Ich war für meine Kinder nach meiner Meinung nie eine Autoritäts- oder
Respektsperson und wollte es auch garnicht sein. Und erstrecht nicht
habe ich ihnen eingebläut, jeden Erwachsenen als solche zu betrachten.
Und ich hatte die wohlerzogendsten, selbst bei kritischen Althergebrachten
gut angesehnen Kinder, die man sich denken kann. Wahrscheinlich war ich
eine Super Nanny, ein Wunder der Natur, eine Koryphäe auf dem Gebiet der
Erziehung.

(Tschuldigung, dass ich so in der Vergangenheit schwelge - meine Kinder sind
schon lange erwachsen, also lasst mich ein bisschen beweihräuchern.)

Wer soll denn für ein Kind eine Autoritätsperson sein? Erwachsene grundsätzlich?
Und dann sollen Kinder ihnen vielleicht auch noch gehorsam sein und tun, was
der liebe Onkel will? Oder der versoffene Nachbar, der meine halbwüchsige Tochter
mit Blicken verschlang, der Bio-Lehrer, der im Aufklärungsunterricht vor Geilheit fast geiferte?
Der Pfarrer, der ganz enttäuscht war, als ich beichtete, ich hätte Unkeusches gesagt.
Worauf er ganz begierig fragte, was es denn gewesen sei und ich sagte: "Scheiße"!
War der enttäuscht!

Autorität anzuerziehen ist überflüssig wie ein Kropf und selbst Respekt muss
erworben werden. Mitmenschen sind zu akzeptieren, wie man sie wertet,
können nur sie selbst beeinflussen.