behind_eyes schrieb:Bei den im Raum stehenden Taten wird sie gerade deswegen keinen Vorteil haben, eher im Gegenteil. Möglicherweise wird sie politisch geframed und benutzt dann, ob sie jemals als geläutert wahrgenommen werden wird, ist für mich fraglich.
Mittäterin bei 10 Morden und 2 Sprengstoffexplosionen - das sind keine Bagatelldelikte. Klar.
Aber denken wir an die RAF-Mitglieder. Die wurden auch wegen schrecklicher Anschläge und Morde verurteilt. Beteiligung an der "Mai-Offensive" 1972 mit mehreren Toten, dem Überfall auf die Deutsche Botschaft in Stockholm mit der Hinrichtung zweier Geiseln, der Schleyerentführung und der Entführung der Landshut.
Nicht alle, aber viele der ehemaligen RAF-Mitglieder sagten sich los. Nicht alle bereuten, manche erschöpften sich in einer intellektuellen Durchdringung und dem Zugeben eines Irrtums oder der Feststellung von Sinnlosigkeit angesichts der gesellschaftlichen Verhältnisse in der Bundesrepublik. Trotzdem waren diese Aussteiger wichtig, entzogen sie ab 1977 der RAF mehr und mehr die Unterstützung durch Sympathisanten. Seit den 1980er Jahren gab es keine ideologische Rechtfertigung mehr, die die Anschläge in dieser Zeit noch mit der Aura des Idealismus hätte vergolden können.
Nun glaube ich nicht, dass Zschäpe das intellektuelle Format der akademischen RAFler hat. Leider glaube ich auch nicht, dass sich der rechtsextreme Terrorismus durch eine entsprechende Positionierung Zschäpes signifikant verändert. Er war nämlich nie eine (braune) RAF. Und der politische Rechtsextremismus braucht auch keine Anschläge. Er nutzt die Demokratie. 25% der Bundestagsabgeordneten gehören einer Partei an, die als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird. In Washington, Jerusalem oder Budapest sitzen sie an der Macht.