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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

78 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Menschen, Politik, Gesellschaft ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

13.07.2012 um 10:03
@Wireless
Zitat von WirelessWireless schrieb:Was weniger schön ist und für mich die Diskussion zerstört, dass du nicht mal den Versuch unternimmst die Gegenposition zu verstehen und dir mal kurz anzulesen, was Anarchie bedeutet.
Das Problem an der Sache ist, ich hab mich sehr wohl eingelesen. Und es gibt so viele grundverschiedene Ideen zur Anarchie, dass ich mich frage, wie die sich bitte nicht gegenseitig an die Gurgel gehen können, wenn mal eine dieser Formen eingeführt wird.

Die Frage, die ich immer wieder wiederhole, hast du mir ja im wesentlichen mit "naja dann passiert den meisten Gewalttätern eben nix" beantwortet (wenn ich das jetzt richtig verstehe). Ich hab sie deshalb immer wieder wiederholt, weil ich eben nicht der Meinung bin, dass Gewalt nur ein vereinzeltes Phänomen irgendwelcher Psychopathen wäre. Das Beispiel Neid und Eifersucht auf zurückgewiesene Liebe hab ich ja schon erwähnt.

Ein viel besseres Beispiel und eine viel größere Gefahr sind Leute, die aus Überzeugung für etwas kämpfen, obwohl sie sich in einer kleinen Minderheit mit dieser Überzeugung befinden. Sagen wir, es wird in einer bestimmten Gegend der Anarchosyndikalismus, es bleiben also weiterhin die meisten Firmen, Betriebe etc. bestehen, sie sind nur anders organisiert.

In der Gegend lebt aber auch eine Gruppe Grüner Anarchisten. Die Sorte "Wir sind nicht zufrieden bis jede Zivilisation niedergerissen und jede Landwirtschaft abgeschafft ist, sodass wir alle wieder als Jäger und Sammler leben".

Macht es für diese Gruppe einen großen Unterschied ob eine Fabrik jetzt von einer AG oder von Anarchosyndikalisten geführt wird? Wohl nicht, oder? Können sie nun mit Aussicht auf Erfolg auf destruktive Weise damit ankämpfen? Sehr wohl.
Und auf andere Weise werden sie nicht viel erreichen können, denn ihre Positionen sind dermaßen extrem, dass sie bei Abstimmungen nie die Mehrheit haben werden.

wie gesagt, das sind keine hirnkranken Psychopathen. Das sind nur Leute mit Überzeugungen. So ähnlich wie Sea Shepard, denen Wale wichtiger sind als Menschen. Jetzt versuch dir mal vorzustellen, es würden zahlreiche neue Gruppen wie Sea Shepard aus dem Boden schießen, alle mit aus ihrere Sicht ehrenwerten Überzeugungen, die sich dran machen mit Gewalt gegen die Zivilisation vorzugehen.
Die Regel "Was du nicht willst was man dir zu,..." wird von diesen Leuten ja etwas anders interpretiert, da allein die Landwirtschaft für sie ja einen Raubbau an der Natur darstellt, und somit bereits ein Verstoß gegen diese Regel ist.

(Überhaupt hat dese Regel so ganz allein vielfältige Auslegungsmöglichkeiten. Allein schon beim Thema Abtreibung.)

Das ist eines der Szenarien, warum ich der Meinung bin, ohne eine organisierte Polizei und ein Justizsystem würde die Anarchie auf Dauer in verfeindete, bewaffnete Stadtstaaten zerfallen.

Und bis jetzt habe ich noch nie, von irgendjemandem in irgendeiner Diskussion zur Anarchie einen Grund gehört, warum das nicht passieren sollte.




Und wenn du schon darauf herumreitest, Ich hätte mich nicht eingelesen, dann wünsche ich mir bitte einen Link, der die Sache mit der Selbstjustiz behandelt. Ich finde nämlich hauptsächlich die naive Vorstellung, man könnte das alles grundsätzlich irgendwie mit Meditation lösen, oder ähnliches.

Kann ich davon ausgehen, dass die alle keine Ahnung haben und du der einzige wahre Anarchist bist? Wäre nämlich nicht das erste mal, dass ich so jemanden treffe.

@MrsPetty

Halt die Klappe.

Du kannst mir nicht ernsthaft vorwerfen, mich nicht über den Anarchismus informiert zu haben, wenn du selbst offenbar wenig Plan davon hast. Auf einer der prominentesten Seiten der Anarchopedia steht gleich mal, dass die Anarchie logischerweise nur durch Revolution zu erreichen ist:
Die Abschaffung des Kapitalismus ist trotz aller Programme und Widerstände unvermeidbar und wird nur durch eine Revolution erreicht werden.

Kann ein einzelner Arbeiter irgendetwas gegen die Großen Gesellschaften ausrichten? Kann eine kleine Arbeitergewerkschaft den Großunternehmer zwingen, ihren Forderungen nachzugeben? Die kapitalistische Klasse ist im Kampf gegen die Arbeiter organisiert. Es versteht sich von selbst, daß die Revolution nur erfolgreich sein kann, wenn die Arbeiter vereint sind, wenn sie im ganzen Land organisiert sind; wenn das Proletariat aller Länder gemeinsam handelt, denn das Kapital ist international und die Herrschenden vereinen sich bei jedem großen Problem gegen die Arbeiterschaft. Darum wandte sich beispielsweise die Plutokratie der ganzen Welt gegen die russische Revolution. Solange die Russen nur den Zar beseitigen wollten, hat sich das internationale Kapital nicht eingemischt; es war ihm gleichgültig, welche politische Form Rußland hatte, solange die Regierung nur bourgeois und kapitalistisch war. Aber sobald die Revolution es darauf anlegte, das System des Kapitalismus abzuschaffen, vereinigten sich die Regierungen und Bourgeoisien aller Länder, um sie niederzuschlagen. Sie sahen darin eine Bedrohung für die Fortsetzung ihrer eigenen Herrschaft.
Mag sein, dass sich ein Teil der Anarchisten einen sanften Übergang vorstellt.

Aber da dies gleich unter "ABC des Anarchismus" in der Anarchopedia steht, gehe ich mal davon aus, dass zumindest ein Teil der Anarchisten genau das vorhat, was du eben so grammatikalisch korrekt mit
Zitat von MrsPettyMrsPetty schrieb:und ja es ist mega erstrebenswert.aber wiegesagt die sich nicht richtig informieren und denken wenn von heute auf morgen einfach so alle gesetze wegfallen und logischerweise chaos ist nicht als folge des kapitalismus sehen sondern einfach sagen jetzt ist anarchie dann tuhen diejenigen mir nur leid
beschrieben hast.

Also komm mir nicht damit, dass ICH keine Ahnung hätte!

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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

13.07.2012 um 12:34
@MareTranquil
hättest du das genau durchgelesen, wüsstest du das ich das beschrieben haben mit revolution!!

aber gegenfrage: was verstehst du unter einer revolution??

und zur deiner angeblichen selbstjustiz,

wenn im anarchismus geld wegfällt,jeder hat eine arbeit, ein haus, keiner muss hungern und liebe bestimmt nicht mehr geld.was ja im kapitalismus der fall ist.ich meine eine hübsche frau sucht sich nicht unbedingt ein hartz 4 empfänger.das würde dann auch wegfallen.für seinen partner gibt es mehr freizeit,weil es dann probiert wird den 3-5stunden tag einzulegen.

dann wird vieles an gewlt wegfallen.man braucht nicht den anderen dann bestehlen oder was böses tun.das sind dann nur noch die psychopathen und denen muss geholfen werden,das ist klar.
und jede stadt oder kommune hat seine feste regeln,die selber die menschen dort festgelegt haben.


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vegan33 Diskussionsleiter
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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

13.07.2012 um 14:51
Zitat von MareTranquilMareTranquil schrieb:So ähnlich wie Sea Shepard, denen Wale wichtiger sind als Menschen.
Ich zweifle langsam an deinem Schulabschluss.


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

13.07.2012 um 15:26
Zitat von MareTranquilMareTranquil schrieb:Kann ich davon ausgehen, dass die alle keine Ahnung haben und du der einzige wahre Anarchist bist? Wäre nämlich nicht das erste mal, dass ich so jemanden treffe.
Zitat von MareTranquilMareTranquil schrieb:Halt die Klappe.
Zitat von vegan33vegan33 schrieb:Ich zweifle langsam an deinem Schulabschluss.
Leute, Leute ... Das muss doch nicht sein!


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

13.07.2012 um 15:29
Es kommt nicht oft vor, daß mein Gefühl etwas gutheißt, was mein Verstand ablehnt. Die Vorstellung von einer an-archischen Gesellschaft gehört dazu, seit mir in jungen Jahren ein Exemplar von Rudolf Rockers "Die Entscheidung des Abendlandes" in die Hände fiel. Ich habe damals allerdings auch viel von Asimov, Lem und den Strugazkis gelesen, war optimistischen Utopien gegenüber also grundsätzlich sehr aufgeschlossen und nicht so skeptisch wie heute.

Daher erst einmal vielen Dank an @vegan33 und @Wireless für die Courage, hier aktiv die Position der Anarchisten zu verteidigen. Auch ich war schon mehrmals drauf und dran, einen solchen Thread zu starten, aber schon beim Formulieren der Ausgangsthese fand ich regelmäßig mehr Argumente gegen die Anarchie als dafür. @MareTranquil hat einige davon schon genannt, und nun bin ich unschlüssig, ob ich weitere vorbringen, dagegenhalten oder einfach weiter still mitlesen soll. Letzteres hat sich mit diesem Beitrag wohl erledigt, deshalb versuche ich mich vorerst aus der Affäre zu ziehen, indem ich ein Zitat von Noam Chomsky zur Diskussion stelle:

Zum anderen zeigt sich ein weiteres Phänomen in der Entstehung vielfältigster Organisationen, die den Menschen helfen, ihre Angelegenheiten selbst in die Hand zunehmen ( …) Dieses Phänomen ist zwar gegenwärtig nur in bescheidenen Ansätzen sichtbar, wird aber auf Dauer die Staatsmacht untergraben.
Ja, ich denke, es gibt Grund zu hoffen!
"

Wie kann, wie soll sichergestellt werden, daß sich aus diesen Organisationen, die für den Bestand einer an-archische Gesellschaft essentiell sind, nicht neue Wölfe im Schafspelz entwickeln? Schon die Grünen haben gezeigt, daß Macht entgegen aller Beteuerungen eben doch korrumpiert; und ganz ohne jedes Machtgefälle wird keine dieser an-archischen Organisationen arbeitsfähig sein.


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

13.07.2012 um 15:38
@geeky
Leider muss ich los und bin erst Sonntag wieder online, wollte dir aber trotzdem kurz mitteilen, dass ich die Frage sehr interessant finde und so es dann noch Sinn macht, werde ich mich am Sonntag der Frage annehmen :) ... Bis dahin ...


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vegan33 Diskussionsleiter
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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

13.07.2012 um 16:57
@geeky

Nun, wir können überhaupt nichts ausschließen und womöglich wird es vorerst auch große Schwierigkeiten bei der Umsetzung geben, aber bei einer anarchischen Gesellschaft ist der Prozentsatz der möglichen Korruption weitaus geringer.

Aus deinem Beitrag ist es mir nicht möglich herauszulesen ob du eine anarchische Gesellschaft befürwortest oder nicht, aber dazu musst du dich nicht äußern.

Jedenfalls beinhalten besondere Merkmale einer anarchischen Gesellschaft die Abschaffung jeglicher Form von organisiertem Glauben ( Religion ), die Vereinigung aller Länder ( Globalisierung ) oder der Unterteilung in Gemeinschaften ( unabhängige Länder ) und die Auflösung des Finanzsystems, dadurch wäre nicht länger vorhanden, das was für die Mehrheit einen Grund zur Gewalt darstellt.
Zitat von geekygeeky schrieb:und ganz ohne jedes Machtgefälle wird keine dieser an-archischen Organisationen arbeitsfähig sein.
Ist die Kernaussage dieses Satzes, dass es zu einer funktionierenden Gesellschaft einen Anführer braucht oder habe Ich etwas missverstanden?


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

14.07.2012 um 12:06
@vegan33
Zitat von vegan33vegan33 schrieb:Aus deinem Beitrag ist es mir nicht möglich herauszulesen ob du eine anarchische Gesellschaft befürwortest oder nicht, aber dazu musst du dich nicht äußern.
Das ist möglicherweise nicht deutlich genug geworden: mein Herz sagt "JA!", und mein Verstand fügt sofort ein "aber..." hinzu. Ich befürworte die Idee, bezweifle aber ihre praktische Umsetzbarkeit.
Zitat von vegan33vegan33 schrieb:bei einer anarchischen Gesellschaft ist der Prozentsatz der möglichen Korruption weitaus geringer.
Das glaubst und hoffst du. Aber warum sollte es auch so sein? Diesen Wunsch hatten auch die sozialistischen Ideologen, und sie wurden zutiefst enttäuscht. Auch wenn nicht jeder sich selbst der nächste sein wird - ein großer Teil ist und bleibt es. Warum einen persönlichen Vorteil ausschlagen?


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

14.07.2012 um 13:24
@vegan33

Mein größter Wunsch, nur leider wird er nie in Erfüllung gehen.


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

16.07.2012 um 10:04
@geeky
Vorweg möchte ich nochmals kurz betonen (auch wenn ich dies schon einmal gemacht habe), dass ich weder eine "funktionierende Anarchie" in der Schublade habe, noch für mich in Anspruch nehme der
Zitat von MareTranquilMareTranquil schrieb am 13.07.2012:der einzige wahre Anarchist
zu sein. Alles was ich schreibe, sind meine Gedanken zum Thema Anarchie, dabei scherrt es mich wenig, ob das nun unter "Anarchie-Fans" usus ist oder nicht.
Zitat von geekygeeky schrieb:...ganz ohne jedes Machtgefälle wird keine dieser an-archischen Organisationen arbeitsfähig sein.
Macht würde ich gegen die Begriffe Einfluss und Kompetenz ersetzen. Man folgt jemandem fast zwangsläufig, wenn dies dazu führt, dass so die eigenen Wünsche erfüllt werden.

Auch in dem so häufig als Beispiel genannten indigene Volk der Mapuche gab es Häuptlinge und Medizinmänner, deren Kompetenz anerkannt wurde, welche aber nur auf freiwillige Gefolgschaft setzen konnten. Immerhin ist dies eines der wenigen Völker die sich erfolgreich den spanischen Eroberern entgegengestellt haben. Die Gefolgschaft hing nicht an der Existenz einer einzelnen Person. Gefolgt wurde z.B. dem Ziel "Keine Unterdrückung durch die Spanier zulassen". Es hat durchaus Vorteile, wenn der Kopf einer Ordnung nicht abgeschlagen oder kontrolliert werden kann, weil er nicht da ist. Dies heißt aber nicht, dass es keinen Kopf gibt, der temporär die Führung (für eine bestimmte Aufgabe) Kraft seiner Kompetenz und Erfahrung übernimmt.
Zitat von geekygeeky schrieb:Wie kann, wie soll sichergestellt werden, daß sich aus diesen Organisationen, die für den Bestand einer an-archische Gesellschaft essentiell sind, nicht neue Wölfe im Schafspelz entwickeln?.
Eine Entwicklung eines ganzen Staates hin zu einer funktionierenen Anarchie halte ich für unmöglich, ich glaube auch nicht, dass solche anarchosyndikalistische Organisationen für den Bestand oder Aufbau einer Anarchie nützlich sind. Im Grunde genommen ist das für mich schon ein "Fehlstart". Insofern kann ich hierfür auch keine Antwort geben.

Meine persönliche Überzeugung ist, dass man sowas im "Kleinen" und mit "ausgewählten Personen" beginnen muß und sich dann diese Gesellschaft sukzessive entwickelt. In 2. oder 3. Generation ist das selbstbestimmte ICH dann eine solche Selbstverständlichketi, dass gegenläufige Prozesse schnell aufgedeckt werden. Hauptproblem ist dabei sicher, dass man mit der "Außenwelt" verbunden bleiben muß, wenn man nicht ganz auf die Errungenschaften der modernen Welt verzichten will (materielle Güter, medizinische Versorgung usw.) und dass man über ein eigenes "Staatsgebiet" verfügen muß, welches nicht von aussen kontrolliert oder bedroht wird.


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

16.07.2012 um 10:33
@Wireless
ich glaube auch nicht, dass solche anarchosyndikalistische Organisationen für den Bestand oder Aufbau einer Anarchie nützlich sind.

warum nicht??

Meine persönliche Überzeugung ist, dass man sowas im "Kleinen" und mit "ausgewählten Personen" beginnen muß und sich dann diese Gesellschaft sukzessive entwickelt

wie willst du dann die menschen dafür überzeugen??

In 2. oder 3. Generation ist das selbstbestimmte ICH dann eine solche Selbstverständlichketi, dass gegenläufige Prozesse schnell aufgedeckt werden.

ja so ist es immer.deswegen muss die 1.generation das sehen und verstehen und praktisch ausleben und genau das ist beim anarchosyndikalismus der fall


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

16.07.2012 um 11:27
@MrsPetty
Zitat von MrsPettyMrsPetty schrieb:warum nicht??
Etwas klassenloses zu schaffen, indem man eine Klasse organisiert und gegen die Mächte Kapital und Staat einsetzt, klingt für mich paradox. Letztlich bedeutet es, dass eine Klasse über alle anderen gestellt wird. Wie soll da der einzelne vom "Mitmachen" bei einer Anarchie "überzeugt" werden?
Zitat von MrsPettyMrsPetty schrieb:wie willst du dann die menschen dafür überzeugen??
Überzeugt wird niemand. Darum geht es ja. Es geht hier um freiwillige Teilnahme. Bekommt man für ein solches Projekt nicht genügend Freiwillige zusammen, ist diese Idee eben nicht ausreichend massenfähig und kann verworfen werden.
Nur zur Sicherheit: Ich arbeite nicht an der Umsetzung, also bitte keine Bewerbungen an mich senden :D .
Zitat von MrsPettyMrsPetty schrieb:...verstehen und praktisch ausleben und genau das ist beim anarchosyndikalismus der fall
Das verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Evtl. habe ich da ein falsches Bild vom Anarchosyndikalismus? Kannst du kurz darlegen, was Anarchosyndikalismus deiner Meinung nach ist?


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

16.07.2012 um 12:37
@vegan33


Wer eine Lebensweise gegen die andere tauscht, endet auf die selbe Weise...

Wer jedoch das Leben innerhalb dieser Weise erträglicher oder freier machen will, der hat wahrlich nicht verstanden, was Freiheit tatsächlich bedeutet...

Indianer leben zwar in einer anderen Form, sind dennoch unglücklich, wenn diese Form von einer anderen bedrängt wird. Dabei zu hoffen das alle Formen nebeneinander leben können, ist genau so naiv, wie zu glauben das es nur eine Form von einer Lebensweise gibt, die auf eine Weise funktioniert...


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

17.07.2012 um 00:35
@Wireless
überzeugen heisst doch nicht gezwungen oder erzwungen werden :D.
Menschen die anarchismus nicht kennen oder falsches bild davon haben, muss man das doch dann zeigen, argumentieren können oder überzeugen.wenn sie überzeugt sind, ist es doch trotzdem freiwillig.


Evtl. habe ich da ein falsches Bild vom Anarchosyndikalismus? Kannst du kurz darlegen, was Anarchosyndikalismus deiner Meinung nach ist?

Der Anarcho-Syndikalismus als gewerkschaftliche Organisationsform wurde vom Ende des 19. Jahrhunderts an bedeutsam im Kampf der Menschen für bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen, gegen Kriege, Ausbeutung und Unterdrückung. Seine Wurzeln reichen noch weiter zurück. Mithilfe des Anarchismus (anarchia = frei von Herrschaft) eine umfassende gesellschaftliche und ökonomische Analyse zu erbringen, bewirkte die Umsetzung von Erfahrungen und Erkenntnissen in konkretes politisches und soziales Handeln, auch im Rahmen gewerkschaftlicher Organisierung. In einer Hochphase anarchistischer und sozialrevolutionärer Gewerkschaften ( = Syndikate) in den 20er Jahren, kam es 1922 zur Gründung der Internationalen Arbeiterassoziation (IAA), die bis heute weiter besteht (http://www.iwa-ait.org).

Die freie Gesellschaft kann nur von Allen, d.h. der Basis selber, aufgebaut werden. AnarchosyndikalistInnen verwerfen den zentralen Staat als Koordinator des Gemeinwesens, und jedes Mittel einer Verstaatlichung. Diese führt, wie die Vergangenheit leidvoll bewiesen hat, nur zur schlimmsten Ausbeutung- zum Staatskapitalismus und Funktionärstum. Die Zusammenlegung der Verfügungsgewalt über politische und wirtschaftliche Macht in wenige Hände führt unweigerlich in die Diktatur - nicht aber zum Sozialismus. AnarchosyndikalistInnen haben die Pervertierungen des Sozialismus, wie er z.B. in der Sowjetunion, China, Albanien und vielerorts betrieben wurde und bis heute wird, früh erkannt und kritisiert.

Frühzeitig wurden die menschenfeindlichen, zerstörerischen Auswirkungen des westlichen Kapitalismus mit seinen katastrophalen sozialen, ökonomischen und ökologischen Folgen erkannt und vor ihnen gewarnt, bzw. dagegen gekämpft. Der Staat wird vom Kapital benutzt, um die Ressourcen und Menschen auszubeuten.

Die staatliche Exekutive mit Kriegen, Militär, Geheimdiensten usw. ist zu verabscheuen und absolut ungeeignet, das Ziel einer gewaltfreien Gesellschaft zu erreichen. Auch das freieste Wahlrecht kann die klaffenden gesellschaftlichen Gegensätze nicht mildern. Jede Regierung, die ein ständiges Mandat hat, ohne Detailklärung über die Interessen Aller zu bestimmen, hat soziale Ungerechtigkeit, Korruption, Lüge und Schlimmeres zur Folge. Wahlen sollen der Stellvertreterpolitik der Parlamente den Schein von legalem Recht geben. Viele AnarchosyndikalistInnen beteiligen sich nicht an Wahlen oder wählen ungültig, um ihren Protest dagegen auszudrücken. Sie wollen eine Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung, die auf Solidarität, Vernunft und Aufklärung basiert. Diese wird durch gegenseitiges Verantwortungsbewusstsein und Respekt freier Menschen und Gemeinschaften getragen. Armut und Klassenungleichheit werden beendet, es gibt keine privilegierten Eliten und Funktionäre mehr. Land, Gebäude, Medien, Verkehrs-Infrastruktur- und Produktionsmittel werden kollektiviert.

In der anarchosyndikalistischen Gesellschaft koordinieren sich die einzelnen Gruppen, Betriebe und Produktionszweige als selbstständige und autonome Glieder des allgemeinen Wirtschaftens. Sie vernetzt die Gesamtproduktion und Versorgung im Sinne Aller, aufgrund gegenseitiger und freier Vereinbarung.

Vollversammlungen und deren Delegierte sind die Mittel zur Entscheidungsfindung und Beschlussfassung. Statt Diktatur oder Stellvertreterpolitik durch Parlamente tritt die direkte Demokratie. Die Produktion wird an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet, und eine gerechte, gleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums sowie von Bildung, Kultur, Gesundheitswesen usw. findet statt. Der Erhalt der ökologischen Lebensgrundlagen Aller und die Menschenrechte werden respektiert.

Anarchosyndikalismus bedeutet nicht nur Gewerkschaftskampf und eine gewaltfreie Gesellschaftsordnung. Damit entstehen eine andere Ethik und Philosophie, Kultur, positive Utopien als Vorraussetzung zur Veränderung, und eine entsprechende Praxis. Es gilt, Organisierung von unten gemeinsam mit möglichst vielen Menschen weiterzuentwickeln, und dabei die gemachten Erfahrungen einzubeziehen. Die Verteidigung der Weiterentwicklung benötigt auch Abwehrkämpfe, z.B. gegen Entgarantierung von sozialen Errungenschaften, gegen Unterdrückung von Minderheiten, gegen Patriarchat, Rassismus und Faschismus. Sie bedeutet aber auch Fähigkeit zu Kritik und Selbstkritik, z.B. an versteckten Machtmechanismen von Individuen und Gruppen, und/ oder Strukturen.

AnarchosyndikalistInnen organisieren sich heute in allen sie direkt betreffenden Lebensbereichen, also auch im Stadtteil, in verschiedensten sozialen und gesellschaftlichen Initiativen von Menschen, die das Leben frei, selbst bestimmt und solidarisch gestalten wollen. Sie werden zunehmend wichtiger in einer Welt, die eine neue, bessere Ordnung dringend benötigt.


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

17.07.2012 um 07:56
@MrsPetty
Ich hätte wohl näher erklären müssen, was ich unter "kurz darlegen" verstehe :D . Vielen Dank für die Mühe. Dann passt mein Kenntnisstand ganz gut, auch wenn ich das nicht so detailreich hätte ausführen können.

Bleibt also wirklich das Unverständnis wie man jetzt in diesen Organisationen Anarchie "...verstehen und praktisch ausleben..." kann? Die stecken doch im jetzigen Machtgefüge fest? Wie soll der Wechsel zur Anarchie praktisch vollzogen werden?

Wir wissen aus der heutigen Demokratie, dass es mehr als eine Ansicht gibt und dass es unmöglich ist 100% der Bevölkerung für eine Idee zu gewinnen. Schon 60% wäre ein großer Erfolg. Was ist also mit den Menschen, welche sich nicht überzeugen lassen oder anderen Klassen angehören?


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

17.07.2012 um 16:30
@Wireless
Bleibt also wirklich das Unverständnis wie man jetzt in diesen Organisationen Anarchie "...verstehen und praktisch ausleben..." kann? Die stecken doch im jetzigen Machtgefüge fest? Wie soll der Wechsel zur Anarchie praktisch vollzogen werden?

In der anarchosyndikalistischen Gesellschaft koordinieren sich die einzelnen Gruppen, Betriebe und Produktionszweige als selbstständige und autonome Glieder des allgemeinen Wirtschaftens. Sie vernetzt die Gesamtproduktion und Versorgung im Sinne Aller, aufgrund gegenseitiger und freier Vereinbarung.

Vollversammlungen und deren Delegierte sind die Mittel zur Entscheidungsfindung und Beschlussfassung. Statt Diktatur oder Stellvertreterpolitik durch Parlamente tritt die direkte Demokratie. Die Produktion wird an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet, und eine gerechte, gleiche Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums sowie von Bildung, Kultur, Gesundheitswesen usw. findet statt. Der Erhalt der ökologischen Lebensgrundlagen Aller und die Menschenrechte werden respektiert.

Anarchosyndikalismus bedeutet nicht nur Gewerkschaftskampf und eine gewaltfreie Gesellschaftsordnung. Damit entstehen eine andere Ethik und Philosophie, Kultur, positive Utopien als Vorraussetzung zur Veränderung, und eine entsprechende Praxis. Es gilt, Organisierung von unten gemeinsam mit möglichst vielen Menschen weiterzuentwickeln, und dabei die gemachten Erfahrungen einzubeziehen. Die Verteidigung der Weiterentwicklung benötigt auch Abwehrkämpfe, z.B. gegen Entgarantierung von sozialen Errungenschaften, gegen Unterdrückung von Minderheiten, gegen Patriarchat, Rassismus und Faschismus. Sie bedeutet aber auch Fähigkeit zu Kritik und Selbstkritik, z.B. an versteckten Machtmechanismen von Individuen und Gruppen, und/ oder Strukturen.

Wenn Arbeiter in Syndikaten arbeiten kriegen sie das praktisch schon jetzt mit.sie stecken nicht in den machtgefüge fest.natürlich ist es wichtig viele mitglieder zuhaben so wie in spanien.die dgb gewerkschaften stecken drin ja.das sind garkeine gewerkschaften, die arbeiten mit konzernen und chefs zusammen.aber die anarchosyndikalisten wollen ja das system bekämpfen also stecken sie nicht drin ;).in deutschland ist die fau vertreten


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

17.07.2012 um 16:43
@MrsPetty

Das klingt ganz gut (auch wenn "Delegierte" der erste Schritt zur "Stellvertreterpolitik" sind). Gehst du prinzipiell mit dem konform, was Christoph Spehr in "Gleicher als andere" geschrieben hat, oder gibt es da grundsätzliche Differenzen?
http://www.rosalux.de/publication/15594/gleicher-als-andere-eine-grundlegung-der-freien-kooperation.html


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Selbstversorgung und Anarchie - ist die Utopie erstrebenswert?

18.07.2012 um 08:40
@MrsPetty
Ich verstehe was du schreibst und ich verstehe auch, dass es innerhalb solche Organisationen so funktioniert. Im Prinzip entspricht dies ja dem, was ich mir vorstelle. Aber Ziel ist doch eine komplett neue Gesellschaftsordnung und hierfür müssen doch alle Menschen mit eingebunden werden. Die Organisationen werden doch nicht wachsen und wachsen und irgendwann sind alle Menschen dort organisiert...also wie soll dieser Schritt des Übergangs funktionieren? Das ist mir unklar.

Die Frage bzgl. des "jetzt ausleben" ist für mich beantwortet. Danke dafür.


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