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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

11 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Diskussion, Gedicht, Weg ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 19:59
Gleich mal zum Material:

Christian Morgenstern

1. Abschnitt des Gedichtes:
Wer vom Ziel nicht weiß,
kann den Weg nicht haben,
wird im selben Kreis
all sein Leben traben,
kommt am Ende hin,
wo er hergerückt,
hat der Menge Sinn
nur noch mehr zerstückt.


Hermann Hesse

Textausschnitt aus dem Kapitel »Govinda«, Siddhartha spricht zu Govinda:
»Wenn jemand sucht,« sagte Siddhartha, »dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du, Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht.«
– Was denkt ihr so über die zwei Ausschnitte? Ist die »Message« von den Ausschnitten eher miteinander verträglich oder eher gegensätzlich? Und: Wie empfindet ihr die Botschaft, was seht ihr genauso für euer Leben? – Was vielleicht auch gänzlich anders?

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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 20:46
Zitat von Abd-AbeoAbd-Abeo schrieb:»Wenn jemand sucht,« sagte Siddhartha, »dann geschieht es leicht, daß sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, daß er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heißt: ein Ziel haben. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du, Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht.«
Stimmt.

Das eine offene ist Allround-sicht, das andere ist fokussierte Sicht.
Zweite ist gebündelt auf/in eine Richtung..
Erste in sich kozentriert und ausstrahlend nach allen Seiten..


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 20:49
In gewisser Weise stehen die zwei Gedichte in einem Widerspruch zueinander.

Herr Morgenstern setzt auf das 'Ziel' (Ohne Ziel, kein Weg).
Herr Hesse dagegen setzt auf das 'Finden' (Frei sein, offen stehen). Hier wird das Ziel mit Besessenheit verbunden/gleichgesetzt und nicht etwa, wie Herr Morgenstern beschreibt, mit dem Weg den man braucht um sich nicht im Kreise zu drehen.

Scheuklappen & Rundumblick.


Eine gesunde Mischung aus beidem wäre sicherlich interessant. :ok:


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 20:58
@41026061_

Als 2 kleine Fragen, wenn du erlaubst, für den Anfang:

– Welche langfristigen Ziele verfolgst du momentan?

– Hast du Ziele bezogen auf das Glück und die »seelische Freiheit«?


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 21:06
@Abd-Abeo


Langfristige Ziele: Abschluss, Ausbildung/Job, Eigenständigkeit, sprich Unabhängigkeit.

Ziele bezogen auf die „seelische Freiheit": Selbstannahme & die Kraft zu vergeben.

Sollte für den Anfang reichen.


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 21:17
@41026061_

Jetzt kommt es ja durch: Scheukappen oder Rundumblick?

Du möchtest anderen oder auch dir selbst vergeben können, das ist ein edles Ziel. Du hast aber auch von »Selbstannahme« gesprochen, nicht? Deshalb: Wenn ich dich, du möchtest liebend gerne Musik von Frank Sinatra hören, daran hindere, du meinetwegen also die von dir verhasste Musik von Justin Bieber hören musst (als Beispiel), würdest du dann von Selbstannahme reden? Nehmen wir an diese Musik-Geschichte wäre ganz wesentlich für deine Persönlichkeit, ich würde dich doch in deinem Selbst beeinträchtigen, dich daran hindern dich überhaupt erst »verwirklichen« zu können, oder? Somit in deiner »seelischen Freiheit« einschränken?


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 21:26
Nun ja, wenn du mich hindern würdest, dann beeinträchtigst du mich. Doch liegt es an mir, dies zu ändern. Ich glaube, ich verstehe nicht ganz worauf du hinaus möchtest.

Mit Selbstannahme meine ich: Mich selbst zu akzeptieren (mit Fehlern & Macken), mit mir als Person zufrieden sein, selbsbewusst zu sein.


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 22:10
@41026061_

Auf dein Selbst wollte ich hinaus. Wenn ich dich in deinem Selbst beschränke, in deiner Freiheit, kannst du dich nicht selbst annehmen, dich akzeptieren, da du dich noch gar nicht verwirklicht hast. Da liegt nämlich die seelische Freiheit. Jetzt ist aber die Frage, ob du frei und offen bist oder im Kreise rumläufst.

→ Du möchtest Unabhängigkeit, obwohl du einen Job, wahrscheinlich ein Haus, einen Abschluss und so weiter möchtest. Das klingt für uns alle realistisch; aber kommen diese Ziele denn von dir? Zum Größtenteil nicht, es sind gesellschaftliche geformte Ziele.

Wie sollte man ohne Ziel kein Weg besitzen, wenn man doch im Kreis ist? Das Ziel wäre im Buddhismus wohl Nirvana, schlicht Erlösung. Dieser kreisförmige Weg allerdings ist gebunden an das Leben, seine natürliche Form, wenn du so willst; das ist Samsara, der Kreislauf des Seins. Wie kommt man jetzt aus diesem Kreis heraus? Indem man das Ziel genau kennt und den Weg sehen kann (Morgenstern). Aber Siddhartha sagt, finden würde bedeuten, dass man frei und offen ist, statt aus Bessenheit vom Ziel nicht mehr finden zu können.

Um dies an Siddhartha selber zu verdeutlichen, er sagte an einer anderen Stelle zu all seinen Fertigkeiten:
»Ich kann denken. Ich kann warten. Ich kann fasten.«
Und genau dies ist, was seine »seelische Freiheit« ausmacht. Es ist egal, wohin er sich treiben lässt, mit diesen Fähigkeiten kann er sein Ziel erreichen, ohne ein Sucher zu sein. Er findet es durch diese Freiheit, die sich in seinen Fertigkeiten widerfinden lässt.

– Es mag so im Vergleich jetzt seltsam aussehen, inwiefern denn nun diese Ausschnitte das Selbe aussagen oder nicht, aber bezogen auf dich nochmal:

Dein »Ziel« zum Glück, zu deiner seelischen Freiheit ist die Selbstakzeptanz. Wenn du aber, mein Freund, deine langfristigen Ziele siehst, wird dir vor Augen geführt, dass du da sein kannst, wo du hin möchtest. Du »suchst« nach Unabhängigkeit, dadurch dass du dem alltäglichen Lauf der Dinge gehst. Schulkarriere, Berufskarriere und so weiter. Aber was wird denn in deinen wirklich wichtigen Lebens-Zielen, des Glückes, der Freiheit, anders sein, Freund?

http://www.aloj.us.es/webdeutsch/s_3/transkriptionen/l_26_str10_trans.pdf

In dieser schönen Geschichte zum Beispiel zeigt Heinrich Böll, dass ein Fischer auch nach seiner harten, langjährigen Arbeit das Gleiche machen würde, wie er es heute auch macht – also kann er es lassen. Der Tourist ist verwundert, da er wohl zu erkennen scheint, dass Siddhartha und den Fischer eines verbindet: Die innere Freiheit.

Die Geschichte ist nicht lang, wenn du möchtest, kannst du sie dir kurz ansehen. Ferner würde ich auch »Siddhartha« von Hermann Hesse empfehlen, es ist es aufjedenfall wert und auch für jüngere Menschen gut zu lesen. Gerade nach der Lektüre wird man eine andere Sicht auf das Sichselbstfinden und dem Folgen einer Lehre anderer haben.

Zurück zu dir: All die Fesseln, die jeder irgendwann mal spürt, können mit diesen 3 »einfachen« Fertigkeiten durchbrochen werden: Denken, Warten, Fasten = Frei sein, offen stehen und das Ziel dennoch finden.


----- Ich hoffe, dass es nicht ZU lang und unübersichtlich wurde, aber mein Hauptanliegen war zu zeigen, dass die Idee vom »Aus-allem-Ausbrechen« oft sehr schön klingen kann, sei also bitte nicht allzu sauer, falls vieles sich widersprechen sollte; vergebe mir.

Mit doch leicht müden Grüßen

– Abd Abeo


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 22:22
@Abd-Abeo

Schön ausgesuchte, konträre Beispiele.
Letzten Ende kann beides zusammengehen, denn die von Hesse geforderte Offenheit kann ja durchaus ein Ziel sein, was man anstrebt.


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 22:28
@Abd-Abeo

Ich vergebe dir mein Sohn. :mosquito:

Diese Denkmuster & Ansichten/Theorien sind neu für mich, daher werde ich mich erst einmal im Verständnis deiner Worte versuchen & mich diesem Tiefsinn evtl. bei Zeiten hingeben.

(Das System erlaubt es einem doch schon kaum mehr seine eigenen Wege zu gehen, ohne dabei vollkommen unterzugehen & um seine Existenz kämpfen zu müssen. Klar, man kann Abstriche machen, ausbrechen & andere Lebensmuster annehmen, doch ob man mit solcherlei Handlungen glücklich wird, dies steht vermutlich in den Sternen.) Nun ja, das zu „gesellschaftlich geformte Ziele".

Ich weiß nun nicht, wie weit ich von dem Thema weg bin, daher nimm mir meinen kurzen Schwank nicht übel.

Grüße & eine angenehme Nachtruhe.

PS: Danke für deine -wenn auch leicht ausschweifende- Antwort. ;)


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Vergleich: Morgenstern Gedicht und Hesse Textausschnitt

17.10.2014 um 22:40
@RoseHunter

Ja, das denke ich auch ungefähr so.

@41026061_

Für die Antwort wohl nichts zu danken

Das finde ich aber natürlich gut, dass du vllt. dir das Werk mal ansiehst (:

Und zum glücklich werden mit den Handlungen: Einfach das Buch »Siddhartha« von Hesse mal ansehen!
Ansonsten weißt du ja: Denken, warten, fasten ;)
»lieben« gehört meiner Meinung nach auch noch dazu.

– Ich hab irgendwie echt eine innere Ruhe, wenn ich diese Zeilen lese. :D

MfG & einem Gute-Nacht-Wunsch an alle

Abd-Abeo


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