Noumenon schrieb:Hier wird also ausgesagt, dass der Begriff der sog. "Kraft" eigentlich nur ein theoretisches Konstrukt (Abstraktion) sei.
Physik ist keine 1:1-Beschreibung der Welt, sondern ein Entwurf, wie man mit der Welt umgeht.
Die Formeln enthalten keine Welt-Objekte sondern Werte, denen über ihre Einheit eine Bedeutung zukommt.
Dadurch wird lediglich festgelegt, wie der Wahrnehmende seine Ansichten zur Welt aufbauen soll.
Berechnet man einen Kraftwert, dann kann der Wahrnehmende (der Physik Betreibende) einschätzen, welches Verhältnis in der jeweiligen Weltsituation vorliegt.
Er kann aber nicht einschätzen, auf welcher Basis dieses Verhältnis vorliegt.
Noumenon schrieb:In der modernen Physik ist "Kraft" zwar tatsächlich meist nur ein anschauliches oder historisches Synonym für "Wechselwirkung" (z.?B. "starke Kraft" = "starke Wechselwirkung"), aber letztendlich ging es ja um Gravitation (oder "Schwerkraft") - und Gravitation ist eine (fundamentale) Wechselwirkung (nach allem, was wir derzeit wissen).
Wenn du schon in deiner Aussage (ganz hinten) eine Relativierung einbauen musst, dann verbietet sich hier jegliche Suggestion auf den Umstand einer Tatsache.
Dass in der Physik von "fundamental" gesprochen wird, liegt daran, dass man noch keinen Weg dahinter gefunden hat.
Besser wäre es natürlich die Physiker würden es als "das Ende ihres aktuellen Lateins" bezeichnen, dann wäre es jedem klar.
Mehr als den Versuch einer Verwaltung von Auswirkungen hat die Physik nicht in den Pfoten.
Die Physiker haben keine Ahnung, was die Basis all dieser Auswirkungen ist.
Der Begriff "Existenz" bleibt in Bezug auf Physik vollständig nebulös.
Sie können noch nicht einmal sagen, wieso die Stimmigkeit ihrer Formeln (bezogen auf konkrete Einsatzbereiche) verlässlich sein soll.
Noumenon schrieb:Andererseits drängt sich aber unweigerlich die Frage auf, warum das eben nicht auch für "Situation", "Veränderung" oder "Wechselwirkung" gelten sollte
Ganz einfach:
"Tatsachen" werden aus vorliegenden Situationen entnommen.
D.h. um überhaupt den Status "Tatsache" erreichen zu können, benötigt man einen Weltzugang.
Der Begriff "Tatsache" ist dann nicht unabhängig vom Weltzugang oder gar ursprünglich zum Weltzugang, sondern eine Folge davon.
Also weil der Mensch über eine bestimmte Weise in der Welt aktiv ist und sie versteht, kann der Umgang mit der Welt derart standardisiert werden, dass er selbst (und andere) durch das Finden von "Tatsachen" (vorliegende Situationen), Sicherheit gewinnt.
Will man nun wissen, weshalb den Grundprinzipien des Weltzuganges, dem Weltverständnis, auch die Sicherheit von "Tatsache" zukommen soll, dann muss man die Funktionsweise des Menschen analysieren.
Aktuell (also ohne abgeschlossene Analyse) ist es ein reiner Erfahrungswert: es gibt einfach keinen Verstoss gegen die Gültigkeit und es gibt keinen alternativen Weltzugang.
Ist die Analyse abgeschossen, dann wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit genau dort den (aktuell vermuteten) Tatsachenstatus ablesen können – es ist dann ein in sich geschlossenes Bild.
Man kann es sich auch so klar machen:
Wenn man mit Begriffen umgeht, also sie aufstellt und einsetzt, dann ist das immer mindestens eine "Aktivität".
Was soll "Aktivität" aber für eine Disziplin darstellen, wenn man "Veränderung" und "Wechselwirkung" herausnimmt?
Das Konzept "einfach an allem zu zweifeln und erst einmal alles zu definieren" enthält die Grenze dass Zweifeln und Definieren selbst erst einmal als "Aktivitäten/Abläufe in der Welt" funktionieren müssen.
Entsorgt man alles, so dass Zweifeln und Definieren gar nicht mehr stattfinden können, dann ist man bei "0 = 0" angekommen.