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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

11 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Angst, Psyche, Krankheit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Seite 1 von 1

Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

14.07.2021 um 19:48
Hallo,

Ich habe die Diagnose einer Multiplen Sklerose bekommen, was mich in ein tiefes Loch hat fallen lassen...
Es wird immer schlimmer und jetzt hat mein Arzt mir empfohlen, einen Rollator zu nutzen. Ich kann mich aber einfach nicht dazu überwinden. Ich habe das Gefühl, je mehr ich auf äußere Hilfe angewiesen bin, desto weniger frei bin ich und desto mehr werde ich an meine Krankheit erinnert.

Geht es jemandem genauso?

Es ist ein Dilemma...Einerseits weiß ich, dass ein Rollator mir helfen würde, wieder aktiver zu sein und mich mehr zu bewegen, andererseits wird er mir dann immer wieder bewusst machen, wie krank und bewegungsunfähig ich bin. Vor den Blicken von anderen habe ich auch Angst.

Vielleicht kann mir ja jemand (aus Erfahrung) sagen, ob man sich irgendwann daran gewöhnt oder hat einen Tipp, wie man seine Angst überwinden kann.

Ich würde mich freuen, mich mit jemandem austauschen zu können!
Ich danke euch :)


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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

14.07.2021 um 20:37
Was andere denken sollte dir egal sein.

Gehts dir besser, wenn du mit deinem Hintern zuhause bleibst?

Wann hast du die Diagnose bekommen, kürzlich? Wie wäre es mit Physiotherapie?
Auch Depressionen gehören zu der Erkrankung, vielleicht hilft es dir, mal mit einem Psychologen zu sprechen oder dich mit Gleichgesinnten in speziellen Foren oder sogar in deiner Stadt (?) sich zu treffen und austauschen zu können.


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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

14.07.2021 um 20:57
Du kannst dich doch mit Rollator besser und freier bewegen als ohne. Du wirst doch sicher ohne ein Hilfsmittel wesentlich öfter an die Grenzen deiner Beweglichkeit stoßen. Erinnert dich das nicht, oder willst du es nur nicht wahr haben?


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Nuka ehemaliges Mitglied

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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

15.07.2021 um 17:26
@RitaGlass

Ich kenne mich mit Deiner Krankheit so gut wie gar nicht aus, denke aber, dass Dein Hauptproblem in erster Linie das "Hilfsmittel" Rollator ist..

Vor zwei Jahren lag ich im Koma und musste sämtliche (selbstverständliche) Bewegungen und Aktivitäten, sei es sprechen, essen, greifen und laufen neu erlernen. Zu den Hilfsmitteln zählte auch der "verhasste" Rollator. Assoziert man doch in erster Linie dieses Hilfsmittel zu einem älteren Menschen, so schämt man sich absolut, dieses Teil in jungen Jahren in der Öffentlichkeit zu benutzen..
Ich kenne abschätzende Blicke und die unfassbare Scham - aber der Rollator hat mich ins Leben zurück bugsiert, mich wieder teilhaben lassen, mir ein großes Stück Freiheit wieder gegeben. Wenn man das erfasst, was dieses eklige, unförmige und stigmatiesierende Teil Metall einen zurück geben kann - dann jucken Dich irgendwann nicht mehr die eigene Scham, die Blicke der Leute (in der Einbildung Aufgrund der eigenen Scham guckt eigentlich jeder - aber eigentlich guckt kaum einer).. Sobald Du dieses Hilfsmittel auch als solches annimmst, ist Dir irgendwann der Background Deiner Krankheit egal! Das teilhaben am Leben, die Mobilität trotz Krankheit sollte es Dir wert sein, sich mit dem Rollator anzufreuden!


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Doors ehemaliges Mitglied

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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

16.07.2021 um 16:49
@RitaGlass

Prinzipiell würde ich bei jeder Erkrankung nötige und nützliche Hilfsmittel verwenden. Davon, dass ich nicht auf gesundheitliche Mängel/Schäden hingewiesen oder daran erinnert werde, gehen die leider nicht weg. Ignorieren ist wenig hilfreich.


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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

16.07.2021 um 22:08
@Nuka
Wow, deine Geschichte hat mich sehr berührt. Geht es dir jetzt wieder besser? Kannst du jetzt wieder ein Leben ohne Einschränkungen leben oder musst du immer noch Dinge "neu lernen"?
Du hast wohl Recht...es ist nur alles noch so neu und plötzlich, vielleicht habe ich ja, wenn ich mich ein bisschen mehr an meine Lebenssituation gewöhnt habe, deine Einsichten. Das würde mir sehr helfen, so zu denken wie du.
Musstest du den Rollator dann ständig nutzen oder nur bei längeren Strecken?
Und was für einen hast du denn benutzt?
Ich habe mir nämlich überlegt, mir fürs Erste einen sogenannten Leichtgewicht Rollator zu besorgen, da das dann nicht so ein auffälliger Klotz ist.
Oder kannst du mir was empfehlen, wodurch ich mich mit Rollatoren besser anfreunden kann?
Tut mir leid für die ganzen Fragen, haha.. ;) Aber du hast mich mit deinen Worten sehr inspiriert und motiviert! :)


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Nuka ehemaliges Mitglied

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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

16.07.2021 um 23:04
@RitaGlass

Empfehlen kann ich Dir leiden keinen Rollator, denn der Sozialdienst des Klinikums hat das für mich über die Krankenkasse abgewickelt. Lediglich Größe und Gewicht wollte man wissen und dann war er einen Tag später da, wurde auf meine Körpergröße eingestellt und noch erklärt, wie das mit den Bremsen etc. funktioniert.

Normalerweise müsstest Du mit Deiner Krankheit einen Rollator von der Kasse gestellt bekommen (die sind auf jeden Fall unauffälliger, als jene aus Deinem Link - denn Du möchtest doch nicht großartig auffallen, oder? ;) ) Nun weiß ich ja nicht, ob Du in Deutschland lebst und wie Du versichert bist - solltest Du Dir einen selber kaufen (müssen), bestelle ihn nicht einfach auf gut Glück, sondern probiere ihn aus und schau, dass Du damit dauerhaft zurecht kommst - auch hinsichtlich Deiner Körperform, die sich bei Fortschreiten Deiner Krankheit verändern wird. Das könnte dann langfristig arg ins Geld gehen..
Wie gesagt, ich kann Dir da keine wirklichen Empfehlungen aussprechen - dafür solltest Du Deine Ärzte und Physiotherapeuten zu Rate ziehen. Erstaunlich, dass es bislang nicht dazu kam..

Nur kurz, da hier nicht Thema: Ja, ich muß immer noch lernen, jeden Tag aufs neue - quasi immer im Training bleiben. Und ja, ich benötige den Rollator auch heute noch - zumindest auf längeren Strecken. Dennoch kann ich wieder Sport machen und ohne dieses Hilfsmittel und deren Ablehnung, wäre ich heute nicht da, wo ich bin. :)

Nur Mut - auch zur eigenen Eitelkeit! :)


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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

24.07.2021 um 13:20
Sei froh das es solche Hilfsmittel gibt. Ich habe jetzt auch einen. Ich brauche ihn aber zum Fotografieren oder wenn ich auf Veranstaltungen bin wo ich nicht weiß ob man sitzen kann. Meine Fotografie müsste ich sonst aufgeben. Ich kann das nicht tragen und muss ich mal hinsetzen können.


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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

24.07.2021 um 18:54
Hey, zunächst kann ich deine Ängste sehr gut nachvollziehen und auch deine Ablehnung der Hilfsmittel. Es ist nur natürlich, dass man sich anfangs dagegen wehrt und nicht akzeptieren möchte, dass man die physiologisch korrekten Abläufe selbstständig nicht mehr vollziehen kann.

Ich arbeite teils mit MS-Erkrankten und ihren Erfahrungen zu urteilen nach, kommt man dauerhaft nicht um Psychotherapie rum, wenn man nicht abdrehen möchte. An Psychotherapie ist nichts verwerflich, wie auch an einem Rollator nicht, aber das muss erst mal prozessiert werden. Gerade zu Beginn der Diagnose und der ersten Symptome, wehrt man sich gegen alles. Die Information muss erst mal wirklich ankommen.

Hoffe, du entscheidest dich um deiner Lebensqualität wegen für eine psychotherapeutische Unterstützung. Die guten Zusprüche und Ratschläge von Fremden und Laien mögen da ein Trost sein, sie sind auch wichtig, du solltest darauf nicht verzichten - aber auch nicht allein auf sie bauen.

Ich wünsche dir viel Kraft.


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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

27.08.2021 um 22:55
@Nuka
@Gretchen
@Intemporal
Ich danke euch allen sehr für eure motivierenden Worte und Geschichten :)
Ich traue mich nun etwas mehr und habe mich mit meinem neuen Rollator auch schon etwas angefreundet...es fällt mir aber immer noch schwer, in die Öffentlichkeit zu gehen und etwas Aktives zu machen. Ohne die Unterstützung meiner Familie hätte ich es aber nicht geschafft, mich wenigstens etwas aufzurappeln. Die sind seit Wochen eine extreme Stütze! Ich hoffe, dass ich irgendwann wieder lebensfroh laut lachen kann :)
Und ich hoffe, euch geht es auch gut!
Danke :)


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Psyche und Angst überwinden bei meiner Krankheit...

29.12.2021 um 13:00
@RitaGlass

Tut mir leid von deiner Krankheit zu hören. Wegen Depressionen war ich mal in einer Klinik. Ich hatte schwere somatische Beschwerden in den Füßen und Gleichgewichtsstörungen. Eine wenig empatische Ärztin drohte mir mit einem Rollator. Eine längere Geschichte. Gehört nicht hier her.
Aber es war ein Schock, sowas zu hören. Um mich positiv zu stimmen, habe ich meinen nicht existierenden Rollator gleich meinem Geschmack nach eingerichtet, oder besser hergerichtet. Als erstes bekam er neue Griffe. Die fand ich in einem Fahrradladen. Ein Schlaraffenland. Eine Klingel für lahme Fußgänger, Blinklichter für blinde Autofahrer, und farbiges Firlefanz gegen den grauen Alltag.
Jedesmal, wenn ich heute einen Rollator sehe, denke ich, warum ist der nicht rot, oder blau, warum so trist?
Also mein Vorschlag. Mach aus deinem Hilfsmittel das beste und führe es mit Würde, wie Schmuck, oder einen gewagten Haarschnitt.
Ich habe dann doch keinen gebraucht. Aber ich wüßte schon, wie er aussehen würde!
Schön, daß deine Familie dich unterstützt.
Alles Gute weiterhin und roll on!

mvg
bleakhouse


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