"Kleider machen Leute"?

Ach was.

Ich habe mal bei einer Parkbesichtigung in England den mutmasslichen Gärtner, der da abgerissen und verdreckt vor sich hin hockte, gefragt, ob man das Herrenhaus besichtigen könne. Im Gespräch stellte sich heraus, dass es sich um den Schlossbesitzer, einen veritablen Lord von und zu handelte. Es wurde noch ein netter Nachmittag.

Nein, ich glaube, von den Zeiten, in denen bestimmte Kleidungsstücke oder Accesoires Signale gaben: "Seht her, ich bin ...", habe auch ich mich weit entfernt.

Jeans, T-Shirt, Lederjacke steht für alles und nichts. Und wenn ich will, kann ich auch noblen englischen Massanzug tragen, ölverschmierten Overall oder eine ausgeleierte Jogginghose - das signalisiert eher die Situation als die Grundhaltung.

Es gibt für jeden Anlass die passende Kleidung.

Liege ich unterm Trecker, trage ich einen ollen Bundeswehr-Overall.
Bin ich allein zu Haus, auch mal Jogginghose und albern bedrucktes T-Shirt.
Wenn ich zu EDEKA einkaufen fahre, trage ich andere Kleidung, als wenn ich beim Hamburger Bürgermeister zum Dinner eingeladen bin.

ich käme nie auf die Idee, zu einem Vorstellungsgespräch oder einem Kundentermin im ölfleckigen Overall oder in einem T-Shirt mit dem Aufdruck "Bier formte diesen wunderschönen Körper" anzutreten.

Was also sollte das Problem sein? Oberflächlichkeit? Na, ob es besser wäre, ich würde nackt zur Gemeinderatssitzung oder zum Elternabend erscheinen?

Wirklich guter Kleidung sieht ohnehin nur der Fachmann an, was sie wert ist. Und der schweigt dann auch darüber. Wenn ich mir ansehe, was meine Frau für einige maßgeschneiderte Kostüme ausgibt, dann schwinden mir die Sinne. Ich kann das zwar nicht von C & A unterscheiden, aber offenbar gibt's in ihrer Branche genug, die sogar erkennen, von welchem Schneider es stammt.