@nairobi Er schämt sich nicht wegen der Arbeitslosigkeit. Er hat es immer gehasst zu arbeiten, auch die Schule fiel ihm schon schwer und er ist ab der 11. Klasse einfach nicht mehr hingegangen. Er hatte da schon einmal eine Zeit in der er über anderhalb Jahre nichts gemacht hat. Dann hat er über Kontakte seines Vaters einen Ausbildungsplatz bekommen. Aber in den anderhalb Jahren war er dennoch aktiv. Man hat sich getroffen, was unternommen, geredet, gelacht, etc.
Von mir fing der Rückzug nach und nach an, als ich vor 7 Jahren mit meiner jetzigen Freundin zusammengekommen bin. Seit 2 Jahren haben wir ein Kind und spätestens seitdem kommt von seiner Seite gar nichts mehr.
Seinen Job hat er verloren, weil er sich einfach immer weiter hat krank schreiben lassen. Keine Ahnung, wie das seine Hausärztin über einen Zeitraum von über einem Jahr machen konnte, ohne, dass er einmal bei einem Therapeuten war. Auch seine Krankenkasse scheint nicht daran interessiert zu sein, ihn wieder in Arbeit zu bekommen. Nach langem Hin und Her und einschalten eines Anwalts hat er seinen Willen bekommen und die Firma hat ihm einen Aufhebungsvertrag mit Abfindung angeboten.
Die Abfindung dürfte mittlerweile aufgebraucht sein, da er danach, während seiner Arbeitslosigkeit, mit einem anderen Kumpel (der übrigens auch Frau und Kinder hat, daran kann sein Rückzug also nicht liegen) in Prag, Wien und London war. Zusätzlich war er noch mit seinem Halbbruder für 3 Wochen in Dubai, da dürfte die "kleine" Abfindung aufgebraucht sein. Jetzt bekommt er Bürgergeld und sagt, dass ihm nach Abzug aller Kosten knapp 300,- € im Monat bleiben, er sich aber gut daran gewöhnt hat.
Es ist bei ihm definitiv eine Abwärtsspirale. Unter 4 Augen gesehen habe ich ihn das letzte Mal vor gut einem Jahr. Es war merkwürdig, weil er halt praktisch nichts von sich preis gegeben hat. In dem Gespräch hatte ich übrigens so ganz nebenbei von seinem Urlaub in Dubai erfahren. Auf die Frage, wie es denn war und was er so erlebt hatte, war die Antwort "war gut und so dies und das".
Zwischenzeitlich hat er sich auch immer mal wieder mit der "oberen Elite" und der Schaffung einer "neuen Weltordnung" beschäftigt. Er glaubt daran, dass sich die obersten Herrscher des Weltgeschehens einfach aus Jux und Dollerei im Untergrund mit Säuglingen prügeln und dass mit der Corona-Impfung kleine Mikrocomputer injeziert wurden, die uns auf Knopfdruck töten.
Ich habe einfach komplett den Anschluss zu ihm verloren und weiß auch nicht, wie ich ihm helfen soll, geschweige denn ob ich das überhaupt könnte. Er lehnt ja jeden Kontakt ab und hat auch komplett den Bezug zur Realität oder das Verständnis für das Leben anderer verloren. Selbst wenn wir uns alle paar Monate mal zum Zocken verabreden, ist ihm das nie genug und da sagt er von vornherein, dass wenn die Leute nicht so Zeit zum Zocken haben, wie er das gerne hätte, lässt er das lieber komplett.
Er hat das mit einem Drogensüchtigen verglichen. Er meinte, dass wenn man ja schon Drogen nimmt, dann doch richtig und nicht so halbherzig hier und da mal ein bisschen, dann könnte man das ja direkt sein lassen.
Und bei mir ist es einfach so, dass bedingt durch die wenige Zeit und den Stress im Alltag, ich lieber für mich alleine Spiele, im besten Fall einfache Singel-Player Spiele, als mich dann noch dem Stress von competetiven Multi-Player Spielen auszusetzen. Ich war letztes Jahr auch mehrere Monate krank geschrieben aufgrund eines Burn-Outs und bin nach wie vor in therapeutischer Behandlung.
Sorry, echt viel Text und vielleicht etwas wirr aber das musste einfach mal alles raus.
:D