@Peter0167

Laß Dich davon nicht zu sehr verwirren. Der Artikel zeigt selbst, daß es sich um eine eher philosophische Betrachtungsweise handelt. Und so ist eine Tatsache "ein wirklicher, nachweisbarer, bestehender, wahrer oder anerkannter Sachverhalt" ausdrücklich nur "je nach Auffassung".

Auch wenn wir uns in der Rubrik Wissenschaft bewegen, so wird der Begriff "Tatsache" hier dennoch umgangssprachlich gefüllt und eingesetzt. Also zur Bezeichnung von Sachen, die auch mit dem Adjektiv "tatsächlich" bestückt werden können. Womit wir bei einer "je nach" Auffassung wären, für die eben nicht alle obengenannten Eigenschaften eines Sachverhaltes mehr zutreffen.

Besonders deutlich vielleicht das mit dem "anerkannten" Sachverhalt. In einer christlichen Gesellschaft mag die Auferstehung Christi für eine Tatsache, für einen Fakt, für wahr gehalten werden, doch ist sie das deswegen noch lange nicht "tatsächlich", "faktisch", "in Wahrheit"...

Auch eine Theorie zu XY wäre demnach Tatsache, Fakt, Wahrheit, weil es sich eben um diejenige Hypothese handelt, die sich aus den üblichen Gründen (erklärt am meisten; erklärt mindestens so viel wie andere, aber am einfachsten) allgemeiner Anerkennung erfreut. Das aber macht den Inhalt dieser Theorie eben nur zu "anerkannt", nicht zu wahr, Fakt, Tatsache. Klar, kann man so nennen, ist aber streng genommen Unsinn, da ausgerechnet die, deren Anerkennung besagte Hypothese zur Theorie "krönt", doch genau wissen, daß diese Theorie sich der Wahrheit, dem Fakt, der Tatsache - der Realität - nur nähert, sie aber nicht exakt erfaßt. Und eben auch nur solange gilt, bis ne noch bessere Hypothese daherkommt. So steht denn auch in dem Artikel
[...] stellt daher der kritische Rationalismus das Modell des Fallibilismus entgegen, nach dem allgemeine wie Beobachtungshypothesen nur vorläufig als Tatsachen gelten können, bis sie durch neue Beobachtung widerlegt werden.
Ne "vorläufige" Tatsache / Wahrheit ist keine. Auch in Mathematik und Logik ist ne wahre Aussage eine, die immer wahr ist.

Wie selbst im Wiki-Artikel die Begrifflichkeiten nicht auseinandergehalten werden, sieht man an dem letztzitierten Satz, wenn man den Satzanfang betrachtet:
Seinem wissenschaftstheoretischen Modell, in dem allgemeine Hypothesen durch Voraussagen von individuell beobachtbaren Tatsachen bestätigt werden,
Hier meint "Tatsache" eben was "völlig" Tatsächliches, etwa in nem Laborexperiment. Also das, was durch sein tatsächliches Auftreten die Voraussage erfüllt und somit die Hypothese/Theorie bestätigt. Geradezu "umgangssprachlich". Das Bestätigte dann Tatsache zu nennen, ist ne ganz andere Qualität und macht wissenschaftliches Reden nur unklar. Man stelle sich vor, das hier Tatsache Genannte wäre auch nur so ne "vereinbarte", dafür "gehaltene" Tatsache - Das Laborexperiment würde doch von keinem anerkannt!

Das, was hier auf Allmy mit "Tatsache" gemeint ist, ebenso mit "Wahrheit", "Fakt" und so, das kannste weiterhin guten Gewissens als "sowas produziert Wissenschaft nicht" abweisen. Daß (auch Wissenschafts-)Philosophen sich gern Begrifflichkeiten neu füllen, kennwa zur Genüge...