbar waren. Dabei scheint er nicht unbedingt auf die Dummheit und Naivität der Ermittlungsbehörden spekuliert zu haben, sondern vielmehr darauf, dass ihn im Worst Case Scenario spätestens ein Richter auf Basis des In-Dubio-Pro-Reo-Grundsatzes freisprechen müsse, weil er davon ausging, dass die nicht falsifizerbaren Stories, automatisch im Sinne des In-Dubio-Pro-Reo-Grundsatzes zu seinen Gunsten als entlastend ausgelegt werden müssten.

Als sich allmählich herausstellte dass er sich damit schwer verkalkuliert hatte, zeigte sich zunehmend sein ungarisches Temperament...


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07.12.2020 um 08:26
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Als sich allmählich herausstellte dass er sich damit schwer verkalkuliert hatte, zeigte sich zunehmend sein ungarisches Temperament...
Auf mich wirkte er vor Gericht eher paralysiert,
er wähnte sich wohl im falschen Film.

Vor Gericht wurde stets auf seinem Lügenkonstrukt herumgeritten.
Dieses Konstrukt betraf, soweit bekannt, sein Studium.
Es betraf nichts weiter.

Daraus wurde ein „notorischer Lügner“ abgeleitet,
was aber durch nichts gestützt ist.
Das wurde letztlich so aufgeblasen,
dass der Vorwurf des Lügners scheinbar mühelos
als Instrument gegen B.T. In den Prozess eingebracht wurde.

B.T. hatte sich nirgendwo unter falschen Vorspiegelungen
mit gefälschten Papieren beworben, sondern hatte nicht den Mut gehabt, sich im privaten Umfeld zu offenbaren.

Das passiert tausendfach jeden Tag.


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07.12.2020 um 08:36
Zitat von BundesferkelBundesferkel schrieb:B.T. hatte sich nirgendwo unter falschen Vorspiegelungen
mit gefälschten Papieren beworben, sondern hatte nicht den Mut gehabt, sich im privaten Umfeld zu offenbaren.

Das passiert tausendfach jeden Tag.
Natürlich: Opportunistische Lügen sind alltäglich. Warum also nicht auch vor Gericht opportunistisch lügen, wenn es wirklich um etwas geht?

Wenn du ihm zugestehst dass er gelogen hat um sich nicht als Studienversager zu offenbaren, müsstest du ihm doch erst recht zugestehen dass er gelogen hat, um nicht ins Gefängnis zu kommen.


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07.12.2020 um 09:00
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Wenn du ihm zugestehst dass er gelogen hat um sich nicht als Studienversager zu offenbaren, müsstest du ihm doch erst recht zugestehen dass er gelogen hat, um nicht ins Gefängnis zu kommen.
Das sind für mich zwei Paar Stiefel
und überhaupt nicht miteinander zu vergleichen.

Ist man bestrebt, einem anderen nur Negatives anzulasten,
so ist das durch subtile Verschiebungen im Charakterbild bei nahezu jedem möglich.

Wäre er ein so eingebildeter Schnösel gewesen,
als der er gern von Leuten, die ihn nicht kannten oder kennen, beschrieben wird, hätte er mit Sicherheit keinen so tragfähigen Freundeskreis halten können.


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Mordfall Charlotte Böhringer

07.12.2020 um 09:33
Zitat von BundesferkelBundesferkel schrieb:Das sind für mich zwei Paar Stiefel
und überhaupt nicht miteinander zu vergleichen.
Das verstehe ich wirklich nicht. Du hast doch selbst erwähnt, dass opportunistische Lügen völlig alltäglich sind. Weiterhin wissen wir, dass Bence in dieser Hinsicht nicht nur keine Ausnahme war, sondern sogar ein besonders begabter und skrupelloser opportunistischer Lügner.

Warum sollte ausgerechnet so jemand, ausgerechnet vor Gericht nicht lügen und zwar egal ob er unschuldig ist oder nicht? Das macht doch absolut keinen Sinn.

Das Gesetz räumt Angeklagten ja nicht nur aus reinem Humanismus das Recht ein, zu lügen. Dahinter steckt auch die pragmatische Erkenntnis, dass so gut wie alle Menschen insbesondere in Drucksituationen zu opportunistischen Lügen neigen. Das gilt auch für Unschuldige, weil auch und gerade Unschuldige alles versuchen, um aus einer derartig unangenehmen Situation wieder herauszukommen.
Es mag einige wenige Ausnahmen von dieser Regel geben - Bence gehört aber ziemlich sicher nicht zu diesen Ausnahmen.


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07.12.2020 um 15:12
Zitat von trellatrella schrieb am 02.11.2020:Wie wahrscheinlich ist es, dass Bence als Täter und künftiger „Millionenerbe“ im Zuge der Tat zwei 500 €-Scheine entwendet?
Er hatte Hausverbot und die Schlüssel wurden ihm abgenommen, damit war das Arbeitsverhältnis beendet und sein Einkommen war gleich Null. Mit den 2000 Euro konnte er jedenfalls erstmal die Fassade weiter aufrecht erhalten.
Zitat von annichenannichen schrieb am 17.11.2020:Eine neue spannende Doku zum Fall.
Die habe ich auch gesehen. Ich fand die nicht sehr neutral, im Gegenteil.
Zitat von falstafffalstaff schrieb am 20.11.2020:Je mehr ich mich mit dem Fall beschäftige desto rätselhafter wird es für mich, wie ein solcher Mensch einen durchaus ansehnlichen und treuen Freundeskreis um sich scharen konnte. Ich suche die ganze Zeit nach irgendeiner sympatischen Eigenschaft, finde aber nichts.
Das geht mir genauso. Diese Treue ist mir ein Rätsel. Vor allem auch deshalb, weil sie so grausam sterben musste und trotz aller Indizien derart viele Jahre schon hält.
Zitat von emzemz schrieb am 24.11.2020:Erwarte ich eigentlich zu viel, wenn ich bei all diesen Dokus vermisse, dass auch mal ein Bedauern zum Tode des Opfers zur Sprache kommt?
Das wundert mich auch. Bei all den Dokus und Berichten und Podcasts kann ich mich nicht erinnern, auch nur einmal ein Wort des Bedauern oder der Trauer gehört zu haben, von keiner Seite. Diese Frau scheint letztlich nur aufs Geld reduziert worden zu sein. Als Mensch wurde sie wohl nicht gesehen. Keiner kann sagen, ob es ein schneller Tod war, sie kann nach 2 Schlägen tot gewesen sein oder nach 20 erst. Allein die Vorstellung ist so grausig, dass ich Mitleid habe.
Zitat von Sonnenblume91Sonnenblume91 schrieb:Was sind für euch die, sagen wir mal drei stärksten Hinweise darauf, dass er schuldig ist?
Die Vorgeschichte, dass er erben sollte, die Lügen rund ums Studium und generell, die Diebstähle bis hin zum Hausverbot und Schlüsselabnahme.

Sein Auftreten und Charakter, soweit man das aus der Ferne beurteilen kann.

Zitat BT:Ich bin vollkommen unschuldig hinsichtlich den Vorwürfen, die mir juristisch gemacht werden - und gemacht wurden. Weder in der Ausführung, noch in der Planung, also ich hab mit dieser Tat nichts zu tun.
Zitat von monstramonstra schrieb:Mord aus Habgier und Heimtücke und besonderer Schwere der Schuld. Ich interpretierte es spontan wie: "Mit dem Mord habe ich nichts zu tun. Weil es Totschlag im Affekt war, weil sie mich mal wieder gedemütigt, beleidigt und bis aufs Blut gereizt hat."

Das würde auch zu der etwas kryptischen Aussage des Staatsanwalts passen, der meinte, hätte sich Todt zur Tat eingelassen, hätte er, der StA, vielleicht zu einer anderen Überzeugung gefunden.
Ich interpretiere die Aussage genauso. Ich kann mir gut vorstellen, dass es wirklich im Affekt geschehen ist, sein Charakter und der Status ihm aber verboten, es zuzugeben.

Die Freundin von CB hatte ja ausgesagt, dass CB noch Besuch von einem Anwalt erwartete. CB offizieller Anwalt hatte den Termin ja morgens schon abgesagt, warum sollte das auch nicht stimmen. Dass CB diese Info vergessen hatte, halte ich auch für unwahrscheinlich. Kann sie mit dieser Info nicht auch spöttisch ihren Neffen gemeint haben. So frei nach dem Motto: gleich kommt noch der " Anwalt".... Für den er sich immer noch ausgab, obwohl sie es schon lange besser wusste....

Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihn nach dem Hausverbot, der Schlüsselabnahme und all den Lügen ein letztes Mal zum Gespräch gebeten hat um ihm vielleicht vor vollendete Tatsachen zu stellen, vielleicht mit einem neuen Testament, aus dem er wirklich endgültig raus war, alle möglichen Beweise für seine Lügen und Diebstähle und das dieses Gespräch aus dem Ruder gelaufen ist als er zb das neue Testament wirklich sah. Sicherungen durchgebrannt, Tante erschlagen, neues Testament verschwinden lassen, kurz noch kontrolliert, was im alten steht, bisschen Geld eingesteckt. Wie gesagt nur Spekulation von mir. Die Tatwaffe lag dann vielleicht wirklich nur rum, ein Werkzeug von Handwerkern, eine Skulptur von Schreibtisch, wer kennt da schon so genau jedes einzelne Teil.

Für mich mutet es auch mittelalterlich an, dass man derart früh schon Kinder bzw Jugendliche als Erben eines Millionenerbes bestimmt und daran berufliche Erwartungen knüpft ungeachtet der Interessen, Begabungen und Wünsche der Erben. Die Situation der Neffen stelle ich mir da auch nicht einfach vor, auf der einen Seite wächst man auf in dem Glauben an Millionen, die man früher oder später auf jeden Fall bekommt, auf der anderen Seite wird man von Tante, Onkel und Eltern beruflich zu etwas gedrängt, was man selber vielleicht nie wollte. Schwierig.


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