Vier Tote auf Waldparkplatz bei Annecy
19.06.2025 um 10:34
Moin, moin,
war früher hier im Forum aktiver, hps. Hinterkaifeck, und habe diesen Thread aber nur nebenher verfolgt, und seit 2021 gar nicht. In den letzten 2 Tagen bin ich hier aber immer wieder mal "hängengeblieben". Habe bis ca. Seite 70 zurückgelesen, also bitte entschuldigt, wenn mir ein Detail untergegangen ist.
Ich war noch nie so richtig überzeugt, dass es sich hier um ein gezieltes Attentat entweder auf die Familie oder den Radfahrer gehandelt hätte. Den Radfahrer z.B. hätte man viel besser an einer geeigneteren Stelle abpassen können, ohne dass vier weitere Menschen hätten Zeugen sein müssen. Und man kann auch sicher davon ausgehen, dass die Behörden in all den Jahren gründlicher in die jeweiligen Hintergründe gucken konnten als man das als Forenleser kann. Ich habe immer mehr die Psychopathen-Theorie favorisiert, sprich jemand Gewaltbereites greift zu einer Waffe, weil ihn gerade etwas getriggert hat, ein Gespräch, eine Situation, was auch immer. Ein bißchen dagegen spricht aber, dass der Täter wenigstens 3 Magazine dabei hatte und nicht nur eines oder zwei. Also ist andererseits wahrscheinlich, dass, auch wenn es ein solcher Täter war, der an diesem Tag dort auf die Familie und den Radfahrer getroffen ist, er einen gewissen Vorsatz bzw. Vorplanung für diesen Tag hatte.
Beim Querlesen mit dem Fall des vermuteteten Serienmörders Lelandais fiel mir eine grobe Ähnlichkeit im Aussehen des ermordeten Mädchens Maelys und der älteren Tochter der Familie auf. Hier war ein Täter, der einerseits eine hohe Risikobereitschaft bzw. Dreistigkeit hatte (Kind mitten von einer Hochzeit entführen), der sich also für unfehlbar hielt und andererseits grobe Fehler machte (Wagen hinterher 3 h unter einer Überwachungskamera waschen im Fall des Mädchens, nach Verwesungsprozessen googeln im Fall des jungen Mannes), sehr psychopathisch wirkt (einmal ein Kind entführen und einmal einen Erwachsenen, bei zwei Leuten kein klares Muster erkennbar, zwei weitere Kinder in dieser Altersgruppe missbraucht) und offensichtlich nur gerade soviel zugibt, wie man ihm nachweisen kann "Ich habe mit dem Mädchen nichts zu tun" - "In Ihrem Wagen haben wir DNA von ihr gefunden" - "Ich gebe zu, dass sie im Wagen war, aber umgebracht habe ich sie nicht" so in etwa). Und einige Zeit später machte es dann Klick bei mir, ging es hier vielleicht um etwas ganz anderes, war evtl. ein Sexualdelikt geplant? Insofern gebe ich mal folgendes Szenario zur Diskussion, vorher aber noch lose einige Stichworte.
- Auf dem Parkplatz stand ziemlich sicher kein anderes Auto, das nach dem BMW der Familie und vor der Polizei wegfuhr. Denn der BMW stand zuerst ziemlich nah am einen Ende und nach der Kehrtwendung am anderen Ende, ein anderer Wagen hätte nur dazwischen stehen können und hätte beim Wegfahren dann die Reifenspuren des BMWs überfahren, das ist aber nicht der Fall. Der Täter war zu Fuß, mit einem Fahrrad, mit einem Motorrad oder einem anderen Wagen da, der aber nicht in Sichtweite geparkt haben kann.
Eigentlicher Plan des Täters war es nach meiner Theorie, sich eines Kindes zu bemächtigen. Der Plan war, die Begleitperson direkt zu töten oder kurz danach und das Kind (und das Auto!) mitzunehmen. Vorhanden sind eine alte Pistole und einige Magazine und man kann davon ausgehen, dass er das Handling mit der Waffe geübt hat.
Für diesen Zwecke wäre folgende Location aus Tätersicht geeignet:
- ein abgelegener Waldparkplatz, der
- nicht so häufig frequentiert ist, dass man ständig von ankommenden oder abfahrenden Wagen/Personen = Zeugen gestört wird;
- aber auch nicht so selten, dass man sich tagelang die Beine in den Bauch stehen muss;
- der Parkplatz sollte nicht am Ende z.B. einer Sackgasse sein, das gäbe es ja sicher auch in den Bergen, sondern notfalls muss es einen anderen (Rückzugs!)weg geben;
- die Zuwegung in beiden Richtungen sollte übersichtlich sein, ankommende Fahrzeuge müssen hier von unten hochkommen und sind auch akustischer wahrnehmbarer als wenn sie von oben herabrollten;
- man sollte sich vor Ort gut verstecken können, um die ankommenden Leute abzuchecken, ohne sofort selbst bemerkt zu werden;
- es sollten sich Versteckmöglichkeiten in der Nähe anbieten, um z.B. die Begleitperson, die man zu töten vorhat, erstmal zu verstecken (wenn man sie nicht mitnehmen will)
- der Parkplatz sollte weit genug weg von Siedlungen sein, dass man einige wenige Schüsse, mehr war erstmal nicht geplant, nicht als besonders auffällig wahrnimmt.
- die Wahl des Parkplatzes sollte den "Kundenkreis" der Ankommenden bereits etwas einschränken. Das war kein Parkplatz, der regulär Familien mit ganz kleinen Kindern anzog oder ganz alte Leute mit Rollator, aber auch keine Hochleistungssportler, weil es danach auf dem für Fzg. gesperrten Waldweg nur "langweilig" weiterging, bis man deutlich weiter oben dann z.B. Aussicht genießen konnte.
Bei diesen Vorbedingungen muss man sagen, dass der Waldparkplatz sehr gut gewählt war aus Tätersicht.
Wenn man nun eine solche Tat vorhätte, dann zu welcher Uhrzeit?
- auf Wald(wander)parkplätzen ist es meist so, dass ganz früh morgens noch nichts los ist, man aber dann damit rechnen muss, dass etwas später eher mehr los sein wird. Viele gehen spätestens am späteren Vormittag los und wollen gut vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein, erst recht, wenn man als Tourist fremd in der Gegend ist
- am Nachmittag kommen dann eher nur noch die Leute, die eine kurze Tour vorhaben, es dünnt sich aus. Hierzulange beobachte ich an solchen Parkplätzen oft, dass dann nur noch Einheimische kommen, die noch kurz ihren Hund ausführen wollen oder joggen gehen wollen.
Unter diesen Gesichtspunkten ist ca. 15:30 also ganz passend. Es könnte sein, dass die Familie an diesem Tag überhaupt die erste passende Konstellation ergab und der Täter auch damit rechnete, dass danach nichts "Passendes" mehr kommen wird.
Welcher Opfergruppe wäre für ein solches Vorhaben geeigneter aus Tätersicht?
- ideal wäre ein Kind und eine für den Täter beherrschbare Begleitperson. Je mehr Angehörige, je größer die Familie, desto gefährlicher, auch mit der Waffenausstattung des Täters. Je jünger, athletischer z.B. ein Vater, desto gefährlicher. Ideal wäre also Kind mit Opa oder Oma oder z.B. alleinerziehendes Elternteil, die mit einem Auto kommen - nicht die Familie, die eine Fahrradtour macht.
- Ausländer wären besser geeignet als eine Familie z.B. aus dem Ort. Normalerweise sagt man als Tourist bei solchen harmlosen Zielen nicht irgendwo Bescheid, wo man genau hingeht und wann man zurück sein will. D.h. kann davon ausgehen, dass die Opfer erstmal nicht vermisst werden und wenn, dass man dann nicht genau weiss, wo man suchen soll.
Was hieße das nun konkret für dieses Aufeinandertreffen der Personen auf diesem Waldparkplatz irgendwann kurz nach 15:30?
- der Täter sieht - womöglich nach stundenlanger Wartezeit - den Wagen der Al Hilis ankommen. Er sieht einen Vater den Wagen lenken und ein Mädchen daneben sitzen. Sofort zu erkennen an Nummernschild und Lenkerseite: Briten. Der Wagen parkt ein, der Vater und die Tochter steigen aus und entfernen sich ein Stück vom Wagen. War dem Täter in diesem Moment überhaupt klar, dass noch weitere Personen im Wagen sitzen? Das wäre interessant und hängt von mehreren Faktoren ab, Standort des Täters, Verspiegelung der Autoscheiben, Lichtverhätlnisse in diesem Moment, blieben die anderen Türen geschlossen, waren die Fenster offen (eher nicht! Siehe Schussbilder), waren die anderen Insassen zu hören oder nicht? Klar ist, dass die anderen Insassen erstmal nicht nachkommen, ich denke für die Al-Hillis war beim Ankommen klar, dass sie gleich wieder fahren werden, weil von hier aus kein großer Ausflug zu irgendetwas besonderem mehr geplant war, man hatte wohl etwas anderes erwartet.
Ich könnte mir vorstellen, dass der Täter im ersten Moment, im Gebüsch in der Nähe wartend, davon ausging, hier kommt nur EIN Mann mit EINEM Kind. Das Kind schlägt sich in die Büsche, um Pippi zu machen, bleibt aber sicher, wie Kinder in dem Alter das gewöhnlich tun, wenn niemand außer Familie zu sehen ist, gut sichtbar in Wegnähe. Der Vater wirkt nicht super jung und athletisch, vielleicht könnte man ihn, von den Bildern, die wir von ihm kennen, auch schon fast für einen Großvater halten, der mit seiner Enkelin einen kurzen Spaziergang machen will - der große und teure Wagen könnten für den Täter ebenfalls dafür sprechen. Für den oben entworfenen Tätertypus und seine Motivation die ideale Konstellation! Niemand sonst da, Tag schon vorgerückt, mit seiner Waffe gut in Schach zu halten. Der Täter entschließt sich, dass das nun "seine Opfer" sind. Er verlässt das Gebüsch und ich bin mir sicher, dass in diesem Moment die Situation für den Vater und die Tochter schon bedrohlich wirkte, auch wenn der Täter vielleicht gar noch nicht die Waffe gezogen hatte, es kommt jemand auf sie zu, der eben noch nicht zu sehen war, und der wohl nicht wie ein Wanderer aussah und offensichtlich alleine vor Ort war. Das ist der Moment, der sich in der Aussage des Mädchens manifestiert (sinngemäß "da kam ein böser Mann aus dem Wald/Gebüsch"). Kinder merken instinktiv, wenn ihren Eltern eine Situation unheimlich ist. Die beiden gehen zügig zum Wagen zurück. Der Täter kommt näher und zieht seine Waffe, will zum Überfallteil seines Plans übergehen. In dem Moment taucht der Radfahrer auf. Ich vermute, dass der Täter die Straße nach unten in den Ort in diesem Moment nicht ausreichend beobachtet hatte und ihn der Radfahrer überrascht hat (hat ihn das Pippimachen des Kindes zu sehr abgelenkt??).
Wenn man auf googleearth und komoot schaut, dann hat man den Eindruck, dass es vom Parkplatz bis zur ersten Kurve Richtung Chevaline ca. max. 200 m sind, und laut Komoot auch fast eben, d.h. das ist der überblickbare Bereich für den Täter, wobei ein Rennradfahrer aufgrund der schmalen Silhouette und der fehlenden Geräusche bergauf wahrscheinlich sehr viel später auffällt als ein Auto. Ich schätzte, dass ein trainierter Rennradfahrer wie M. auf diesem Wegabschnitt noch gut 20 km/h, eher vielleicht sogar mehr, schaffen könnte und daher innerhalb von max. 40 Sekunden (!), in denen der Täter auf die Al-Hilis fokussiert war, aufgetaucht ist.
Der Radfahrer sieht einen Mann mit gezogener Waffe hinter dem Vater und der Tochter und wird sicher stutzen, evtl. auch fragen "was ist denn hier los" o.ä. Für den Täter ist in diesem Moment klar, dass der Radfahrer gerade seinen Plan zerstört und ihm gefährlich werden kann. Wenn der Radfahrer sich dazu entschließen würde, umzudrehen und zum Ort zurückzuradeln, würde der Täter ihn nicht einholen können - auf dieser holperigen Straße evtl. selbst mit einem Auto nicht, wenn er mit einem vor Ort gewesen wäre. Also schießt der Täter sofort auf den Radfahrer. Dann schießt er auf den Vater, ihn hätte er sowieso zu töten vorgehabt. Die Tochter trifft er in diesem Moment, vermute ich, noch versehentlich, der Schuss in den unteren Rückbereich beim Vater und der Schulterschuss der Tochter könnten vom gleichen Moment, gleiche Schusshöhe, gewesen sein, d.h. der Schuss in die Schulter galt eigentlich dem Vater. Der Radfahrer liegt dann auf dem Boden und stellt zunächst keine Gefahr dar, der Vater will aber im Wagen fliehen! Die beiden Frauen im Wagen schreien und möglicherweise fällt dem Täter erst jetzt auf, dass hier viel mehr Leute sind als eben noch gedacht! Also tötet er alle, die er in diesem Moment erkennt. Auf den Radfahrer hat er eine besondere Wut, weil dieser ihm den ganzen Plan vermasselt hat. Das erklärt aus meiner Sicht, warum er noch mehrfach auf ihn schießt, als er schon am Boden liegt. Der Wagen lässt sich für eine unauffällige Flucht nicht mehr nutzen mit den zerschossenen Seitenscheiben, und daher lässt der Täter auch das schwer verletzte und sicher recht stark blutende Mädchen zurück, d.h. sein ganzer Plan ist in einem Blutbad geendet und deutlich mehr eskaliert, als er eigentlich vor hatte, selbst wenn eine Tötung von den begleitenden Erwachsenen von Anfang an geplant war.
Von weitem könnte ich mir vorstellen, dass diese Tat auch diesem Herrn Lelandais zuzuschreiben ist, wie man ja auch offiziell hat verlauten lassen, oder einer ähnlichen Täterpersönlichkeit, dissozial, narzistisch, sadistisch, nicht besonders schlau, aber recht gute Ortskenntnisse.
Noch grundsätzliches:
- ich bin nicht so überzeugt, dass es sich hier um einen durchtrainierten ehemaligen Elitesoldaten oder SEKler oder sonstwas handelt. Mich würde mal interessieren, welche Vollstreckungsmethoden Jugendliche, die Egoschooter-Spiele spielen, wählen, vermutlich werden da auch viele 2 Kopfschüsse setzen. Das war ein Täter, der den Überraschungseffekt auf seiner Seite hatte und auf engem Raum, wenige Meter, vier Menschen "unschädlich für ihn" machen musste. Davon waren, bis auf den Radfahrer und das Mädchen, alle "sitting ducks", d.h. leichte Ziele. Der Radfahrer war sehr gefährlich für ihn, schnell, wendig, durchtrainiert; das Mädchen unberechenbar, sie hätte auch ins Gebüsch rennen können, alle anderen waren leichte Ziele. Man denke auch an die ganzen Schulattentäter, die zwar überwiegend geübte Schützen waren, aber das Szenario ja dann doch das erste Mal durchführten, ohne vorher Kriegs-, Polizei oder sonstwelche Erfahrung hatten. Das o.g. vorgestellte Szenario halte ich zwar gerade für recht wahrscheinlich, aber es würde mich nicht wundern, wenn irgendetwas anderes Psychopathisches dahintersteckte, von 17-jährigem Jugendlichen bis 65-jährigem Almbauern, der sich in dem Moment gestört gefühlt hat, könnte man sich alles vorstellen.
- die Ermittler haben wohl sehr gut geschaut, ob den Al-Hillis jemand unmittelbar gefolgt ist, was wohl nicht so war. Ich hoffe, sie haben auch gut nachgefragt, ob jemand schon Stunden vorher, wahrscheinlich schon am sehr frühen Morgen, zu diesem Parkplatz vom Ort aus GEWANDERT ist. Der sein Handy noch unten im Ort ausgeschaltet hat und ziemlich sicher einen anderen Rückweg genommen hat, evtl. auch erst am nächsten Tag.
Was meint ihr dazu?