Literatur...wer sich ECHT interessiert..
http://www.dieter-david-scholz.de/Rezensionen_Interviews/dieter_david_scholz_rezension_mozartstod.htm (Archiv-Version vom 12.02.2007)Schon Etwas älterer Bericht:
http://www.wissenschaft.de/sixcms/detail.php?id=153372Quecksilber und Arsen: Neue Thesen zu Mozarts Tod
"Ich bin vergiftet", soll das Wunderkind kurz vor seinem Tod geklagt haben. Zum Mythos Mozart passen die diversen Mordtheorien wie der Bariton zum Don Giovanni. Seither liegt über dem Genie ein Hauch von Sex and Crime. Eine neue These verweist zumindest letzteres ins Reich der Legenden: Sie sieht falsche Selbstmedikation als Ursache. Kämpfte Mozart mit Quecksilber gegen die Syphilis an?
Eine Julinacht im Jahr 1791: Ein geheimnisvoller Unbekannter hat
Mozart den Auftrag zu einem Requiem erteilt und dringt nun auf Fertigstellung - so die Legende. Tatsächlich arbeitet Mozart in diesem Sommer fieberhaft an mehreren großen Kompositionen. Er hat eine fast fünfwöchige Krankheitsphase hinter sich. Jetzt glaubt er, wieder gesund zu sein. Doch er wird das Requiem nicht mehr vollenden.
Vier Wochen später reist Mozart nach Prag, um seinen "Don Giovanni" zu dirigieren. Hier geht es ihm schlagartig wieder schlecht. Ein Augenzeuge schreibt in einem Brief: "Er mediziniert sich unaufhörlich selbst, ward wehmütig und vergoss Thränen, als ob er sein Ende nahen fühle". Das kommt nach neuerlicher "Gesundung" am 5. Dezember. Mozarts letzte, auf dem Krankenlager verfasste Partituren zeigen bereits den Tremor des Todes.Der Fluch der Lues und die Quecksilber-Quacksalberei
Dem Kölner Wissenschaftsautor Ludwig Köppen - einem Mathematiker - ist aufgefallen, dass der Wechsel von gesunden und Schwächeperioden bei Mozart genau dem frühen Krankheitsverlauf der Syphilis entspricht. An sich noch kein sehr origineller Befund: Eros und Sinnlichkeit prägen das Lebensgefühl zu Mozarts Zeit. Am Vorabend der französischen Revolution schwelgen vor allem die gehobenen Stände in ausschweifender Sexualität. Die Syphilis, damals Lues genannt, war weit verbreitet. Dass sie trotzdem als absolutes Tabu galt, wäre eine Erklärung für die Geheimniskrämerei um das Ableben des Komponisten.
Stark toxisches Schwermetall: Quecksilber
Warum aber endet die eigentlich schleichende Krankheit bereits nach sechs Monaten tödlich? Eine vor kurzem durchgeführte Untersuchung der Universität Wien ergab in einem einzelnen Haar Mozarts ums Zehnfache erhöhte Quecksilberrückstände. HGCL2 aber - Quecksilber, mit Kochsalz zu einem Trank verrührt - galt seiner stark antibakteriellen Wirkung wegen als probates, wenn auch schwer zu dosierendes Mittel gegen die "französische Krankheit". Der Hofarzt Baron von Swieten scheint mit seinem Liquor Swietenii über 4.000 Patienten behandelt zu haben; sein Sohn verkehrte in Mozarts Umfeld.
Liebeskrank und aufgeputscht
Plausibel ist die Syphilis-Quecksilber-Hypothese auch für Helmut Denk, Pathologe an der Uni Graz, und für den Musikwissenschaftler Frieder Reininghaus. Sie sehen auch in den bisher oft als Todesursache betrachteten Arsenfunden in einer Partitur der "Zauberflöte" von 1791 keinen Widerspruch: Arsen fand zu Mozarts Zeit als Aufputschmittel Verwendung, war sozusagen das Ecstasy des Rokoko. Helmut Denk: "Es ist für mich überhaupt nicht ausgeschlossen, dass er damals arsenhaltige Substanzen verwendet hat, um eine Kräftigung zu erreichen."
Auch Reininghaus sieht in der Theorie eine schlüssige Erklärung für das Verhalten des kranken Mozart und seiner Angehörigen. Und er verweist auf eine Briefstelle Mozarts zum Zeitpunkt der möglichen Ansteckung, in der er vage von einer Unbekannten schreibt, ohne die er "nicht sein" könne.