Omnilux schrieb:Die Stämme Israels sind ca.680 Jahre vor Christi von den Assyrern in Gefangenschaft geführt ,wo sie ca. 80 Jahre verbrachten ,dann wurden sie entlassen und konnten in ihre Heimat zurückkehren ,aber zehn Stämme beschlossen
weg zugehen an einen Ort wo noch kein Mensch gelebt hat, sie waren nach 80 Jahren soweit Geläutert das sie nur
dort nach dem Gesetzt leben können
Das Nordreich Israel, wo die zehn Stämme lebten, wurde im Jahr 722 v.Chr. zur assyrischen Provinz umgestaltet, nicht um 680. Deportationen fanden in dieser Zeit statt, nicht vierzig Jahre später. Das Assyrische Reich hat keinen umgesiedelten Menschengruppen eine Rückkehr in ihre Heimat oder gar ein Verlassen des Reichsgebietes erlaubt. Auch das Babylonische Reich nicht, welches das Assyrische Reich nach und nach eroberte und schließlich gänzlich schluckte (612 fiel die Hauptstadt Ninive, 605 die letzten assyrisch beherrschten Gebiete). Babylonieen wurde seinerseits 539 v.Chr. unter Kyros von den Persern erobert. Und nun, im darauffolgenden Jahr, teilte Kyros seine Politik mit, die deportierten Völkerschaften wieder in deren Heimatgebiete umzusiedeln. Frühestens 539, spätestens 538 v.Chr. bestand also erstmals die Möglichkeit für Exulanten, nach Hause zu kehren. Da dieses Zuhause aber weiterhin zum Machtbereich des Kyros gehörte, gibt es auch hier keine Erlaubnis, das Reich zu verlassen.
Die um 722 deportierten Israeliten lebten anders als die 597 sowie 587 deportierten Judäer nicht nur wenige Jahrzehnte in ihrer neuen Heimat, sondern fast zwei Jahrhunderte lang. In dieser Zeit haben sich solche Volksgruppen längst assimiliert, sofern sie nicht in eigenen Gettos gelebt und ihre Traditionen gepflegt haben. Die Israeliten dürften um 539 schon längst keine israelitische Identität mehr besessen haben.
Die Völkergruppen, denen Kyros die Heimkehr ermöglichte, das waren die zuletzt deportierten Gruppen, die noch halbwegs intakt waren. Wer schon assimiliert war, wußte gar nicht mehr, daß er jetzt "nach Hause" durfte, und ging auch nicht. Auch von den exilierten Judäern ging letztlich nur ne "Handvoll" nach Judäa, die Mehrheit blieb in Babel und Umgebung; das ist gut bezeugt. Immerhin behielten viele von ihnen incl. der Nachkommen ihre jüdische Identität, da sie von nun an in regem Kontakt zur alten Heimat standen, zu einer intakten jüdischen Gemeinde in der Provinz Jehud.
Erst in Schriften aus deutlich späterer Zeit als 538 v.Chr. wird von nichtjudäischen Israeliten berichtet, die ihre Traditionen gepflegt haben sollen und so ihre Identität bewahrten. Doch dies ist naheliegenderweise die Fiktion späterer Jahrhunderte. Denn im Judentum dieser Zeit kannte man die Ankündigungen der früheren Propheten, daß die Deportierten des Nordreichs eines Tages zurückkehren würden. Also muß, so die Folgerung, es auch intakte Gemeinden der Nordstämme in der Fremde geben. Also erzählte man es sich so. Ist aber nur Fiktion.
Eine Auswanderung israelitischer Gruppen in die weite Welt und ein Bewahren ihrer Identität oder auch nur ihrer Ethnie bis heute ist ein Ding der Unmöglichkeit. Eben weil schon um 539 nichts mehr zum Loswandern vorhanden war. es war das Ziel der assyrischen Deportationspolitik, den ethnisch-kulturellen Zusammenhang in den Ausgangs- und Zielregionen einer Deportation nachhaltig zu zerstören und eine quasi Einheits-Assurbevölkerung herzustellen. Dies sollte einer Befriedung der äußeren Reichsgebiete dienen, eine Auflehnung gegen die assyrische Fremdherrschaft verhindern. Diese Rechnung ging auch recht gut auf; ansonsten hätten die Assyrer diese Deportationspolitik auch nicht während des 8. und des 7.Jh. v.Chr. so lange beibehalten.
Immerhin gab es auch eine Gegenentwicklung, einen durch diese Politik erzeugten kulturellen Rückfluß. Da die meisten deportierten Völkergruppen Aramäer waren, setzte sich Aramäisch als Verkehrssprache, schließlich sogar bei den Persern als Amtssprache durch. Die Keilschrift wurde durch eine aramäische Version der phönizischen Schrift abgelöst.