Borromini schrieb:Faktisch hat die Revolution dadurch die Ungleichheit der Geschlechter erheblich und für lange Zeit verschärft. Das war Unrecht im Namen der Vernunft.
Wir dürfen hier etwas nicht vergessen: Wir schreiben hier die 1780er Jahre. Es waren alles nunmal Kinder ihrer Zeit. Wir dürfen uns schon ein Urteil bilden, daraus lernen, aber Verurteilen?
Vielleicht wird man uns in 1000 Jahren massiv dafür kritisieren, den Planeten vergiftet zu haben und uns "Tierfresser" nennen, weil die dann Tonnenweise Fleisch im Labor züchten können, mithilfe von sauberer und kostenloser "Quanten-Vakuum-Energie", aber die sollten eins dabei nicht vergessen: Um dahin zu gelangen, wo die dann stehen, mussten wir erstmal da vorbei wo wir jetzt stehen.
So wie wir ein Produkt der Liebe, des Hasses, der Fehler und der Einsichten derer die vor uns lebten sind, so werden zukünftige Generationen ein Produkt der Liebe, des Hasses, der Fehler und der Einsichten von uns sein.
Frauen haben selbstverständlich eine große Rolle während der Revolution gespielt, seien es in den Debattier-Club, oder der berühmte
Frauenmarsch nach Versailes, angeführt von keinem geringerem als
General La Fayette dem Unterstützer der amerikanischen Unabhängigkeit.
Gedankt hat man es ihnen tatsächlich sehr gut, indem man sie danach vollkommen politisch ignorierte.
Jedoch, die von Dir erwähnte ...
Borromini schrieb:Olympe de Gouges.
sympathisierte doch mit den Girondisten...
Ihre Neigung zu den Girondisten, ihr Bekenntnis zum Föderalismus und zur Monarchie, ihre Gegnerschaft zu den Jakobinern, ihre persönliche Feindschaft zu Robespierre, hatten zu ihrer Hinrichtung geführt
Quelle:
Wikipedia... und wurde doch dann den von ihr verhassten Jakobinern hingerichtet.
Wieso sie mit den Girondisten sympathisierte liegt auf der Hand: Mit denen konnte man diskutieren, mit den Jakobinern eben nicht, was ein Merkmal von Fanatikern ist.
Borromini schrieb:Wie kann es sein, dass die Moderne mit der Propagierung von Aufklärung und Vernunft begann und mit Auschwitz endete?
Mit dem Krieg der Königreiche und Kaiserreiche untereinander.
Hitler und die Nazis hätten niemals solch einen Rückenhalt gehabt, wäre nicht vorher der erste Weltkrieg (Der hierzulande vergessene Krieg) gewesen.
Darüber hinaus, schaue Dir mal die Nazi-Ideologie genauer an:
"Herrenrasse", "Das Recht des Stärkeren", "Krieg als biologisch notwendiger Wettbewerb", "Kampf ums Dasein" ... erinnert Dich das an was? Erinnert doch stark an den Darwinismus.
Es waren Fanatiker des Darwinismus. Darwin selbst wäre nie auf den Gedanken gekommen, sowas auf den Menschen zu übertragen, so wie viele andere Darwinisten.
Borromini schrieb:Es liegt auch daran, dass mit der rationalistischen Moderne eine Denkweise aufkam, die überhaupt erst ermöglicht hat, Menschen als bloße Objekte zu sehen und zu behandeln, schlimmstenfalls planmäßig zu vernichten.
Es ist der pure Rationalismus, der alle Lebewesen als bloße Objekte ansieht, es ist der Fanatismus der dem ganzen Energie gibt.
Ich gehe da einen Schritt weiter und sehe die gesamte Geschichte als einen fortwährenden Kampf zwischen Fanatismus und Mitte.
Deshalb halte ich recht wenig von Ideologien und Dogmen, von mir aus kann man sie alle in die Tonne kloppen, denn jede Ideologie und sei sie noch so friedfertig, kann missbraucht werden von Fanatikern.
Ich bin eher für eine Dogmenfreie und von jeglicher Ideologie befreiten Verhaltenskodex, nur so erreicht man alle Menschen.
Höflichkeit beispielsweise ist im Grunde genommen ein Verhaltenskodex.
Sogar ein Osama bin Laden, ja sogar ein Hitler würde in Japan nicht öffentlich mit der Nase in ein Tuch schnäuzen, sobald sie wüssten, dass die Japaner das als extrem unhöflich betrachten.
Borromini schrieb:Das ist jetzt natürlich ein Exkurs geworden,
Ist schon in Ordnung, Umwege müssen manchmal gegangen werden, um ein komplettes Gebiet zu kennen:
@Wurstsaten Eine Partei deren Mitglieder sich einem ehrbaren und öffentlich einsehbaren Verhaltenskodex unterordnen anstelle von irgendwelchen obskuren Ideologien, Utopien und Parteiprogrammen und diesen Verhaltenskodex auch tatsächlich, ähnlich wie ein Ritterorden, nach außen leben,
dass wäre mal was.
Ansonsten, alles was Du da genannt hast, ist bereits da.