Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Es ging vermutlich darum, das berüchtigte "letzte Treffen" nach einer Trennung (Schlüssel abgeben, noch mal reden, einen Karton mit Sachen übergeben etc.) als das zu kennzeichnen, was es ist: Brandgefährlich für die beteiligte Frau.

Femizide folgen oft ähnlichen Mustern. Das "letzte Treffen", von dem sich die Frau verspricht, den Mann danach endlich los zu sein, wird oft als Tatgelegenheit genutzt.

Darauf hinzuweisen, verschweigt weder das strukturelle Problem, noch weist es dem Opfer eine Mitschuld zu.
Danke, genau das hatte ich gemeint und Dir ist es gelungen, das sehr gut auf den Punkt zu bringen.
Und es ist eben genau das, was einen Bezug zu diesem Konkreten Fall hat. Und ich denke, genau deshalb hatte @JamesRockford das auch hier angesprochen.

@Aktenstaub_24, er und auch ich haben weder behauptet, dass dies die einzige gefährliche Situation für Frauen ist, noch dass eine Frau, die sich zu so einer letzen Aussprache trifft, irgendeine Schuld trifft, wenn der Mann in dieser Situation gewalttätig wird.
Es leugnet auch niemand, dass Gewalt in Beziehungen ein verbreitetes Problem ist und dass die Gesellschaft hier strukturell daran arbeiten muss.
Aber mehr Frauenhausplätze hätten den konkreten Fall eben auch nicht verhindern können, das Opfer war gerade mal 14 und lebte noch bei ihren Eltern.
Zitat von InterestedInterested schrieb am 29.09.2023:Demnach hätten die beiden eigentlich keinen Kontakt haben sollen, doch: „Aber er war halt besessen von ihr“. Mehr könne und dürfe sie aktuell nicht sagen, so die Mutter in dem kurzen Gespräch weiter.
Zitat von Aktenstaub_24Aktenstaub_24 schrieb:Also wenn das die Polizei Frauen in Partnerschaften rät, dann frag ich mich aber ganz gewaltig, wo du diese Quelle her hast?
Danke an @sooma, die schon eine Quelle verlinkt und zitiert hat.

Es ist durch wissenschaftliche Studien belegt, dass diese "Trennungsphase" in einer Beziehung tatsächlich ein kritischer Zeitpunkt ist, zu dem es oft zu Gewalt, teilweise auch tötlicher Gewalt kommt. Die "letzte Aussprache" kann in einer solchen Situation einen empfindlichen Trigger darstellen, durch den es dann eben zum Gewaltausbruch kommt, selbst wenn es in der Beziehung vorher keine Gewalt gab.
Und das wiederum führt dazu, dass es für Frauen eben sehr schwer abzuschätzen ist, wie ob von dem Mann bei der letzen Aussprache eine Gefahr ausgeht. Wenn dieser in der Beziehung eben nie gewalttätig, kontrollierend und bedrohlich agiert hat, dann ist es schwer bis unmöglich einen gewaltausbruch im Ramen der Trennung vorherzusehen.

Hier eine Quelle dazu:
Wenn Persönlichkeitsstörungen vorliegen, dann handelt es sich mehrheitlich um passiv-aggressive und/oder abhängige Persönlichkeiten, d.h. Männer, die überkontrolliert und nur bedingt fähig sind, ihre aggressiven Empfindungen (z. B. Wut) auszu drücken (Dutton & Kerry 1999; Showalter, Bonnie & Roddy 1980). Männer mit dieser Persönlichkeits problematik sind insbesondere bei Tötungsdelikten in der Trennungsphase überrepräsentiert, wobei die Situation der Trennungsankündigung oder aber die sog. „letzte Aussprache“ signifikante Trigger Faktoren darstellen. In prognostischer Hinsicht ergibt sich allerdings das Problem, dass diese Männer gerade wegen ihrer akzentuierten Persönlichkeit mehrheitlich im Vorfeld der Tat weder durch Gewalttätigkeit noch andere kriminelle Taten auffallen.
Quelle: https://polizei.nrw/sites/default/files/2016-11/Gewaltesk_Forschungsproj_lang.pdf (Seite 8)

Und weiter:
In Wissenschaft und Praxis besteht einhelliger Konsens dahingehend, dass die Trennungssituation
einen Hochrisikofaktor für Gewalt gegen Frauen darstellt und zwar für jedwede Manifestationsform
von Beziehungsgewalt. In der Trennungsphase nehmen Gewalthandlungen deutlich an Häufigkeit,
Intensität und Verletzungsschwere zu (Wilson & Daly 1993). Entsprechend ist die Trennung, ins
besondere wenn sie auf die Initiative der Frau zurückgeht, auch ein signifikanter Risikofaktor in der
Dynamik von Tötungsdelikten an der Ex-Partnerin (Block 2003). Etwa ein Drittel aller Beziehungs
femizide an Frauen erfolgt in der Trennungsphase, wohingegen umgekehrt nur ein Zehntel der von
Frauen verübten Tötungsdelikte in die Trennungsphase fallen (Johnson & Hotton 2003). Dabei ist das
gesamte Spektrum der Trennungsgewalt – von physischen Übergriffen über Stalking bis hin zum
Femizid – keineswegs auf Partnerschaften mit vorheriger Beziehungsgewalt beschränkt.
Quelle: ebenda, S. 9