Offshore7 schrieb:Ansonsten müsste man annehmen, dass beide lebensmüde oder physisch + psychisch unfähig waren, lebensrettende Maßnahmen zu versuchen. Ein neunmaliges Booten über 1 Woche lang nach dem letzten Notruf und der 8. April beweisen jedoch das Gegenteil.
Ja, ich denke, in diese Richtung muss man wirklich denken. Weniger wohl lebensmüde - aber psychisch und/oder physisch nicht in der Lage, etwas zur eigenen Rettung zu tun.
Und das neunmalige Booten beweisen eben überhaupt nicht das Gegenteil. Vielleicht unterstützt das diese Vermutung sogar.
Den zitierten Fall in den Appalachen (Geraldine Largay) fand ich nun sehr interessant, darüber hatte ich lange nichts mehr gelesen. Aus den Links picke ich mal ein paar Infos raus - wenn das nun schon als Referenz angegeben wird ;-). Aus Quellen sucht sich ja sowieso immer jeder die Teile raus, die das eigene Denken unterstützen. Wieviel Sinn das überhaupt macht, eine Seniorin vs. zwei junge Frauen, Appalachen vs. Panama, aber ich finde es trotzdem gerade aufschlussreich. Einige Fehler sind einfach zu exemplarisch, als dass man sie unbeachtet lassen dürfte.
Offshore7 schrieb:Direkt an Tag 1 gab es 11 Not-SMS-Versuche, obwohl sie nicht verletzt war, nur verlaufen. Mind. bis Tag 16 hat das FBI Nothilfe-Versuche bzw. Not-SMS festgestellt.
Nota bene: anscheinend hat sie dann einen großen Teil gegen Ende ihres Martyriums auch keine SMS mehr geschrieben.
Fr. Largay hat sich beim Austreten vom Weg zum Pippimachen verlaufen (!). Vom Weg runter und nicht mehr zurückgefunden. Etwas, was bei Kris und Lisanne ja von einigen kategorisch ausgeschlossen wird. Die Appalachen sind ja nun auch sehr dicht bewaldet, und da geht wohl niemand 500 m vom Weg runter, um Pippi zu machen. Es werden höchstens ein Dutzend Meter vom Trail gewesen sein. Und trotzdem nicht zurückgefunden!
Fr. Largay hat einiges an Textnachrichten geschrieben, aber sie enthielten keine sinnvollen Ortsangaben - und sind auch nicht rausgegangen. Wenn sie rausgegangen wären, was hätte man mit soetwas wie "north of woods road", "off trail 3 or 4 miles" in dichtem Waldgebiet anfangen wollen? Und:
It was unclear from the report whether Largay ever tried to call anyone herself.
Wochenlang verirrt und anscheinend nicht
einmal probiert zu
telefonieren anstatt zu SMSen? (übrigens hatte sie kein Smartphone, ich bezweifele bei der Beschreibung fast, dass sie mit der GPS-Funktion hätte etwas anfangen können).
Fr. Largay wurde als "experienced hiker" beschrieben. Aber:
Largay had a poor sense of direction and several times had taken a wrong turn.
Es gibt also Leute, die als experienced beschrieben werden und sich nichtmal gut orientieren können. Ok...
Quelle:
https://edition.cnn.com/2016/05/26/us/missing-hiker-gerry-largay-last-messagesUnd das ist dann das Tragische:
Even hiking at one mile per hour, the 3,000 feet of rough terrain that separated Geraldine from the Appalachian Trail could have been traversed in little more than half an hour. If she knew which direction to travel and if there was a viable path. And if ... a hundred other ponderances.
Quelle:
https://appalachiantrail.com/20160526/missing-hiker-geraldine-largays-journal-entries/Eine halbe Stunde Fußmarsch vom richtigen Weg nach Wochen in der Wildnis verstorben, völlig desorientiert. Ganz viele Nachrichten geschrieben, aber anscheinend nicht versucht, zu telefonieren. Ganz viel Aktivität mit SMS und Tagebuch - aber nicht selbst geschafft, in die richtige Richtung zu laufen. Und sie hätte nichtmal ihren Startpunkt finden müssen, der Trail als Auffanglinie hätte schon gereicht. Sie hätte sich nur einmal für die richtige Himmelsrichtung entscheiden müssen und die dann jeden Tag beibehalten.
Ein gutes Beispiel, wie winzige Fehler in schwierigem Gelände zu einem tragischen Ausgang führen. Der hunderte Freiwillige auf die Piste geschickt hat, ohne sie bei der Suche zu finden. 2 Jahre lang haben einige an foul play geglaubt, bis ihre Überreste gefunden worden sind. Eigentlich ein denkbar schlechtes Beispiel eines Falles gerade für die foul play Fraktion ;-).